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Cyber-Sklaverei in Südostasien: "Es war die Hölle auf Erden"

#1 von anne Gertrud ( Gast ) , 08.01.2023 07:09

Cyber-Sklaverei in Südostasien: "Es war die Hölle auf Erden"
Von Thomas Fritz
Aktualisiert am 07.01.2023, 17:25 Uhr

Kriminelle zwingen in Südostasien Arbeitssklaven zum Internetbetrug.
In den Betrugsfabriken, sogenannten Scam Factories, soll es laut Menschenrechtsorganisationen auch zu Organhandel, Prostitution und Folter gekommen sein.
Die Opfer der Betrugsmasche werden teilweise um Hunderttausende Euro erleichtert, die Schäden gehen in die Milliarden.

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Die Menschenrechtsorganisation Human Research Consultancy (HRC) spricht von Cyberkriminalität in einer bisher unbekannten Schwere und einem "noch nie da gewesenen" Ausmaß. Und von einer neuen Form von Menschenhandel mit Tausenden, wenn nicht gar Zehn- oder Hunderttausenden Geschädigten.

In Südostasien werden Arbeitssklaven in riesigen Komplexen gefangen gehalten, um ahnungslose Opfer per Internetbetrug um ihr Erspartes zu bringen. Was ist über die Betrugsmasche bisher bekannt? Wer sind die Opfer, wer die Täter?
Wer sind die Opfer?

Zu der Zwangsarbeit werden Menschen aus ganz Asien gezwungen. Sie kommen vor allem aus China, Bangladesch, Indien, Taiwan, Malaysia, Vietnam oder Indonesien. Gelockt werden sie häufig mit der Aussicht auf lukrative Jobs in Online-Anzeigen – vorwiegend nach Kambodscha, Laos oder Myanmar. Einige fallen auch auf den Verrat von Freunden oder Bekannten herein, die sie für Geld regelrecht ausliefern.

Vor Ort kommt das böse Erwachen. Statt in ihre neuen Jobs einzusteigen, müssen sie Pässe und Handys abgeben, sie werden überwacht, eingeschüchtert und häufig von früh bis Mitternacht zur Arbeit gezwungen. Scheitern sie daran, eine bestimmte Anzahl an Telefonnummern zu ergaunern, droht Gewalt.

Laut HRC gab es Fälle von Vergewaltigungen und Organhandel, Human Rights Watch dokumentierte Prostitution sowie Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug. "Es war die Hölle auf Erden", sagt eine befreite Vietnamesin.
Wie funktioniert das System?

Die Opfer der Arbeitssklaven sind vor allem Menschen aus wohlhabenden Ländern in Europa und Nordamerika sowie aus China. Die Betrüger legen Fake-Accounts in den sozialen Netzwerken an und erschleichen sich online das Vertrauen der Fremden – sie locken mit der Aussicht auf Liebe, Romantik oder Sex.

Das Ziel sind die Telefonnummern der Opfer. Dann sollen sie diese in Chats überreden, Geld zu überweisen oder fragwürdige Kryptowährungen zu kaufen. Die Betrugsmasche ist auch unter dem Namen "Pig Butchering" (deutsch: Schweineschlachten) bekannt.

Einige Menschen wurden mit dem Cyberbetrug um Hunderttausende Euro gebracht. Manche verkauften ihr Auto oder Haus, um das geforderte Geld überweisen zu können. Die durch die Scam-Industrie entstandenen Schäden belaufen sich auf Milliarden.
Wo befinden sich die Scam-Fabriken?

Das Zentrum der Betrugsfabriken (englisch: Scam oder Fraud Factory) ist Sihanoukville, ein malerisch am Golf von Siam gelegener Badeort im Süden Kambodschas. Als die Einnahmen durch Tourismus und die Glücksspielindustrie während der Corona-Pandemie einbrachen, begann das Scam-System in dem südostasiatischen Land zu florieren.

