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Ukraine Unicef-Sprecher: "Viele Kinder stecken in der Ukraine fest" Die Hälfte der aus der Ukraine Geflüchteten sind Kinder, sa

#1 von anne ( Gast ) , 12.03.2022 22:56

Ukraine
Unicef-Sprecher: "Viele Kinder stecken in der Ukraine fest"

Die Hälfte der aus der Ukraine Geflüchteten sind Kinder, sagt James Elder, der sich im Land befindet. Er befürchtet, dass sich die Lage weiter verschlimmert
Interview
/
Kim Son Hoang

4. März 2022, 06:00

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In dieser Galerie: 2 Bilder

Ukrainische Kinder in einer provisorischen Unterkunft am Bahnhof von Przemysl in Polen. Viele andere Kinder sind noch in der Ukraine.
Foto: AP/Markus Schreiber

James Elder an der Grenze zwischen Polen und der Ukraine.
Foto: Unicef

Kinder verlassen ihr Zuhause und wissen oft gar nicht, warum. Was sie aber wissen: dass ihr Vater nicht mehr bei ihnen ist. Russlands Invasion der Ukraine wirkt sich vor allem auf die Jüngsten fatal aus. James Elder ist dort für das UN-Kinderhilfswerk Unicef im Einsatz und berichtet von extrem schmerzhaften Situationen.

STANDARD: Wie ist die aktuelle Situation für Kinder in der Ukraine?

Elder: Ich bin am Wochenende über Rumänien eingereist, war im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet und befinde mich nun in Lwiw im Westen des Landes. Die Lage in der Ukraine ist entsetzlich. Die Kinder, die von Kiew oder Charkiw hier ankommen, sind völlig traumatisiert. Sie mussten die letzten Nächte in Bunkern verbringen oder frierend auf Bahnhöfen warten, weil hunderttausende Menschen ebenfalls flüchten. Sie müssen zusehen, wie Väter sich von ihren Familien verabschieden. Wir haben einen Vater gesehen, der seiner siebenjährigen Tochter erklären musste, weshalb er jetzt zurückgehen muss. Es tut extrem weh zu sehen, wie Kinder eines ganzen Landes erfahren müssen, was ein bewaffneter Konflikt bedeutet.

STANDARD: Wie viele Kinder sind derzeit auf der Flucht?

Elder: Mehr als eine Million Menschen sind bereits aus dem Land geflüchtet, etwa die Hälfte davon sind Kinder. Und viele mehr stecken unter anderem in Kiew fest, wo sie heftige Angriffe jeden Tag und jede Nacht miterleben. Zahlreiche Schulen und Spitäler wurden getroffen. Wir wissen, dass viele Kinder getötet und viele Kinder verletzt wurden. Niemand will sein Zuhause verlassen, aber es wird immer gefährlicher. Daher werden auch immer mehr Menschen flüchten, solange die Kämpfe andauern.

STANDARD: Wie schwierig ist es derzeit, aus diesen umkämpften Gebieten wie Kiew zu fliehen?

Elder: Es ist noch halbwegs organisiert, die Züge fahren weiterhin aus Kiew, auch wenn die Bahnsteige voller Menschen sind. Kinder zuerst, heißt dort die Devise. Es gibt viele Fälle, wo die Oma zurückgelassen wird. Und es wird versucht, so viele Menschen wie möglich zu transportieren. Ab und zu bleiben Züge im Nirgendwo stehen, um die Türen zu öffnen und zu lüften, auch wenn es schneit. Ich habe mit vielen Familien gesprochen: Sie erzählten von Verwandten oder Freunden, die aus verschiedensten Gründen nicht fliehen konnten.

STANDARD: Was genau benötigen die Kinder derzeit am dringendsten?

Elder: Sicherheit, ganz einfach. Schnelle, sichere Wege, um die Grenzen zu überschreiten. Unterkünfte und Verpflegung dann auf der anderen Seite der Grenze. Das allein ist schon so eine riesige Aufgabe. Normalerweise überschreiten ein paar Tausend Menschen täglich die Grenzübergänge. Jetzt haben wir hunderttausende. Dann kann man sich grob vorstellen, wie schwierig die Situation dort ist.

STANDARD: Was erwarten Sie die nächsten Tage, vor allem, da ein russischer Militärkonvoi auf dem Weg nach Kiew ist?

Elder: Das Schlimmste, auch wenn es schwer zu glauben ist, dass es noch schlimmer werden kann. Ich denke an Familien, die sich dicht zusammengedrängt in Bunkern aufhalten. 20 bis 30 Matratzen liegen auf dem Boden für die rund 100 Menschen. Ich habe mit einem siebenjährigen Mädchen geredet, das mir erzählt hat, dass es in ihrem Bunker Ratten gab. Zumindest aber war man dort sicher vor Bomben. Dann stelle ich mir diese Menschen in ihren Bunkern vor, und dazu den geplanten Großangriff. (Kim Son Hoang, 4.3.2022)

James Elder ist Unicef-Sprecher in Genf und derzeit im Kriseneinsatz in der Ukraine.

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