EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Dienstag, 10 Oktober 2017
Dienstag der 27. Woche im Jahreskreis
Heute auch : Hl. Gereon, Hl. Kassius und hl. Florentius, Hl. Viktor
Kommentar zum heutigen Evangelium - Hl. Augustinus : Zwei Frauen – zwei Bilder für unser Leben
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,38-42. In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer 104. Predigt; PL 38, 616
Zwei Frauen – zwei Bilder für unser Leben
Ihr werdet verstehen, so glaube ich, dass diese zwei Frauen, die beide dem Herrn sehr lieb sind, beide seiner Liebe würdig und beide seine Jüngerinnen sind [...], dass diese beiden Frauen also bildhaft für zwei Lebensformen stehen: Das Leben dieser Welt und das Leben der zukünftigen Welt, das Arbeitsleben und das Leben in der Ruhe, das Leben in Sorgen und das Leben in der Seligkeit, das Leben in der Zeit und das ewige Leben.
Zwei Leben: Betrachten wir sie einmal ausführlicher. Bedenkt also, worin dieses Leben hier besteht: Ich sage nicht, dass es ein verurteilenswertes Leben ist [...], ein Leben in Ausschweifung, in Gottlosigkeit; nein, ich rede von einem Arbeitsleben, das reich an Prüfungen, Ängsten und Versuchungen ist, von diesem Leben, das nichts Schuldhaftes hat und das wohl jenes der Martha ist [...] Das Böse war diesem Hause fremd, sowohl durch Martha, wie auch durch Maria. Hätte es etwas Böses gegeben, so wäre es vertrieben worden bei der Ankunft des Herrn. Zwei Frauen also haben hier gewohnt, beide haben den Herrn aufgenommen, zwei ehrbare Lebensentwürfe, beide gradlinig, der eine bestehend aus Arbeit, der andere aus Ruhe [...] Das eine Leben, das der Arbeit, war frei von Hetze, allerdings am Abgrund des Aktivismus; das andere Leben war frei von Müßiggang, allerdings am Abgrund der Untätigkeit stehend. Zwei Leben also waren da, und die Quelle alles Lebens [...]
Das Leben der Martha steht für unsere Welt; das Leben der Maria für die Welt, die wir erwarten. Leben wir jenes Leben gradlinig, um dieses in Fülle zu erlangen. Was besitzen wir schon jetzt von diesem Leben? [...] Gerade jetzt, in diesem Augenblick, sind wir schon ein bisschen Teilhaber an diesem Leben: Fern der Aktivitäten, fern von familiären Sorgen, seid ihr hier versammelt, seid ihr hier, um zuzuhören. Indem ihr das tut, gleicht ihr Maria. Und für euch ist das leichter als für mich, der ich das Wort ergreifen muss. Was ich sage, habe ich allerdings von Christus übergeben bekommen, und diese Nahrung ist die Speise, die Christus schenkt. Denn er ist das eine Brot, das alle bekommen, und deshalb lebe ich und kommuniziere ich in Gemeinschaft mit euch.
|