EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Mittwoch, 11 Oktober 2017
Mittwoch der 27. Woche im Jahreskreis
Heute auch : Hl. Philippus, Hl. Johannes XXIII.
Kommentar zum heutigen Evangelium - Eine Homilie aus dem 5. Jahrhundert: „Lehre uns beten“
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,1-4. Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Eine Homilie aus dem 5. Jahrhundert, fälschlicherweise dem hl. Chrysostomus zugeschrieben PG 64, 461
„Lehre uns beten“
Das höchste Gut ist das Gebet, das vertrauliche Reden mit Gott. Es schafft Beziehung zu Gott und Einheit mit ihm. So wie die Augen des Körpers beim Anblick des Lichtes erhellt werden, so wird die auf Gott ausgerichtete Seele von seinem unaussprechlichen Licht erleuchtet. Das Gebet fließt nicht aus einer äußerlichen Haltung, sondern kommt aus dem Herzen. Es lässt sich nicht auf Stunden oder festgelegte Zeiten begrenzen, sondern ist ständig am Werk, Tag und Nacht. Begnügen wir uns nicht damit, unsere Gedanken dann Gott zuzuwenden, wenn sie ausschließlich auf das Gebet ausgerichtet sind! Tun wir es, auch wenn andere Beschäftigungen – wie die Sorge um die Armen oder die Durchführung eines guten und nützlichen Werkes – uns in Beschlag nehmen. Auch hier ist es wichtig, Sinn und Sehnsucht auf Gott zu richten, um dem Herrn des Universums eine köstliche, mit dem Salz der Gottesliebe gewürzte Speise anzubieten. Wir können daraus einen großen und lebenslangen Gewinn ziehen, wenn wir darauf einen guten Teil unserer Zeit verwenden.
Das Gebet ist das Licht der Seele, die wahre Erkenntnis Gottes, die Mittlerin zwischen Gott und den Menschen. Es bewirkt, dass die Seele sich zum Himmel erhebt und den Herrn in einer unaussprechbaren Umarmung umfängt. Wie ein Säugling nach seiner Mutter schreit, so schreit die Seele nach Gott und weint, weil sie nach göttlicher Milch dürstet. Sie verleiht ihren tiefsten Sehnsüchten Ausdruck und erhält Geschenke, die alles übersteigen, was man in der Natur wahrnehmen kann. Das Gebet, durch das wir respektvoll vor Gott hintreten, ist die Freude des Herzens und der Friede der Seele. |