Ungenutzte Hotelkomplexe wurden als Gefängnisse für die Ausländer, die teilweise schon als Arbeitskräfte vor Ort waren, missbraucht. Die Behausungen sind überfüllt, die hygienischen Bedingungen oft miserabel. Auch in Myanmar, Laos, den Philippinen, Dubai und Nepal befinden sich nach Berichten Fabriken zum Cyberbetrug.
Wer sind die Täter?

Chinesische Banden, die Mafia-ähnlich organisiert sind, betreiben die Betrugsfabriken in Kambodscha. Über lokale Mittelsmänner, die gut an einer "Vermittlung" verdienen, und Online-Anzeigen ködern sie ihre Opfer. Vor Ort werden sie von den Menschenhändlern an den Meistbietenden wie Sklaven verkauft und teils auch weiterverkauft.

Eine Nachricht in einem inzwischen gelöschten Telegram-Kanal lautete: "Verkaufe chinesischen Mann in Sihanoukville, gerade erst aus China geschmuggelt, 22 Jahre alt, mit Ausweis, tippt sehr langsam." Preis: 10.000 Dollar. Ein Mann aus Thailand war für 3.000 Dollar zu haben. Vereinzelt machten Hoteldirektoren mit Kriminellen gemeinsame Sache.
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Die Täter gehen skrupellos vor: Einen Mann aus Taiwan schlugen sie laut "Spiegel" zusammen, bis ein Knochen zu sehen war. Einem anderen verbrannten sie mit einem Elektroschocker den Oberarm, bis er verkohlt war. Die Botschaft: Macht keine Probleme oder das passiert mit euch!
Was tut die Politik?

Eine der berüchtigtsten Scam-Fabriken in Sihanoukville soll im September vergangenen Jahres weitgehend geräumt worden sein. Soldaten patrouillierten immer wieder vor verdächtigen Komplexen, eine Taskforce wurde gegründet. Doch es gab zumindest in Kambodscha auch Verflechtungen zwischen mutmaßlichen Tätern und politischen Entscheidungsträgern. Stichwort: Schmiergeld.

Sogar Kambodschas Premierminister Hun Sen soll Kontakte zu den chinesischen Bossen von Sihanoukville pflegen. Erst nach Druck der US-Regierung kam mehr Bewegung in die Bekämpfung der Missstände.

Die taiwanesischen Behörden kümmern sich intensiv darum, ihre Staatsbürger zu befreien. 200 Ermittler und Computerexperten arbeiten im Auftrag der Regierung daran, Mittelsmänner in Taiwan dingfest zu machen. Zudem leisten sie Hilfe bei der Befreiung vor Ort. In Vietnam wurde ein Hacker rekrutiert, der Jagd auf Onlinebetrüger macht. Chinesische Sicherheitsbehörden haben wiederum Druck ausgeübt, damit ein berüchtigter Bandenchef aus Kambodscha ausgeliefert wird.
Wie geht es weiter?

Laut "Spiegel" gibt es für die Betrüger-Banden schon Alternativen, falls sie ihr schmutziges Geschäft in Sihanoukville auf Dauer nicht mehr ungestört betreiben können. Es häufen sich Meldungen, wonach die Stadt Myawaddy in Myanmar ein neuer zentraler Rückzugsort für Cyber-Sklaverei werden könnte. Genau wie der von sozialistischen Rebellen kontrollierte Wa-Staat. Er grenzt direkt an die Volksrepublik China und wäre damit für Banden aus dem Land der Mitte perfekt zu erreichen.

Menschenrechtler fordern derweil harte Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft gegen die beteiligten Länder. Ein Ende des Scam-Systems ist noch nicht in Sicht.

Verwendete Quellen:

spiegel.de: "Verkaufe chinesischen Mann, 22, tippt langsam" (kostenpflichtiger Inhalt)
tagesschau.de: "Sklaverei 2.0 in Betrugsfabriken"
HRC-Bericht: "Cyber Slavery in the Scamming Compounds"
abc.net.au: "Inside the 'pig-butchering' scams seeing thousands trafficked into cyber slavery"

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anne Gertrud

   

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