EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Samstag, 27 Mai 2017
Samstag der 6. Osterwoche
Heute auch : Hl. Augustinus von Canterbury, Hl. Bruno von Würzburg
Kommentar zum heutigen Evangelium - Hl. Anselm : Und eure Freude wird vollkommen sein
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Jn 16,23b-28. In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist. Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Hl. Anselm (1033-1109), Mönch, Bischof und Kirchenlehrer Proslogion, 26
Und eure Freude wird vollkommen sein
Mein Herr und mein Gott, meine Hoffnung und Freude meines Herzens, sage meiner Seele, ob ihre Freude jener Freude entspricht, von der du durch deinen Sohn sprichst: „Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.“ Ich habe nämlich eine vollkommene Freude gefunden, mehr noch als vollkommen, denn das Herz, der Geist, die Seele, mein ganzes Sein ist von dieser Freude erfüllt und sie erfüllt mich maßlos und ohne aufzuhören. Nicht sie ist es, die bei jenen Einzug hält, die sich freuen. Es sind vielmehr jene, die mit ihrem ganzen Sein in sie eintreten.
Sprich doch, Herr! Sprich zu deinem Knecht, in der Tiefe seines Herzens, ob das, was ich erfahre, wirklich die Freude ist, in die jene eintreten, die die ureigene Freude ihres Meisters kosten (vgl. Mt 25,21). Doch diese Freude, die deine Knechte erfüllt, hat „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und hat keines Menschen Herz erfahren“ (vgl. 1 Kor 2,9) [...] Ich bitte dich also, mein Gott, mir zu gewähren, dich zu erkennen, dich zu lieben, damit ich in dir meine Freude finde.
Und wenn ich es in diesem Leben nicht vollständig erlangen kann, dann lass mich jetzt soweit fortschreiten, dass ich dereinst in Fülle daran Anteil haben werde. Mein Wissen um dich soll hier unten immer größer werden, auf dass es dort, wo du bist, vollkommen werde. Meine Liebe zu dir soll hier wachsen, um dort vollkommen zu sein. Jetzt sei meine Freude gewaltig in der Hoffnung, um dann in Wirklichkeit unermesslich zu sein. Herr, du sagst durch deinen Sohn, dass wir bitten sollen, und du versprichst, dass wir empfangen werden, damit unsere Freude vollkommen sei [...] Lass meinen Hunger nach dieser Freude unersättlich werden, damit ich in sie eintauchen kann! |