Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif

Die sieben Männer im Fokus der Terrorermittlungen

#1 von anne ( Gast ) , 24.05.2022 07:56

November 2020
Die sieben Männer im Fokus der Terrorermittlungen

Eineinhalb Jahre nach dem Anschlag konzentriert sich der Verfassungsschutz auf sieben junge Männer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen schwere Vergehen vor: Es geht teilweise um versuchte Beihilfe zum Mord.
Jan Michael Marchart, Gabriele Scherndl

24. Mai 2022, 06:00


Am 2. November 2020 erschoss der Jihadist K. F. vier Menschen in der Wiener Innenstadt. Noch immer laufen die Ermittlungen.
Foto: Reuters / Radovan Stoklasa

Siebenundzwanzig Personen werden im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien vom 2. November 2020 als Beschuldigte geführt. Wobei in einem Fall die Ermittlungen zwischenzeitlich eingestellt wurden, ein Mann beging Suizid. Acht junge Männer sind momentan in U-Haft, alle anderen entweder bereits verurteilt und in Strafhaft oder auf freiem Fuß.

Sieben Männer gelten laut Abschlussbericht des Verfassungsschutzes als die Hauptbeschuldigten. Bei ihnen drehen sich die Ermittlungen direkt um den Anschlag – entweder weil sie dem Attentäter geholfen haben, an die Waffe zu kommen, oder weil sie ihn in der Vorbereitung bestärkt haben sollen. Fünf dieser Hauptbeschuldigten sind in U-Haft.

Alle anderen hatten in irgendeiner Art und Weise "nur" Kontakt zu jenem Jihadisten, der die Initialen K. F. trägt und am 2. November 2020 vier Menschen tötete, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Das kann ein recht loser Kontakt gewesen sein, wie etwa im Fall jener jungen Frau, die einst ein Buch von ihm gekauft hatte und später verurteilt wurde, weil sie Terrorpropaganda verbreitet hatte. Das kann aber auch ein intensiverer Kontakt gewesen sein, wie jener von A. G., der ein enger Freund des Attentäters war und mit ihm am sogenannten Jihadistentreffen teilgenommen hatte. A. G., heute 24 Jahre alt und nordmazedonischer Staatsbürger, hatte außerdem eine Wohnung in St. Pölten angemietet, in der er eine besonders strenge Auslegung des Islam verbreitete. Dort war auch der Attentäter immer wieder zugegen, das letzte Mal kurz vor dem Anschlag. Auch bei ihm steht der Vorwurf der Beihilfe zum Mord im Raum, als Hauptbeschuldigter gilt er aber nicht.

Dennoch: Von den Männern, die diese Wohnung frequentierten, wird mittlerweile keiner mehr wirklich in enge Verbindung mit dem Anschlag gebracht. Auch die Teilnehmer eines Jihadistentreffens in Wien mit deutscher und schweizerischer Beteiligung stehen nicht mehr im Fokus der Behörden.

DER STANDARD stellt an dieser Stelle den Kern der Vorwürfe gegen die Hauptbeschuldigten dar, die wohl spätestens im Herbst vor Gericht stehen werden. Das Verfahren wird riesig, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Der mögliche Komplize

H. Z. hinterließ seine DNA auf allen Waffen

Erst Ende November 2020 entdeckten die Behörden die Spur des 28-jährigen H. Z. Seine DNA war auf allen Waffen, die der Attentäter verwendet hatte, zu finden. Nach eigenen Angaben wohnte H. Z. bis kurz vor dem Anschlag in der Wohnung von K. F. Unklar ist, ob dieser selbst in dieser Zeit dort wohnte. Fingerabdrücke von H. Z. konnten auf den Waffen nicht gefunden werden, deshalb argumentiert die Verteidigung, die DNA-Spuren seien durch das Zusammenwohnen auf die Waffen geraten. Am Abend vor dem Anschlag war er laut Handydaten im Bereich der Wohnung des Attentäters. Am nächsten Morgen nahm dieser dort sein Bekennervideo auf. Und: Für den Tag des Attentats hatte die Ehefrau von Z. ihm ein Alibi verschafft, dieses aber später zurückgenommen.

