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Was Paulus zu sagen beabsichtigte: Die Paderborner Neutestamentlerin Maria Neubrand revidiert landläufige Meinungen
Paderborn (kath.net) Wie sieht der Apostel Paulus das Verhältnis von Mann und Frau? Wie steht er zur Sexualität und wie schätzt er die Bedeutung von Ehe und Ehelosigkeit ein? Über diese Fragen sprach die Paderborner Professorin für Neues Testament Maria Neubrand MC am 15. November 2010 im Rahmen der „Montagsakademie“ zum Thema „Zwischen Freud und Leid. Die Ambivalenz menschlicher Sexualität“. Das teilt die Fakultät in einer Aussendung mit.
Neubrand nannte zuerst vier landläufig verbreitete Meinungen zum Thema „Paulus und die Frauen“:
(1) Paulus ist der Meinung, dass es besser sei, ehelos zu leben, weil Verheiratete keine ungeteilte Hingabe an Christus haben können. Die Ehe ist ein Zugeständnis an die Schwäche der Menschen.
(2) Paulus vertritt die Unterordnung der Frau unter den Mann: Der Schleier ist ein Zeichen der Unterordnung.
(3) Paulus sagt, dass die Frauen in der Kirche schweigen sollen.
(4) Paulus hatte als Jude Probleme mit Frauen und kam in seinem Wirken ohne Frauen aus.
Diese Meinungen speisten sich laut Neubrand vornehmlich aus einer verkürzten Auslegung einiger Textpassagen aus dem Ersten Korintherbrief. Sie betonte, wie wichtig es ist, paulinische Aussagen in ihrem brieflichen, religiösen und gesellschaftlichen Kontext zu sehen:
Paulus versucht in seinen Briefen, auf konkrete Anfragen zu antworten. Nirgendwo legt Paulus eine systematische Anthropologie vor und nirgendwo äußert er sich in einem systematischen Sinn zur menschlichen Sexualität und zum Verhältnis von Mann und Frau.
Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen sei genau zu untersuchen, was Paulus „wirklich zu sagen beabsichtigte“.
Die Neutestamentlerin legte daraufhin die relevanten Passagen des Ersten Korintherbriefes aus, ging jeweils auf die vier zuvor genannten Meinungen ein und zeigte:
(1) Paulus argumentiert in seinen Briefen von der Hochschätzung der Ehe her. Er verteidigt das natürliche Eheleben und die eheliche Geschlechtsgemeinschaft, welche sich durch Gegenseitigkeit, Hochschätzung und Liebe auszeichnet. Des Weiteren gilt es auch in einer Ehe die ungeteilte Hingabe an Christus zu leben. Sowohl die Ehe als auch die Ehelosigkeit sind nach Paulus ein Geschenk – Charisma Gottes.
(2) Paulus vertritt keine Unterordnung der Frau unter den Mann. Vielmehr betont er gerade ihre Würde, indem er in Anschluss an die Schöpfungserzählung in Genesis 2 die wechselseitige Zuordnung von Mann und Frau und ihren gemeinsamen Ursprung aus Gott betont. Von einem Schleier als Zeichen der Unterordnung ist bei Paulus nirgendwo die Rede. In seinen Bemerkungen in 1 Kor 11,3-16 geht es Paulus vielmehr darum herauszustellen, dass sich sowohl Männer als auch Frauen beim Beten, also in Blickrichtung auf Gott, nicht selbst durch unordentliches oder extravagantes Verhalten in den Vordergrund stellen sollen.
(3) Bei den Bemerkungen in den Versen 1 Kor 14,33b-35 spricht Paulus eine offizielle Gemeindeversammlung in Korinth an. Im Kontext dieser offiziellen Versammlung sollen nach Paulus die Frauen schweigen. Diesem in der damaligen Zeit verbreiteten Grundsatz schließt sich Paulus jedoch nicht aus theologischen Gründen an. Vielmehr folgt er mit diesem Grundsatz der in der damaligen Zeit gängigen kulturellen Ordnung. Heute würde Paulus aus solchen Gründen genau für das Gegenteil eintreten.
Diese Beachtung der Rechtsordnung bei Paulus darf jedoch nicht mit einer Wertordnung verwechselt werden, welche von einer geringeren Wertschätzung der Frau ausgeht.
(4) Dass nach Paulus Frauen in einer Gebetsversammlung und in der Kirche ganz gleichberechtigt wie die Männer beten und prophetisch reden konnten und sollten, zeigen die vielen Frauen, welche Paulus in seinen Briefen als Gemeindemitglieder und Mit-Wirkende erwähnt. Paulus schätzte Frauen als gleichwertige Verkündigerinnen an seiner Seite. In seinen Briefen werden in diesem Zusammenhang mindestens zwölf Frauen erwähnt, welche an wichtigen Positionen in Verkündigung und Gemeinde standen.
Als Fazit hielt Prof. Neubrand fest, dass im Laufe der Kirchengeschichte viele Texte des Paulus missverstanden und als Machtmittel benutzt werden konnten, weil sie aus ihrem jeweiligen Kontext gerissen wurden. Vergessen wurde dabei, dass Paulus Frauen hochgeschätzt und nicht unterdrückt hat.
Paulus plädierte für ein Leben der jeweils eigenen Berufung durch Gott, sei es als Mann, als Frau, als Verheiratete oder als Ehelose. An den Vortrag schloss sich eine ausführliche Diskussion an.
Die Montagsakademie-Reihe wird fortgesetzt am 22. November 2010. Um 17.00 Uhr spricht Professor Peter Schallenberg (Paderborn) zu dem Thema: „Paradiesehe und Hilfe wozu? – Von Augustinus bis zum Vaticanum II.“
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Leserstimme.
Genau das habe ich gemeint, Adam hat nicht durch zuviel, sondern durch zuwenig "Männlichkeit" gesündigt, Passivität kann wie Gewalttätigkeit Sünde sein.
Auch stimme ich mit Ihnen überein was den Islam betrifft, natürlich ist das Christentum nicht schuld an der Frauenverachtung, im Gegenteil, wohl aber manch einseitige zeit- und kulturbedingte Auslegung...
Mit der "weiblichen Stärke" habe ich allerdings gerade nicht nicht die weibliche Verführungskunst gemeint - ist das Stärke?, sondern die Ausdauer vieler Frauen im Leiden, in Extrembelastungen (zeigt ja schon die Fähigkeit zu Schwangerschaft und Geburt), ihre freiwiliige! Opferbereitschaft, damit andere das Leben haben, wie man das auch wunderbar bei der Tagesheiligen Elisabeth und eben auch bei Therese v. Lisieux, Nijole Sadunaite, Mutter Teresa, Marthe Robin, einfachen Müttern. ..oder Katharina von Siena sehen kann, die sogar einem Papst männlichen Mut zusprach!
Es ist doch schön, dass es beide
Geschlechter gibt und sich die Liebe Gottes so im Mann und in der Frau auf je eigene, ergänzende Art widerspiegeln kann.
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