KOMMENTAR UM "5 VOR 12"
Der Synodale Rat ist tot
Doch nach dem klaren Votum aus Rom will die Mehrheit der deutschen Bischöfe, dass der Synodale Ausschuss aktiv wird. Bischof Bätzing will mit dem Kopf durch die Wand.
Bischof Bätzing will auch nach dem jüngsten "Nein" aus dem Vatikan nicht aufgeben.
Foto: IMAGO| Bischof Bätzing, dem wohl erst ein Engel erscheinen muss, um zu verstehen, was die Stunde geschlagen hat, will auch nach dem jüngsten "Nein" aus dem Vatikan nicht aufgeben.
24.01.2023, 11:55 Uhr
Guido Horst
Jetzt hat es Bischof Georg Bätzing schriftlich: In ihrem Schreiben vom 16. Januar stellen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet klar, „dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den ,Synodalen Rat’ auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten“.
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Und damit Bätzing und alle deutschen Bischöfen, die den Brief mit seiner Veröffentlichung am ersten Tag der Sitzung des Ständigen Rats im Würzburger Kloster Himmelspforten lesen konnten, verstehen, mit was sie es da zu tun haben, heißt es unmittelbar nach dem ausdrücklichen Verbot des Synodalen Rats in dem Vatikan-Brief weiter, dass Papst Franziskus das Schreiben „in forma specifica“ bestätigt hat. Es handelt sich also nicht um die Weisung einer Vatikan-Behörde, die auf dem Rechtsweg angegangen werden könnte. Sondern die drei Kardinäle verhängen ihr Veto mit der vollen Amtsautorität des Papstes, das damit endgültig ist.
Bätzing lenkt nicht ein
Aber Bischof Bätzing, dem wohl erst ein Engel erscheinen muss, um zu verstehen, was die Stunde geschlagen hat, will nicht aufgeben. Die Beschlüsse zur Errichtung eines Synodalen Rats würden auf das geltende Kirchenrecht verweisen und deshalb sei die Sorge Roms, „dass ein neues Gremium über der Bischofskonferenz stehen oder die Autorität der einzelnen Bischöfe aushebeln könnte“, nicht begründet. Er sei deshalb dankbar, „dass ein großer Teil des Ständigen Rats erneut den Willen bekräftigt hat, den Beschluss der Synodalversammlung zum Synodalen Ausschuss umzusetzen und die Beratungen aufzunehmen“, heißt es in einer Erklärung des Konferenz-Vorsitzenden noch vom gleichen Montag, die interessanterweise die Überschrift „Kommunikation mit dem Heiligen Stuhl nach dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe“ trägt. So als seien Papst und Vatikan nur ein Dialogpartner.
Tatsächlich kündigt Bätzing in seiner Erklärung an, man werde die in dem Brief Parolins, Ladarias und Ouellets „ausgesprochene Einladung zum Gespräch mit Rom zeitnah aufgreifen – und zwar auch als Präsidium des Synodalen Wegs“. So wie er von den Protagonisten des Synodalen Wegs angedacht war, ist der Synodale Rat jetzt tot. Und im Vatikan wird man wohl nicht geneigt sein, weiter über eine Leiche zu reden.
Weiter auf dem Weg ins Schisma
Natürlich kann die Mehrheit der deutschen Bischöfe das Veto aus Rom ignorieren und so weitermachen, als sei nichts geschehen. Das war schon nach dem „Ad limina“-Besuch so. Siehe kirchliches Arbeitsrecht. Und Bätzings Bistum Limburg hat mit den Leitlinien zur neuen Sexualmoral schon den nächsten Schritt gesetzt, der beweist, dass man sich um die römischen Maßgaben nicht mehr schert. Damit aber begibt sich die Mehrheit der deutschen Bischöfe in eine Position des Ungehorsams. Sie setzen den Weg ins Schisma fort. Blickt man nicht über den eigenen Tellerrand hinaus, könnte man sagen, die Kirche in Deutschland gleicht demnächst einem Flickenteppich. In romtreuen Diözesen gelten andere Regeln als in denen, die mit Papst und Vatikan gebrochen haben. Aber weltkirchlich betrachtet ist das mehr als ein Flickenteppich: Ein Häuflein deutscher Bischöfe sondert sich vom Weltepiskopat ab. Wenn Rom diese Abkapselung dann auch noch förmlich feststellt, ist das Schisma da.
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