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  • 22.07.2017 00:04 - Kardinal Müller: „Ich und Franziskus? Ich bin loyal gegenüber dem Papst, aber kein Schmeichler“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Kardinal Müller: „Ich und Franziskus? Ich bin loyal gegenüber dem Papst, aber kein Schmeichler“
22. Juli 2017 0


Kardinal Gerhard Müller im Il-Foglio-Interview über Papst Franziskus, Amoris laetitia und den Zeitgeist.

(Rom) Matteo Matzuzzi von Il Foglio veröffentlichte ein ausführliches Interview mit Gerhard Kardinal Müller, dem von Papst Franziskus am 30. Juni entlassenen Präfekten der römischen Glaubenskongregation. In dem Interview geht es auch um die Frage, warum Kardinal Müller bei der Schlußabstimmung der Bischofssynode von 2015 die entscheidende Stimme lieferte, die Kardinal Kasper vor einer Niederlage und Papst Franziskus vor dem Gesichtsverlust bewahrte, aber erst das umstrittenen nachsynodale Schreiben Amoris laetitia möglich machte.

Der Papst ließ Dämme brechen, der Glaubenspräfekt spielte Feuerwehr – und wurde vor die Tür gesetzt

Kardinal Müller war in den vergangenen 16 Monaten, seit der Veröffentlichung des umstrittenen nachsynodalen Schreibens von Franziskus, Amoris laetitia, mit einer deutlichen Gegenposition zur Papstlinie an die Öffentlichkeit getreten, ohne den Papst namentlich und direkt zu kritisieren. Die Kernfrage der doppelten Bischofssynode über die Familie war, ob wiederverheiratete Geschiedene – und in deren Gefolge auch andere Gläubige in irregulären Beziehungssituationen – zu den Sakramenten zugelassen sind oder nicht. Die überlieferte Lehre der Kirche sagt entschieden Nein, weil Christus die Unauflöslichkeit der Ehe gegen die Scheidungspraxis des Alten Testaments lehrt. Kardinal Walter Kasper sagte am 20. Februar 2014 beim Kardinalskonsistorium hingegen Ja. Es besteht kein Zweifel, daß Papst Franziskus Kaspers Ja begünstigt und die heutige Ja-Praxis in manchen Diözesen und ganzen Ländern erst möglich machte. Offiziell äußerte sich der Papst aber nicht zur Frage, um sich nicht dem Häresieverdacht auszusetzen. Kritiker sprechen daher von einem Winkeladvokatentum.

Tatsache ist, daß heute jeder Bischof der Weltkirche für sein Bistum selbst entscheiden kann, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Heiligen Kommunion zugelassen werden oder nicht. 1977, wie der Historiker Roberto de Mattei vor wenigen Tagen erinnerte, prophezeite Erzbischof Marcel Lefebvre diese Fragmentierung der Weltkirche, die jene erreichen mü0ten, die eine Anpassung der Kirche an den Zeitgeist wollen.

Franziskus brachte der Kirche die „größte Verwirrung

Kardinal Müller trat in den vergangenen Monaten wiederholt an die Öffentlichkeit, um dem Ja Kaspers und von dessen Gefolgsleuten zu widersprechen. Der Glaubenspräfekt verzichtete dabei auf jede Kritik an Papst Franziskus, obwohl dieser der Hauptverantwortliche für die entstandene „größte Verwirrung“ ist, die nur ein Blinder leugnen könne, wie Kardinal Carlo Caffarra zu Jahresbeginn kritisierte. Kardinal Müller betonte jedoch, was implizit eine Kritik an Kardinal Kasper und ebenso an Papst Franziskus war, daß sich die Lehre der Kirche und ebensowenig die sich daraus ergebende Praxis geändert habe. Ebenso betonte der Glaubenspräfekt, daß „niemand, nicht einmal der Papst“, die Lehre Christi über die Unauflöslichkeit der Ehe ändern könne.

Deutliche Worte, die allerdings den in Fahrt gekommenen Zug der Kasperianer nicht stoppen konnten, weil diese den Papst auf ihrer Seite wissen. So konnten und können sie den Glaubenspräfekten, ob er Müller oder Ladaria heißt, einen „guten Mann“ seinlassen im fernen Rom.

Kasper hatte bereits vor Beginn der ersten Bischofssynode unzweideutig gegen Kritik erklärt, daß die Synode entweder so verlaufe, wie er es wolle, oder sie könne gleich wieder abgesagt werden. Eine Form von Nötigung, die Konsequenzen erfordert hätte, die es aber nicht gab, weil Kaspers seit Beginn des Pontifikats der Schatten von Franziskus war.

Ein „geerbter“ Glaubenspräfekt

Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und den von Benedikt XVI. geerbten Glaubenspräfekten gelangte nie zu einer brüderlichen Herzlichkeit. Spätestens mit dem Protestbrief der dreizehn Kardinäle, einer davon Müller, zum Beginn der entscheidenden Bischofssynode 2015 führte zum endgültigen Bruch. Die Kardinäle fühlten sich an der Nase herumgeführt und sagten das auch deutlich. Sie versammelten sich in Rom, um über miteinander zu beraten und mußten feststellen, daß die Synodenregie – bestimmt von treuen Bergoglianern – bereits das Synodenergebnis bereits ausformuliert hatte. Die Kardinäle protestierten gegen eine Gängelung der Synode und vor allem gegen vorgefertigte Ergebnisse. Papst Franziskus und sein Hofstaat waren in flagranti ertappt worden, den Lauf der Dinge manipulieren zu wollen.