Teile des Jihadistentreffens hatten sich in Z.s Wohnung abgespielt – ausgerechnet an jenem Abend, an dem die Ermittler die Spur der Männer verloren hatten.

Der Kindheitsfreund

F. S. legte den Draht zum Waffenduo

Wer weiß, ob sich Jihadist K. F. eine Waffe hätte besorgen können, wäre F. S. nicht gewesen. Die Wege der beiden Kindheitsfreunde aus Wien-Liesing hatten sich zufällig im Gefängnis wieder gekreuzt. Der eine saß in Haft, weil er sich dem IS anschließen wollte, der andere, weil er dessen Propaganda verbreitete.

Im Dezember 2019 wurde K. F. vorzeitig entlassen, sein Freund danach in ein anderes Gefängnis verlegt. Der heute 21-jährige F. S. hatte aber ein illegales Handy in der Zelle, man hielt Kontakt. Schließlich soll ihm K. F. davon erzählt haben, dass er eine Kalaschnikow kaufen möchte. Er erhoffte sich von F. S. einen Tipp, woher er eine bekommen könnte.

F. S. lernte einen Mithäftling kennen, der den Kontakt zu A. M. hergestellt haben soll. Den Behörden sagte der vorbestrafte IS-Sympathisant auch, dass K. F. schon im Gefängnis über einen Anschlag am Wiener Stephansplatz fantasierte.

Der Dealer

A. M. übergab das Sturmgewehr an K. F.

Zuerst stritt A. M. alles ab, dann belastete er sich selbst. Konkret soll der Tschetschene dem späteren Attentäter K. F. im Juni 2020 das Sturmgewehr übergeben haben, mit dem einige Monate später vier Menschen ermordet und etliche weitere verletzt wurden.

Der Deal dürfte offenbar unbeobachtet in der Nähe des Wiener Praters über die Bühne gegangen sein. Laut dem 31-jährigen Beschuldigten soll der vorbestrafte Jihadist K. F. um die 3000 Euro dafür bezahlt haben. 500 Euro habe er selbst als Provision eingestreift, erzählte A. M. in einer Einvernahme.

Wenige Wochen vor dem Anschlag soll A. M. auch noch Munition an K. F. übergeben haben. A. M. wird aber auch mit der Pistole der Marke Tokarew in Verbindung gebracht, die K. F. nur zweimal abfeuerte. Auf den Patronen der Pistole fanden Ermittler A. M.s DNA-Spuren. Der will aber stets nur Vermittler gewesen sein. Als Waffenlieferanten belastet er den Slowenen M. O.

Der Lieferant

M. O. brachte zumindest das Gewehr nach Wien

Der 30-jährige Slowene M. O. lässt sich nicht in die Karten blicken. Bei seiner Einvernahme in Slowenien leugnete der mutmaßliche Waffenlieferant nicht nur die Beteiligung an der Tat, er kam auch ohne Smartphone. Dieses wollte die Staatsanwaltschaft per europäischer Ermittlungsanordnung sicherstellen. Erst am nächsten Tag übergab er sein Handy – oder eines davon, denn M. O. soll acht Telefonnummern benutzt haben.

Die Ermittler trauen dem Mann nicht. In Österreich sei er zum Schein gemeldet, seine Einkommensverhältnisse seien nicht nachvollziehbar. Auf den Patronen der Pistole, die der Attentäter bei sich hatte, wurde die DNA des Slowenen gefunden, auf dem Sturmgewehr Profile eines Familienmitglieds. Ob M. O. Beihilfe zum Mord geleistet haben könnte, wird noch genauer überprüft. In Haft kam er hierzulande nicht, da er kein Österreicher ist, den slowenischen Behörden wiederum reichten die Beweise nicht aus.

