Offenbarungen an Barbara Weigand Band 1, L e b e n von Barbara Weigand, Schippach
Darum kannte ich keine größere Freude, als Ihn in der heiligen Kommunion in mich aufzunehmen.
In unserer Dorfkirche hatte ich keine Gelegenheit dazu, weil wir mitunter Priester hatten, die nicht einmal alle Sonntage Beichtkinder haben wollten, und so mußte ich übers Feld in eine entferntere Kirche gehen. So wanderte ich selbst im strengen Winter 1879 um Mitternacht, mindestens zweimal die Woche, in die Kapuzinerkirche nach Aschaffenburg, welches von Schippach fünf Stunden entfernt liegt. Einmal ging ich von dort heim, ich war ganz allein und betrachtete auf dem ganzen Weg die unendliche Güte Gottes, der uns mit solcher Gnade gleichsam überschüttet. Ich fand jedoch schon wieder in mir einen Fehler vor, den ich trotz der vielen Gnaden am selben Tag begangen hatte, und weinte bitterlich vor Reueschmerz. Da war mir`s plötzlich, als wenn mich jemand erfaßte. Ich fühlte nicht mehr, daß ich gehe, und dazwischen kam ich öfters wieder zum Bewußtsein. So kam ich eine große Strecke weiter, ohne zu wissen, wie und in viel kürzerer Zeit wie gewöhnlich.
Dort hatte ich zum ersten Mal jenen geheimnisvollen Verkehr. Dies war am Dreifaltigkeitssonntag 1880. Dabei hörte ich die Worte:
„Siehe, alle die Fehler, die du begangen und beweinst, will ich dir verzeihen, wenn du oft kommunizierst.“
Ich berichtete dies meinem damaligen Beichtvater, und er gab mir neun Tage nacheinander die heilige Kommunion, und dann eine Zeitlang öfters. Aber das dauerte nicht lange. Alles Bitten war vergebens. Ich konnte nicht mehr erlangen, als daß ich für eine hoffärtige, eigensinnige Person erklärt wurde.
Einmal ging ich mit dem Ave-Läuten in die Kirche. Es war Fastnachtsdienstag, wo ich den lieben Heiland etwas entschädigen wollte, und bat um die heilige Kommunion, erhielt aber wie immer eine abschlägige Antwort. Als die Leute fort waren, wandte ich mich an den lieben Heiland und sagte: „Mein lieber Jesus, du siehst, daß es nicht an mir gelegen ist. So komm, ich bitte dich, geistig zu mir.“ Dabei weinte ich mein Herz recht aus und ging nach Haus.

Unter der Haustür begegnete mir ein junges Büblein und sagte: „Ich soll Sie fragen, ob Sie morgen früh nicht auf den Neuhof kommen wollen, unser Großvater ist sehr krank und verlangt nach Ihnen, weil er morgen früh versehen wird.“ Der Neuhof liegt dreiviertel Stunden von Schippach entfernt, gehört aber zu einer anderen Pfarrei. Und ich ging hin. Gegen 11 Uhr kam der Bauer an, der mit einem Gespann den Geistlichen seiner Pfarrei geholt hatte, und der alte Mann beichtete. Danach rief er die Angehörigen, und auch ich trat ein, um den lieben Heiland zu begrüßen. In diesem Augenblick erfaßte mich eine solche Sehnsucht nach dem lieben Heiland, daß ich den Priester bat, er möge mir doch ein kleines Partikelchen reichen. Der Priester fuhr zusammen und nickte, verwundert mich anschauend, mit dem Haupte. Tief bewegt ob der Güte Gottes speiste er den Mann, und wandte sich dann um zu mir, und gab mir nicht nur ein Partikelchen, wie ich in meiner Sehnsucht verlangt, sondern eine ganze Hostie.
Der Priester betete noch mit dem Kranken die Sterbegebete und gab ihm die Letzte Ölung, dann wandte er sich zu mir und sagte: „Für Sie hat heute der liebe Gott selbst gesorgt.“ Dann fuhr er fort: „Ich weiß nicht, wie dies zuging, ich muß mich vergriffen haben. Denn als ich schon längere Zeit gefahren war, fiel mir plötzlich ein nachzusehen, ob ich auch die heilige Hostie nicht etwa verlieren könnte, und sah zu meinem Erstaunen, daß ich statt einer Hostie deren zwei hatte. Jetzt sehe ich aber, daß der liebe Gott dies so gefügt hat.“
wird fortgesetzt.