Der Papst „tobte“, berichtete Edward Pentin, als im November 2016 die Dubia (Zweifel) von vier Kardinälen zu Amoris laetitia bekannt wurden.

Er tobte nicht so sehr über den Brief, den konnte er im Papierkorb entsorgen. Er tobte darüber, daß der Brief öffentlich bekannt wurde. Den gleichen päpstlichen Zorn zogen sich ein Jahr später die vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner mit ihren Dubia (Zweifel) zu Amoris laetitia zu. Franziskus ignoriert die Dubia bis heute, und man darf daraus schließen, daß er auch den Protestbrief der 13 Kardinäle vom Oktober 2015 ignoriert hätte. Seinen Zorn – die einzige Reaktion – wird ausgelöst, weil die Kritik der Kardinäle, ob gewollt oder nicht, an die Öffentlichkeit gelangte.

2015 trat der Papst selbst vor die Synodalen und polterte gegen eine „konspirative Hermeneutik“. Gegen die Dubia der Kardinäle schickte er seine engsten Mitarbeiter los, die sich regelrecht über diese herfielen und öffentlich niedermachten.

Um genau zu sein, fielen die Vertreter der päpstlichen Entourage nicht über die Dubia her, das wäre noch vertretbar gewesen. Nein, sie ließen die Dubia links liegen, verweigerten sich wie der Papst einer inhaltlichen Auseinandersetzung und stürzten sich auf die Kardinäle selbst.

Nicht erst seither steht fest, wer in Treue an der überlieferten Lehre und Praxis der Kirche festhält und dabei Franziskus in die Quere kommt, der wird geprügelt, entlassen, abgesetzt, unter Hausarrest gestellt oder unter kommissarische Verwaltung gestellt.

Kardinal Müller wurde am 30. Juni entlassen. Der Zusatz, er sei nach Ablauf seiner Amtszeit nicht im Amt verlängert worden, ist bestenfalls Kosmetik, um die Situation etwas zu beschönen.

Nun ist bekannt, daß es am Ende der Doppelsynode über die Familie, die eigens einberufen und inszeniert wurde, um die Kasper-Forderung durchzudrücken und die wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion zuzulassen. Mit dem Dammbruch bei den wiederverheirateten Geschiedenen gegen das Christus-Gebot würden automatisch weitere Dammbrüche einhergehen.

Schönborns Gradualitätsprinzip und Humanae vitae

Die Kasper-These, mit der er sein Ziel erreichen wollte, ließ sich auch auf andere Situationen anwenden. Kardinal Christoph Schönborn lieferte bereits bei der ersten Familiensynode 2014 die erweiterte Theorie dazu: das Gradualitätsprinzip. Demnach gebe es keine irregulären Situationen. Als solche bezeichnet die Kirche alle sexuellen Beziehungen zwischen Menschen außerhalb der Ehe, der einzig regulären, von Gott vorgesehene Beziehung. Laut Schönborn stelle jede Beziehung zwischen zwei Menschen nur eine graduell unterschiedliche Verwirklichung des Herrengebots dar. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Die Kirche solle zur Fülle begleiten, aber in jeder Beziehung bereits abgeschwächt dieses Gebot verwirklicht sehen. Diese These verbietet, das ist der Hauptsinn, jede Kritik an irregulären Beziehungen, etwa Ehebruch. Damit wäre der Kontrast „endlich“ überwunden, der seit der Sexuellen Revolution der 60er Jahre zwischen der Kirche und dem Zeitgeist herrscht. Ein Kontrast, den nicht wenige Kleriker als Belastung empfanden und den sie lieber heute als morgen loswerden wollten.

Papst Paul VI. hatte ihn hingegen mit seiner vielfach als prophetisch bezeichneten Enzyklika Humanae vitae im „Revolutionsjahr“ 1968 bekräftigt. S

chon damals verweigerten ihm ganze Bischofskonferenzen, darunter vor allem jene des deutschen Sprachraumes, die Gefolgschaft. Ein Bruch, der seither wie Gift am lebenden Körper die Kirche zersetzt. Amoris laetitia ist der erste Schritt, den Bruch zu überwinden. Nicht aber im Sinne der Wiederherstellung des Christusgebotes, sondern durch Kapitulation vor dem herrschenden Zeitgeist und seiner Hypersexualisierung.

Am Ende der Bischofssynode 2015 schien der von Franziskus unterstützte Plan der Kasperianer doch noch zu scheitern.