Der Kumpel

B. K. war einst mit dem Attentäter angeklagt

Der heute 23-jährige Österreicher B. K. saß 2019 neben dem späteren Attentäter auf der Anklagebank. Er hatte versprochen, sein "Leben und Blut für die Religion zu geben", und wollte so wie K. F. nach Syrien. Beide wurden zu 22 Monaten Haft verurteilt. Die geplante gemeinsame Ausreise scheiterte. Der spätere Attentäter versuchte es allerdings noch einmal und schaffte es zumindest bis in die Türkei. Später half B. K. dem Attentäter, gefälschte Papiere für eine neuerlich geplante Ausreise zu bekommen.

Während die beiden inhaftiert waren, schrieben sie einander Briefe. So erfuhr der Verfassungsschutz von einem geheimen Versteck im 23. Bezirk, fand dort aber erst einmal nichts. Nach dem Anschlag schauten Ermittler dort noch einmal nach – und entdeckten hinter einer Plakatwand eine Machete mit 58 Zentimeter langer Klinge.

Gemeinsam mit I. B. war B. K. noch am Tag des Anschlags bei der Wohnung des Attentäters.

Der mit dem Buch

I. B. traf den Attentäter am 2. November

Dem heute 20-jährigen Österreicher I. B. wird ebenso wie B. K. der Besuch beim Attentäter am Tag des Anschlags vorgeworfen. Die beiden geben an, sie hätten nur ein Buch von I. B. zurückgeben wollen. Das Buch wurde bisher nicht gefunden. Sie seien auch gar nicht direkt in der Wohnung, sondern nur im Stiegenhaus gewesen, sagen sie. Das Oberlandesgericht schrieb einst darüber: "Schon alleine die Annahme, K. F. hätte sich am Tag des Anschlags überhaupt mit dem Gedanken befasst, ein seit längerem verborgtes Buch zurückzuverlangen, erscheint gänzlich lebensfremd." I. B. gab in seiner Einvernahme aber an, K. F. habe die beiden nicht in die Wohnung gelassen – obwohl sie ihn gefragt hatten, ob sie kurz für ein Gebet hereinkommen dürften.

I. B., B. K. und drei weitere haben sich noch in der Nacht des Anschlags bei einer Polizeiinspektion gemeldet und K. F. als den Attentäter identifiziert.

Der mit dem Auto

A. F. fuhr den Attentäter in die Slowakei

Etwas überraschend ist unter den Hauptbeschuldigten auch jener Mann, der den späteren Attentäter damals zum versuchten Munitionskauf in die Slowakei fuhr. Überraschend deswegen, weil A. F. erst im März aus dem Gefängnis durfte. Der heute 23-jährige Kosovare fuhr K. F. nur einen Tag nach dem Jihadistentreffen in die Slowakei und ging mit ihm in einen Waffenladen. Die dortigen Mitarbeiter verweigerten mangels Lizenz aber den Verkauf von Munition, die slowakischen Behörden meldeten das den österreichischen. Zu dem Zeitpunkt war A. F. den Behörden schon bekannt, sie konnten ihn auf Bildern aber nicht erkennen.

In der Nacht des Anschlags rief A. F. den Attentäter an – nach eigenen Angaben, um ihn von seiner Tat abzuhalten. A. F warnte außerdem in derselben Nacht B. K. vor einer Razzia. Im Beschluss zu seiner Haftentlassung heißt es, seine Kontakte zur jihadistischen Szene seien mittlerweile "gelockert". (Jan Michael Marchart, Gabriele Scherndl, 24.5.2022)

Weiterlesen:

Abschlussbericht zum Terroranschlag von Wien: Riesenverfahren steht wohl bald bevor
Amtshaftungsklage nach dem Terroranschlag: Finanzprokuratur spricht von "Show-Veranstaltung"
Vom Bekannten des Wiener Attentäters zum Musterschüler
Kanzlerdämmerung: Die bisherigen Stolpersteine in der Karriere des Karl Nehammer
"Neun Minuten – Ein Jahr danach": Die Dokumentation zum Terror in Wien

anne

   

Grundsatzrede halten Caviezel wird eine Gruppe von Rednern leiten, zu der auch die LifeSite-Mitbegründer Steve Jalsevac und John
Jeden Monat besuchen unsere Leser mehr als 50 Millionen Seiten von Aletea

Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz