Gott, der den Menschen sieht – Interview mit Pater Ludwig Güthlein
Katholikentag 2016, Leipzig (Foto: Brehm)
Hbre. Der Katholikentag ist fast beendet. Am Sonntag, den 29. Mai findet auf dem Augustusplatz zum Abschluss noch ein großer Gottesdienst unter dem Thema „Gott, der den Menschen sieht“ statt, der vom Zweiten Deutschen Fernsehen, ZDF, ab 10 Uhr übertragen wird. Hauptzelebrant ist Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Die Infostände sind bereits abgebaut und auch die Schönstätter haben die restlichen Flyer und die Ausstattung der Infozelte wieder eingepackt. Schon am Samstag Vormittag hat schoenstatt.de den Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, Pater Ludwig Güthlein um seine Eindrücke vom 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig gebeten.
Was ist Ihr Gesamteindruck vom Katholikentag?
GÜTHLEIN: Es ist ein Treffen von wirklich engagierten Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen, die ihr Engagement in einer Vielfalt von Initiativen und Projekten sichtbar machen. Das ist in sich schon einmal beeindruckend. Die großen gemeinsamen Feiern von der Eröffnung, von Fronleichnam habe ich als wirklich schönes Eintauchen und Mitfeiern dieser Gottesdienste erlebt. Es ist eine große Selbstverständlichkeit zu spüren, die auch – so glaube ich – von vielen Leipzigern wahrgenommen wird.
Info-Zelt der Schönstatt-Bewegung Deutschland auf der Kirchenmeile (Foto: Brehm)
Treffpunkt, Infomöglichkeiten, Kaffee, ... (Foto: Brehm)
Führung auf dem Eheweg (Foto: Brehm)
Ist ein Katholikentag in einer Stadt mit nur 4% Christen anders als in den bisherigen Katholikentags-Städten?
GÜTHLEIN: Es kommt mir so vor, als sei alles etwas lockerer, wie in den anderen Städten, wo ich den Katholikentag erlebt habe. Ich habe bisher nur positive Begegnungen gehabt, sowohl von meiner Unterkunft her, wie auch bei den Fahrten, gerade auch wenn es etwas nach außerhalb geht. Der Katholikentag wird weniger in Einzelthemen wahrgenommen – so scheint es mir – sondern mehr als Ganzes: Kirche, Glaube, katholisch, ökumenisch, usw., sofern er überhaupt wahrgenommen wird. Ich glaube, es gibt aber auch einen beachtlichen Teil von Leipzigern, die kein größeres Interesse an diesem Katholikentag in ihrer Stadt zeigen, als bei vergleichbaren Messeveranstaltungen.
Wo stehen die schönstättischen Angebote im Großen Ganzen des Katholikentages?
GÜTHLEIN: Die schönstättischen Initiativen auf dem Katholikentag sind von wirklich engagierten Leuten getragene Sachen, die jeweils ihr Projekt einbringen. Ich glaube, insgesamt gesehen haben wir es ganz gut erwischt in diesem Jahr. Der Infostand liegt örtlich sehr gut. Es kommt viel interessiertes Publikum vorbei und es ist immer etwas los. Auch die Initiative „Eheweg“ ist unübersehbar im Eingangsbereich des Familienzentrums platziert und es gibt viel Interesse, viele Kontakte und Nachfragen. Der Ort für die Mittagsgebete liegt vielleicht nicht so günstig, trotzdem ist dieses Angebot eine sehr gute Form, sich in den Katholikentag einzubringen. Zentrales Erlebnis aber ist, dass man häufig anderen Schönstättern begegnet. Das für sich genommen ist für die Mitglieder unserer Bewegung schon eine gute Erfahrung. Die große Spannweite und Breite des Katholischen, die auf diesem Katholikentag präsent ist bringt die Mitte von Kirche zum Leben und drückt sie aus. Hier als Schönstätter dabei zu sein, ist ein wichtiges und besonderes Erlebnis.
Gibt der Katholikentag Ihnen neue Impulse oder Hinweise für die Vorbereitung der Oktobertage 2016?
GÜTHLEIN: Um sagen zu können, welcher Impuls vom Katholikentag ausgeht für die Schönstatt-Bewegung, für unser Oktobertreffen, für unsere Ausrichtung in der Zukunft, brauche ich noch etwas mehr Gespräch mit anderen, die den Katholikentag erlebt haben. Für mich ist der Impuls, den wir mit der Bündniskultur bereits für uns gefunden haben, dieses in Beziehung sein, in Begegnung sein, aus der eigenen spirituellen Erfahrung heraus, etwas das der Katholikentag eigentlich von einem fordert. Das ist eine gute Erfahrung.
Mir scheint, dass heute nicht die Zeit ist für große Konzeptlösungen im Blick auf die Zukunft. Den Zentralwert der Delegiertentagung sehe ich mehr in der Perspektive Begegnungen und Qualität von Begegnungen. Sich wirklich einlassen, auch auf Fremdes, Wege mitgehen, aus denen neues Leben oder Anregungen entstehen. Zum Beispiel in der Frage der Integration, der Hilfe für Menschen, die in Not sind, der Frage nach unserem Beitrag zu den Fluchtsituationen, zur Frage nach unserer Antwort auf die unterschiedlichen Familiensituationen, die es gibt. Dabei geht es immer um Begegnung mit Menschen mit all dem, was man an spiritueller Erfahrung geschenkt bekommen hat.
http://www.schoenstatt.de/de/news/3192/1...g-Guethlein.htm