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Seltener Ritus Jungfrauenweihe in Salzburg: Gott ist der Bräutigam

#1 von Gertrud Anne ( Gast ) , 17.08.2022 21:34

Seltener Ritus
Jungfrauenweihe in Salzburg: Gott ist der Bräutigam

Brautkleid, Schleier und Ring, aber kein irdischer Ehemann: Die 31-jährige Bernadette Lang ließ sich am Montag im Salzburger Dom zur ewigen Jungfrau weihen
Davina Brunnbauer

16. August 2022, 17:29

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Die Theologin Lang hat zehn Jahre lang ein Keuschheitsgelübde erneuert, nun hat sie ein Versprechen auf ewig abgegeben.
Foto: Wildbild, Herbert Rohrer

Mit einem Ritus aus dem vierten Jahrhundert verspricht Lang dem Weihbischof ewige Jungfräulichkeit.
Foto: wildbild, Herbert Rohrer

Mariä Himmelfahrt, der Salzburger Dom: Eine junge Frau schreitet langsam im weißen Brautkleid durch die Gänge, neben und hinter ihr: ihre Schwester, beste Freundin, mehrere Ministranten und gleich 18 Geistliche im langen goldenen Gewand, darunter der Salzburger Weihbischof. Der Dom ist bis auf den letzten Platz gefüllt, neben den Bänken wurden sogar weitere Stühle aufgestellt. Die fast tausend Zusehenden sind nicht für eine gewöhnliche Hochzeit hier, sie wollen einen seltenen katholischen Ritus miterleben: eine Jungfrauenweihe.

"Braut Jesu" nennt sich Bernadette Lang auf ihrer gleichnamigen Website. Dort gab die 31-Jährige vor einigen Wochen öffentlich ihre Beweggründe dafür bekannt, zur geweihten ewigen Jungfrau zu werden. "Keinen Sex zu haben – in unserer Zeit – ist definitiv eine krasse Entscheidung", erklärt sie in einem Video auf der Seite. Aber genau das hat sie am Montag vor hunderten Zeuginnen und Zeugen Weihbischof Hansjörg Hofer versprochen. Familie, Kinder und Eheleben schließt sie damit für ihr Leben aus. "Es ist nicht so, dass es mich gar nicht reizt, aber ich habe eine andere, übernatürliche Berufung", erklärt Lang.
Foto: Wildbild, Herbert Rohrer
Verzicht auf Ehe

Zehn Jahre lang hat die gebürtige Oberösterreicherin jährlich ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Ihren Ruf habe sie in dieser Zeit intensiv geprüft, auch verliebt sei sie schon gewesen, erzählt Lang. Die Berufung sei aber stärker gewesen. Über Beziehungen und Liebe hat sie viel reflektiert: "Ich muss schon wissen, worum es in Beziehungen eigentlich geht, und die Ehe verstehen, um diesen Schritt zu machen." Für sie ist es aber zuerst eine Entscheidung für eine exklusive Beziehung zu Jesus und erst dann ein Verzicht. "Ich nehme in Kauf, dass ich mein ganzes Leben lang keine sexuelle Intimität mit einem Mann erlebe", erklärt sie.

Denkt man an eine "ewige Jungfrau", hat man vermutlich nicht Bernadette Lang vor Augen. Die hübsche, junge Frau hat freundliche Gesichtszüge, haselnussbraune, mittellange Haare und große, braune Augen. Sie wirkt offen, gesprächig und schenkt ihrem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit. Die Theologin lebt seit mehr als zehn Jahren in Salzburg, ihren oberösterreichischen Dialekt hat sie abgelegt. Sie spricht selbstbewusst und rhetorisch geübt.
Foto: Wildbild, Herbert Rohrer
Seltene geweihte Lebensform

Mit "Hier bin ich, denn der Herr hat mich gerufen" stellt sich Lang zu Beginn der Zeremonie vor. Weihbischof Hofer erklärt in der Predigt, dass es die geweihte Lebensform in der Kirche immer gegeben habe, sie nur selten geworden sei.

