EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Freitag, 20 Januar 2017
Freitag der 2. Woche im Jahreskreis
Heute auch : Hl. Fabian, Hl. Sebastian
Kommentar zum heutigen Evangelium - Hl. Bernhard : Jesus rief die zu sich, die er erwählt hatte …, die er bei sich haben wollte
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus - Mk 3,13-19. In jener Zeit stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Die Zwölf, die er einsetzte, waren: Petrus - diesen Beinamen gab er dem Simon -, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -, dazu Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verraten hat.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer Homilien über das Hohelied, Nr. 84,1.5
Jesus rief die zu sich, die er erwählt hatte …, die er bei sich haben wollte
„Des Nachts […] suchte ich ihn, den meine Seele liebt“ (Hld 3,1). Welch großes Gut ist doch die Suche nach Gott! Meiner Meinung nach gibt es kein größeres. Es ist die erste der Gaben Gottes, und noch dazu deren vollendete. Sie reiht sich nicht hinter einer anderen Tugend ein, denn keine geht ihr voran. Welche Tugend könnte man denn jemandem zuschreiben, der nicht Gott sucht, und wie sollte man die Suche nach Gott eingrenzen? „Sucht sein Antlitz allezeit“, sagt ein Psalm (105[104],4). Ich glaube, dass man nicht aufhören wird, ihn zu suchen, selbst wenn man ihn gefunden hat.
Man sucht Gott nicht, indem man irgendwohin läuft, sondern indem man sich nach ihm sehnt. Denn das Glück, ihn gefunden zu haben, löscht die Sehnsucht nicht aus, im Gegenteil, es lässt sie wachsen. Die Freude zu verkosten […] ist vielmehr wie Öl auf das Feuer zu gießen, denn die Sehnsucht ist eine Flamme. Die Freude wird vollkommen sein (Joh 15,11), aber die Sehnsucht hat kein Ende, also auch nicht die Suche […]
Jede Seele, die Gott sucht, soll wissen, dass Gott ihr zuvorgekommen ist: dass Gott sie schon gesucht hat, noch bevor sie sich auf die Suche nach ihm gemacht hat […] Dazu ruft euch die Güte dessen auf, der euch zuvorkommt, der euch zuerst gesucht und euch zuerst geliebt hat. Wäret ihr also nicht zuerst gesucht worden, würdet ihr selbst ihn keinesfalls suchen; wäret ihr nicht zuerst von ihm geliebt worden, würdet ihr selbst ihn nicht lieben. Man ist euch zuvorgekommen, und nicht durch eine einzige Gnade, sondern durch zwei Gnaden: durch Liebe und durch Suche. Die Liebe ist Ursache der Suche; die Suche ist Frucht der Liebe und auch Beweis für sie. Wegen der Liebe fürchtet ihr euch nicht davor, gesucht zu werden. Und weil ihr gesucht worden seid, werdet ihr nicht darüber klagen, umsonst geliebt zu werden. |