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  • 16.02.2017 00:23 - „Die Messen von den Vorfastensonntagen, die man unverständlicherweise gestrichen hat“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Die Messen von den Vorfastensonntagen, die man unverständlicherweise gestrichen hat“
16. Februar 2017 Hintergrund, Liturgie & Tradition 0


Karlskirche in Wien
Von Stephanus Flavius

Am 15. April 1992 gab der Klosterneuburger Chorherr, Hr. Petrus Tschinkel CanReg, ein aufschlußreiches Interview. Er war Schüler seines Mitbruders Pius Parsch (1884-1954) und dessen Nachfolger als Rektor der Kapelle St. Gertrud, der Kapelle, in der die „Klosterneuburger Volksliturgie“ entwickelt und zuerst umgesetzt wurde. Überraschenderweise erklärte er, daß Pius Parsch zu Unrecht als Vorläufer der nachkonziliaren liturgischen Reform gilt. Das Gespräch führte der Theologe und Arzt Mag. Dr. Rupert Klötzl.

Die Eucharistiefeier hat nicht nur pädagogische Bedeutung

Zu jener Zeit sei die liturgische Erneuerungen von großen Benediktinerklöstern getragen worden und hätte sich auf akademische Kreise beschränkt. Pius Parsch hingegen wollte dem gesamten Volk Gottes die liturgischen Riten und Texte nahebringen. Aber:

„Es ging ihm nicht nur darum, das Volk mit diesen Kostbarkeiten bekannt zu machen, sondern ihnen den inneren geistigen Gehalt nahezubringen.“
Hr. Petrus Tschinkel CanReg verwies auf den 1. Petrusbrief und erinnerte daran, daß die Getauften berufen sind am Leidensweg Jesu und seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Eben darin habe Pius Parsch das entscheidend Neue gesehen, das das Evangelium gegenüber dem Alten Testament gebracht habe. Diese Teilhabe sei aber nicht nur ein sprachliches Bild, es geht um

„etwas Ontisches, Seiunshaftes, Teilhabe am göttlichen Leben, das ist es. […] In diesem Sinn hat die Volksliturgie nicht nur eine didaktische Bedeutung, eine pädagogische Bedeutung, sondern war sozusagen Instrument dieses Gnadenlebens.“
Die Messe – eine Bibelstunde

Nachdem er so die „begnadigte Sendung“ seines Mitbruders Pius Parsch umrissen hatte, erklärte er einer weitverbreiteten Meinung zuwider:

„Davon … ist eigentlich nicht viel geblieben. Denn die Reformen, die nachkonziliaren nach dem Zweiten Vatikanum, sind einen ganz anderen Weg gegangen.“
Das werde, so der Vertraute und Schüler Pius Parschs, an der neuen Leseordnung deutlich: Heute ginge es darum, den Gläubigen möglichst viele Texte nahezubringen, in möglichst reicher Abwandlung. Mit ihren verschiedenen Lesejahren tendiere die nachkonziliare Reform

„dahin möglichst viele Texte heranzubringen, … eine Bibelstunde, wenn Sie so wollen – mehr oder minder.“
Die Perikopen der traditionellen Meßformulare seien hingegen vom Gedanken des Mysteriums her bestimmt gewesen. Sie seien als Mysterienbilder gewählt worden, und nicht ihres „historischen bibelexegetischen Inhaltes wegen“.

Der Verlust der Vorfastenzeit


Der Klosterneuburger Chorherr Pius Parsch

Besonders beklagte Hr. Petrus Tschinkel CanReg in diesem Zusammenhang den Verlust der Vorfastensonntage, „die man unverständlicherweise gestrichen hat.“

Um die Erinnerung an die am vergangenen Sonntag begonnene Vorfastenzeit lebendig zu halten, sollen nachfolgend die Präfationen der drei Vorfastensonntage nahegebracht werden, wie sie im Mittelalter im deutschen Sprachraum gebräuchlich waren.