Weltweit gibt es etwa 5.000 geweihte Jungfrauen, in Österreich rund 45. Die Frauen unterstehen dem Bischof ihrer jeweiligen Diözese, ein zentrales Register gibt es nicht, deshalb ist die genaue Zahl schwierig zu eruieren. Wie Ordensfrauen versprechen auch geweihte Jungfrauen dem Bischof Gehorsam, Armut und Keuschheit, nach der Lebensform Jesu. Sie verpflichten sich aber nicht zu einem Leben im Kloster, müssen auch keine Aufgaben erfüllen, sondern können in der säkularen Welt einem Beruf nachgehen. Dort sollen sie ein Zeichen für die Gegenwart Gottes sein.

Für Lang ist ihre Weihe ein Statement. Dafür, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Erst im Himmel gebe es die vollkommene Vereinigung des Menschen mit dem göttlichen Wesen. "Und meine Berufung ist ein Vorgriff dessen, was wir im Himmel leben werden", sagt sie. "Wir können tiefe Intimität schon jetzt mit Gott haben. Aber das ist nicht die Vollendung."
Öffentliches Versprechen

Die Weihe ist ein Ritus aus dem antiken Christentum, das Weihegebet stammt aus dem vierten Jahrhundert. Lang gibt dem Bischof das Versprechen der Jungfräulichkeit und erhält Schleier, Ring und ein Gebetsbuch. Während eines Teils der Zeremonie, der Allerheiligen-Litanei, liegt die junge Frau ausgestreckt auf dem Boden, der Kopf auf den Händen abgestützt – ein Ausdruck tiefer Demut. Die Bilder wirken etwas aus der Zeit gefallen. Im Vorfeld hat die Weihe daher für viel Aufmerksamkeit gesorgt.
Foto: Wildbild, Herbert Rohrer

Auch dass eine Jungfrauenweihe unter so großem Andrang zelebriert wird, ist ungewöhnlich. Die meisten geweihten Jungfrauen feiern diskret. Lang hat die Weihe mit eigener Website und ihren Social-Media-Kanälen aktiv beworben. "Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch und wollte meine Freunde und Bekannten an meinem besonderen Tag teilhaben lassen", sagt sie. Die Öffentlichkeit entspreche einfach ihrem Wesen.
Lobpreis und christlicher Pop

Die 31-Jährige ist das Rampenlicht gewöhnt. Sie ist Teil der Loretto-Bewegung, eines katholischen Vereins, der als konservativ und bibeltreu eingeordnet wird. Die Mitglieder haben etwa keinen Sex vor der Ehe. Ein moderner Anstrich soll vor allem Jugendliche zum Glauben bewegen. Gottesdienste sind mit Lobpreis und christlicher Popmusik untermalt, die Gemeinschaft ist sehr aktiv auf Social Media. Lang leitet in Salzburg die "Home-Akademie", in der Jugendliche Kurse und ein monatelanges Jüngerschaftsprogramm absolvieren können. Sie selbst tritt häufig als Speakerin auf.

Die Loretto-Einflüsse finden sich in der Weihe wieder: Die Veranstaltung wird via Livestream ausgestrahlt, eine Band spielt poppige Lieder. Viele junge Besucherinnen singen mit, schließen die Augen und heben die Hände in die Höhe.
Foto: Wildbild, Herbert Rohrer

Lang geht locker mit kritischen Reaktionen um. "Ich finde es okay, wenn jemand meine Entscheidung nicht nachvollziehen kann. Wenn die Kritik gut argumentiert und wertschätzend angebracht ist, kann ich gut damit leben", sagt sie. "Wenn aber eine sehr durchdachte Lebensentscheidung disqualifiziert wird, trifft mich das." Positives Feedback stärke sie dafür umso mehr. "Ich bin sehr glücklich und fühle mich hundertprozentig an meinem Platz."

Nach der Feier wird die frisch geweihte Jungfrau beglückwünscht und bewundert. Trotz regnerischer Vorhersage ist es warm und sonnig. "Wenn die Berna sich was wünscht, geht das in Erfüllung", meint der Moderator der Feier dazu. "Sie hat einen guten Ehemann." (Davina Brunnbauer, 16.8.2022)

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