Im Februar 2020 hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gegenüber Journalisten erklärt, dass der fertige Bericht vorliege. Papst Franziskus, der den Report in [b]Auftrag gab, werde auch entscheiden, wann dieser veröffentlicht wird.
In einer heute veröffentlichten Einschätzung des Vatikan-Kommunikationschefs Andrea Tornielli wird der Fall McCarrick als "eine schmerzliche Geschichte, aus der die Kirche lernt" bezeichnet.
Tatsächlich räumt der Beitrag ein, dass es "zu Versäumnissen und Unterbewertungen" gekommen sei. Dabei wurden "Entscheidungen getroffen, die sich später als falsch herausstellten, auch weil im Verlauf der damals von Rom verlangten Überprüfungen die befragten Personen nicht immer alles erzählten, was sie wussten".
Diese Vorwürfe betreffen US-amerikanische Kirchenvertreter, die dem Bericht zufolge nicht die ganze Wahrheit über den Mann nach Rom meldeten, den Papst St. Johannes Paul II. daraufhin zum Erzbischof von Washington befördert hatte.
Kritische Beobachter werden eine solche Beschreibung aus dem Vatikan mit Skepsis lesen. Ob Papst Franziskus und seine Kurie besser daran getan hätte, das Versagen der Kirche – denn ein Versagen ist es, darüber sind sich wohl alle einig – durch eine externe, wirklich unabhängige Stelle prüfen und schonungslos offenlegen zu lassen: Darüber werden in den kommenden Tagen und Wochen zweifelsohne viele Stimmen diskutieren – darunter die Opfer und Angehörigen. Nicht zuletzt weil die Protagonisten – darunter mehrere Päpste – zum Teil selber beschuldigt wurden, von den Vergehen des berüchtigten "Uncle Ted" gewußt zu haben.