Sie haben zwar keinen Eingang in die nachtridentinischen Meßbücher gefunden, vermitteln aber auf anschauliche Weise den Charakter dieser weitgehend verlorengegangenen liturgischen Zeit.

Präfation für den Sonntag Septuagesima

VD. æternæ Deus! Quia per ea quæ conspiciuntur, instruimur, quibus modis ad invisibilis tendere debeamus; denique commonemur, anni ducente successu, de præteritis in futura, & ad nativitatem vitæ de vetustate transire; ut terrenis sustentatione expediti, cœlestis doni capiamus desiderabilius ubertatem, & per eum cibum qui beneficiis prærogatur alternis, perveniamus ad victum sine fine mansurum, per Xpm Dnm l. El.
In Wahrheit ist es würdig und recht, billig und heilsam, Dir immer und überall dankzusagen, heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott! Denn durch das, was wir sehen, werden wir belehrt, auf welche Weise wir nach dem Unsichtbaren streben sollen. So werden wir im Laufe des Jahres ermahnt, vom Vergangenen zum Zukünftigen überzugehen, und vom alten Menschen zum neuen Leben, damit wir frei von irdischen Lasten sehnsüchtig die Fülle der himmlischen Gaben empfangen, und damit wir durch die Speise, die die himmlische Seligkeit vorwegnimmt, zum endgültigen Sieg gelangen, durch Ihn unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn loben die Engel Deine Majestät, die Herrschaften beten sie an, die Mächte verehren sie zitternd. Die Himmel und die himmlischen Kräfte und die seligen Seraphim feiern sie jubelnd im Chore. Mit ihnen laß, so flehen wir, auch uns einstimmen und voll Ehrfurcht bekennen:1

Präfation für den Sonntag Sexagesima

VD. æternæ Deus! qui rationabilem creaturam, ne temporalibus dedita bonis ad præmia sempiterna contendat, ea dispositione dignaris erudire, ut nec castigatione defidciat, nec prosperitatibus insolescat, sed hoc potius fiat eius gloriosa devotio, quo nullis adversitatibus obruta superatur, per Xpm Dnm. l. gg. El.
In Wahrheit ist es würdig und recht, […] ewiger Gott! Dir hat es gefallen, die vernünftigen Geschöpfe die rechte Ordnung der Dinge zu lehren, damit sie nicht den vergänglichen Gütern erlegen nach dem ewigen Lohn streben müssen. Denn umso größer die Zucht ist, umso geringer ist die Gefahr, daß der Fortschritt zum Hochmut werde. So soll die Frömmigkeit des Menschen so großartig sein, daß keine Widrigkeit sie fortreißen oder besiegen kann. Durch Ihn unseren Herrn Jesus Christus. […]2

Präfation für den Sonntag Quinquagesima

VD. æternæ Deus! & maiestatem tuam cernua devotione exorare, ut modulum terrenæ fragilitatis aspiciens, non in ira tua, pro nostra pravitate, nos arguas, sed immensa clementia purifices, erudias, & consolaris; quia cum sine te nihil possumus facere, quod tibi sit placitum, tua nobis gratia sola præstabit, ut salubri conversatione vivamus, per Xpm. El. gg.
In Wahrheit ist es würdig und recht, […] ewiger Gott! Und Deine Majestät mit demütiger Hingabe anzubeten, damit Du uns – in Anbetracht der großen Schwäche alles Irdischen – nicht in Deinem Zorn wegen unserer Schlechtigkeit anklagst, sondern in Deiner überwältigenden Milde reinigst, erziehst und tröstest. Denn ohne Dich können wir nichts vollbringen, das Dir wohlgefällig ist, denn Deine Gnade alleine gewährt uns, in heilsamen Wandel zu leben. Durch Ihn unseren Herrn Jesus Christus. […]3
http://www.katholisches.info/2017/02/16/...gestrichen-hat/
Text/Übersetzung: Stephanus Flavius
Bild: Una Voce Austria/Pius Parsch Institut (Screenshot)



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