Bei der Abstimmung über den Synodenschlußbericht kam nicht die erforderliche Mehrheit zustande. Ein Sieg der überlieferten Sakramentenordnung auf ganzer Linie, allerdings mit einem Schönheitsfehler. Der Papst wäre in der Öffentlichkeit als Verlierer dagestanden und es wäre vor aller Augen ein tiefer Bruch in der Kirche sichtbar geworden. Ein solches Szenario machte nicht nur die Kasperianer nervös, denen eine inhaltliche Niederlage drohte. Sie machte auch jene nervös, die auf das öffentliche Bild der Kirche, deren Ansehen und Image achteten.

So wurde fieberhaft an einem Kompromiß gefeilt, den Kardinal Schönborn vorlegte, der – nicht Kasper – zu einem der eigentlichen Macher von „Amoris laetitia“ wurde.

Bei der Abstimmung über den überarbeiteten Schlußbericht kam eine Mehrheit von nur einer Stimme zustande. Knapper ging es nicht mehr. Kardinal Müller hatte für den Kompromiß gestimmt. Seine Stimme war damit ausschlaggebend.

Warum stimmte Kardinal Müller für Synodenschlußbericht?

Matzuzzi fragte den entlassenen Glaubenspräfekten daher, warum ausgerechnet er für den Schönborn-Entwurf gestimmt habe. Er, der seit der Veröffentlichung von Amoris laetitia den Bergoglianern hinterherlaufen mußte, um sie – ziemlich erfolglos – daran zu erinnern, daß „keine Autorität, kein Priester, kein Bischof und nicht einmal der Papst“, die Lehre Jesu Christi korrigieren könne.

Hier die Antwort von Kardinal Müller:

„Die Synode hat klar und deutlich gesagt, daß die einzelnen Bischöfe für diesen Weg [der wiederverheirateten Geschiedenen] verantwortlich sind, um die Menschen zur vollen sakramentalen Gnade zu führen. Diese Interpretation gibt es, kein Zweifel. Ich hab aber meine private und subjektive Position nie geändert.

Als Bischof und Kardinal habe ich dort aber die Lehre der Kirche vertreten, die ich auch in ihren fundamentalen Entwicklungen vom Konzil von Trient bis Gaudium et spes kennen, die die beiden Leitlinien darstellen. Das ist katholisch, der Rest gehört anderen Überzeugungen an. Ich verstehe nicht, wie man unterschiedliche theologische und dogmatische Interpretationspositionen mit den klaren Worten Jesu und des heiligen Paulus vereinbaren kann. Beide haben klargestellt, daß man kein zweites Mal heiraten kann, wenn der rechtmäßige Partner noch lebt.“
„Verstehe die Gründe für die Dubia der vier Kardinäle“

Gleichzeitig erklärte Kardinal Müller, die Gründe zu verstehen, die Kardinal Burke, Kardinal Brandmüller, Kardinal Caffarra und den inzwischen verstorbenen Kardinal Meisner veranlaßten, dem Papst fünf Dubia zu Amoris laetitia vorzulegen.

„Ich verstehe nicht das Motiv, warum man nicht in Ruhe und Gelassenheit einen Dialog beginnt. Ich verstehe nicht, welche Hindernisse dem im Weg stehen. Warum läßt man es zu solchen Spannungen kommen, auch öffentlich?“

Worte, die eine offensichtliche Kritik an Papst Franziskus sind, der sich dem Dialogwunsch der Kardinäle seit September 2016 verweigert. Auch auf ihre Bitte vom vergangenen April, vom Papst in Audienz empfangen zu werden, erhielten die vier Kardinäle keine Antwort. Keine Antwort!

Der Geist Gottes und der Geist der Welt

Kardinal Müller sieht eine Bereitschaft innerhalb der Kirche am Werk, sich dem Zeitgeist anpassen zu wollen. Matzuzzi verwies auf die Kritik von Benedikt XVI. am Zeitgeist. Dazu Kardinal Müller:

„Der emeritierte Papst hat vom Zeitgeist gesprochen, aber schon der heilige Paulus sprach über den Geist Gottes und den Geist der Welt.

Dieser Gegensatz ist sehr wichtig und ist sich bewußt zu machen. Die Bekräftigung des Glaubens – die Kirche und die Bischöfe – hängt nicht vom Applaus einer nicht informierten Masse ab. Und noch etwas: Unsere Arbeit wird geschätzt und anerkannt, wenn wir einen Menschen davon überzeugen, sich ganz Jesus Christus hinzugeben, indem er seine Existenz in die Hände Jesu legt.

In seinem ersten Brief spricht der heilige Petrus über Jesus Christus den Seelenhirten! Und heute spricht man von Verantwortung für die Kultur und die Umwelt? Ja, aber dafür haben wir viele kompetente Laien. Leute, die Verantwortung in der Politik tragen: Wir haben Regierungen und Parlamente usw. Den Aposteln hat Jesus nicht die weltliche Regierung der Welt übertragen. Die Fürstbischöfe gab es in früheren Jahrhunderten und sie haben der Kirche nicht gut getan.“
Und auf die Säkularisierung angesprochen, sagte Kardinal Müller:

„Man lebt, als würde Gott nicht existieren. Das Problem ist nicht die Säkularisierung, sondern die Entchristlichung.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Il Foglio (Screenshot)

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