EVANGELIUM TAG FÜR TAG
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68
Dienstag, 09 Mai 2017
Dienstag der 4. Osterwoche
Heute auch : Hl. Beatus, Hl. Ottokar III., Sel. Maria Theresia von Jesus Gerhardinger, Hl. Volkmar
Kommentar zum heutigen Evangelium - Hl. Teresa von Avila : „Ich und der Vater sind eins“
Die Texte des Tages als Audio
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Jn 10,22-30. In Jerusalem fand das Tempelweihfest statt. Es war Winter, und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange noch willst du uns hinhalten? Wenn du der Messias bist, sag es uns offen! Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar zum heutigen Evangelium :
Hl. Teresa von Avila (1515-1582), Karmelitin, Kirchenlehrerin Geistliche Berichte, 47
„Ich und der Vater sind eins“
Am Festtag des hl. Augustinus, gerade als ich die Kommunion empfangen hatte, habe ich begriffen, ich könnte fast sagen: „da habe ich gesehen“ – ich könnte nicht erklären, wie das vor sich ging, ich weiß nur, dass es in meinem Verstand ablief und zwar sehr schnell –, wie die drei Personen der heiligen Dreifaltigkeit, die ich in meiner Seele eingemeißelt trage, dieselben sind. Das wurde mir in einem ganz und gar außergewöhnlichen Bild und einem äußerst hellen Licht gezeigt. Die Wirkung auf meine Seele unterschied sich ganz deutlich von der Wirkung, die in uns die Glaubensschau hervorruft. Seitdem kann ich nicht an eine der drei göttlichen Personen denken, ohne sogleich zu sehen, dass sie eine von dreien ist.
Ich fragte mich, wie der Sohn allein Mensch werden konnte, wenn die Trinität eine so vollkommene Einheit bildet. Der Herr ließ mich erkennen, wie die drei Personen, die doch dieselben sind, sich dennoch voneinander unterscheiden. Angesichts solcher Wunder verspürt die Seele ein neues Verlangen, den Fesseln des Körpers zu entfliehen, der sie daran hindert, die Wunder auszukosten. Obgleich sie unserer Niedrigkeit unzugänglich erscheinen und an unserem Auge im Nu vorüberziehen, hat die Seele unvergleichlich größeren Gewinn davon als von jahrelanger Betrachtung, und das ohne zu wissen, wie es vor sich geht. |