Arme Seelen - selige Franziska vom heiligen Sakrament .
Franziska lebte zur Zeit der heiligen Theresia von Avila.
Sie hatte ihre Liebe und ihr Mitgefühl gegenüber den Armen Seelen wohl von ihrem Vater geerbt. Als ihre Mutter und ihre Schwestern verstarben, erschienen sie ihr und baten um Gebet und Opfer um möglichst schnell vom Fegefeuer in die Anschauung Gottes zu gelangen.
Diese Begebenheit hat ihre Liebe und ihr Mitgefühl für alle Armen Seelen ungemein gestärkt und Gott ließ nun dieses auch zu und die Armen Seelen wissen.
Ab dem Zeitpunkt, so kann man sagen, war es ein ständiges kommen und gehen. Ob Tag oder Nacht, die Armen Seelen kamen und baten sie um Gebet und Opfer.
Es waren alle "Arten" von Armen Seelen:
alle Stände, Geistliche, Weltliche, Religiöse, Laien;
welche die im Leben sehr eifrig gewesen sind;
andere die Lau waren;
wieder andere die im guten oder schlechten Ruf von der Welt gegangen sind,
alle kamen sie zu Franziska und erzählten ihr von ihren Nöten und baten sie um Hilfe.
Manche erschienen ihr feurig, manche schwarz oder aber nur an einzelnen Gliedern geschwärzt und manche kamen in einer so schrecklichen Gestalt, dass sie eher einem Tier als einem Menschen glichen.
Franziska wurde aber von diesen schrecklichen Gestalten ohnmächtig, und so kam es, dass sie sich Zeitweise als schwebende Schatten zeigten, bis sie sich an deren Anblick gewöhnt hatte.
Manche erschienen ihr mit Symbolen oder Zeichen, die ihre frühere Tätigkeit oder Stand anzeigten und den Umstand ihres Verschuldens.
Ein Notar erschien ihr mit einer Feder und Schreibzeug, ein Schlosser mit einem glühendem Hammer, ein Trunkenbold mit feurigem Becher, eine eitle Frau in den Lumpen eines ganz zerfezten Kleides: all dies war der Ausdruck des momentanen Zustandes der jeweiligen Armen Seele.
War Franziska im Chor, so warteten die Armen Seelen am Weihwasserbecken; ging sie in ihre Zelle so folgten sie ihr dorthin; war sie zusammen mit ihren Mitschwestern so winkten die Armen Seelen sie zu sich.
Besonders groß war das Gedränge in der Armen Seelen Nacht. Dann kamen auch Seelen die bereits erlöst waren und dankten ihr.
Während Franziska schlief, warteten die Armen Seelen an ihrem Bett, bis sie erwachte. Trotz all dem konnte sie nie ihre Furcht ablegen und viel bei Sonnenuntergang immer in tiefe Traurigkeit.
Sie tat was sie konnte um den Armen Seelen zu helfen, sie betete unablässig für sie, opferte die heilige Kommunion für sie auf, sorgte dass ihnen Priester die heilige Messe lasen, fastete die meiste Zeit bei Wasser und Brot, geißelte sich stundenlang und opferte dem Herrn all ihre Leiden, ihr Schlaf, ihre Angst, ihre Arbeit und Mühen, ihre Schritte und Tritte, zum Trost der Armen Seelen auf.
Einmal klagte sie ganz rührend den Armen Seelen:
"O liebe Schwestern, ich werde einmal wegen euch viele Jahre im Fegefeuer bleiben müssen; denn ich habe alles euch geschenkt und mir gar nichts behalten."
Aber die Armen Seelen trösteten sie dann mit ihrem Dank und mit ihrer Gegenhilfe... - [LB]