Eroberungen in der Zarenzeit Offenbart Putin hier seine Pläne für das Baltikum?
Wladimir Putin hat in einer Rede eine Anspielung auf die Eroberung des estnischen Narwa im 18. Jahrhundert gemacht. Auch er wolle russische Erde „zurückholen“. Daniel Krause
Russlands Präsident Wladimir Putin nimmt an einem Treffen mit russischen Jungunternehmern und Fachleuten im Vorfeld des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg am 9. Juni 2022 in Moskau, Russland, teil.
Russlands Präsident Wladimir Putin nimmt an einem Treffen mit russischen Jungunternehmern und Fachleuten im Vorfeld des...Foto: via REUTERS/Kreml/Sputnik/Mikhail Metzel
Für westliche Ohren mag der Vergleich kurios klingen: Russlands Machthaber Wladimir Putin hat sich bei einem Treffen mit Jungunternehmern am Donnerstag mit Peter dem Großen verglichen. Der russische Zar habe – genau wie Putin jetzt – eine Rückholaktion russischer Erde betrieben.
Der russische Zar habe im Großen Nordischen Krieg (1700 bis 1721) das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen. Das Gleiche gelte für die heutige estnische Stadt Narwa, die der Zar bereits in den ersten Kriegsjahren besetzen ließ und später dem Russischen Reich einverleibte. Narwa mit seinen rund 60.000 Einwohner ist heute eine wichtige Industriestadt und das Zentrum der russischsprachigen Minderheit Estlands.
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„Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken“, sagte Putin am 350. Geburtstag des Zaren in Moskau. Man kann das als direkte Drohung verstehen.
Brisant zudem: Die Anspielung auf die Eroberung Narwas kommt nur einen Tag nachdem der Putin-Hardliner und russische Abgeordnete Jewgeni Fjodorow in der Duma einen Gesetzesentwurf zur Aberkennung der Unabhängigkeit des Nachbarlandes Litauen einbrachte. Die Anerkennung der Unabhängigkeit durch die ehemalige Sowjetunion sei seiner Meinung nach rechtswidrig erfolgt, berichtet der „Spiegel“. Estland wie Litauen sind Nato-Mitglieder.
Die baltischen und osteuropäischen Staaten dürften die Worte der russischen Politiker besonders beunruhigen. "Das nächste Ziel (Russlands) könnten die baltischen Staaten, Polen, Finnland oder andere Länder der Ostflanke sein", sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki den Zeitungen der Funke Mediengruppe wenige Tage nach Beginn der Invasion der Ukraine.
Dessen Präsident Wolodomyr Selenskyj erklärte im März: „Wenn es uns nicht mehr gibt, Gott behüte, dann werden Lettland, Litauen und Estland die Nächsten sein.“
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Putin begründete den Krieg gegen die Ukraine mit der Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung im Land. „Der Spiegel“ berichtet, Jewgeni Fjodorow, der Putin-treue Duma-Abgeordnete, habe seinen Litauen-Vorstoß in einem Interview mit der russischen Tageszeitung „Komsomolskaja Prawda“ ähnlich gerechtfertigt: „Sie (die Litauer) halten Menschen aus politischen Gründen jahrelang im Gefängnis.“
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Auf die Frage, warum er es gerade auf Litauen – und nicht die beiden anderen baltischen Staaten – abgesehen habe, antwortete er, das Land habe „für uns Priorität“. Grund sei die direkte Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad.
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Auch Putin spricht der Ukraine das grundsätzliche Bestandsrecht ab und meldet Besitzansprüche auf große Teile des Landes an, die historisch gesehen russisches Herrschaftsgebiet gewesen seien. (mit dpa)
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