EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Freitag, 19 Mai 2017
Freitag der 5. Osterwoche
Heute auch : Hl. Cölestin V, Hl. Kuno von Regensburg, Hl. Maria Bernarda (Verena) Bütler
Kommentar zum heutigen Evangelium - Hl. Gregor der Große : „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (vgl. Joh 13,34)
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Jn 15,12-17. In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Hl. Gregor der Große (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer Homilien über die Evangelien, Nr. 27; PL 76, 1204
„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (vgl. Joh 13,34)
In allen heiligen Texten des Evangeliums finden sich in großer Zahl Gebote des Herrn. Warum sagt dann der Herr, dass die Liebe sein Gebot ist? „Das ist mein Gebot: Liebt einander“. Denn jegliches Gebot leitet sich von der Liebe ab; alle Vorschriften bestehen nur aus einer Vorschrift und gründen allein in der Liebe. Wie die Äste eines Baums aus derselben Wurzel wachsen, so entstehen alle Tugenden allein aus der Liebe. Der Zweig eines guten Werks bleibt nicht grün, wenn er sich von der Wurzel der Liebe trennt. Die Gebote des Herrn sind also zahlreich und sind zugleich nur ein Gebot – zahlreich in ihren verschiedenen Werken, nur eines in der Wurzel der Liebe.
Wie kann man diese Liebe bewahren? Der Herr selber lässt uns darauf kommen: in den meisten Geboten seines Evangeliums bestimmt er, dass seine Freunde einander in ihm, ihre Feinde aber um seinetwillen lieben sollen. Wer seinen Freund in Gott und seinen Feind Gottes wegen liebt, der hat die wahre Liebe.
Es gibt Menschen, die ihre Angehörigen lieben, aber dies nur aufgrund des Gefühls der Anhänglichkeit, das seine Ursache im Verwandtschaftsverhältnis hat [...] Das heilige Evangelium macht diesen Menschen daraus keinen Vorwurf. Aber was man einfach der Natur zugesteht, ist eine Sache; was man aus Liebe dem Gehorsam schuldet, ist eine andere Sache. Gewiss lieben die besagten Menschen ihren Nächsten [...] aber nach dem Fleisch und nicht nach dem Geist [...] Wenn der Herr sagte: „Das ist mein Gebot: Liebt einander“, so fügte er an: „so wie ich euch geliebt habe.“ Diese Worte besagen eindeutig: „Liebt aus dem gleichen Grund, aus dem ich euch geliebt habe.“ |