Coronavirus und Atemmasken So machen Betrüger mit den Schutzausrüstungen Kasse Siri Warrlich, 15.04.2020 - 15:54 Uhr
Atemschutzmasken sind in diesen Tagen sehr begehrt. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Wer in diesen Tagen Schutzausrüstung beschaffen muss, sollte sehr vorsichtig sein. Eberhard Frei leitet das Pflegezentrum Paulinenpark in Stuttgart. Beim Kauf von Atemmasken gab es eine böse Überraschung.
Stuttgart - Die Kommunikation mit dem Lieferanten fand über Whatsapp statt – das ist zwar unkonventionell, dennoch schien alles reibungslos zu klappen. 300.000 Atemschutzmasken der Klasse FFP2 hatte die Firma aus dem Großraum Stuttgart bestellt. Als Anzahlung überwies sie knapp 700.000 Euro auf ein Konto in der Türkei. Anschließend wurde deutlich, dass die Sache doch nicht ganz so reibungslos läuft. Masken kamen keine – auch nicht nach mehrfacher Aufforderung.
Die Firma wandte sich an die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Landeskriminalamt übernahmen die Ermittlungen. Mittlerweile gelang es ihnen, das Geld in der Türkei vorläufig einzufrieren. „Es ist ein dreistes Vorgehen, wie Kriminelle die derzeitige Notlage ausnutzen und wir werden entschieden gegen solche Betrügereien vorgehen“ sagt Ralf Michelfelder, Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg.
Investor kauft Fabrik und verdreifacht die Preise Bislang scheint das Verfahren ein Einzelfall zu sein. Weder der Staatsanwaltschaft Stuttgart noch den Polizeipräsidien in Stuttgart und Ludwigsburg sind ähnliche Fälle bekannt. Dafür nutzen manche Unternehmer die Notlage auf andere Weise aus. Das hat Eberhard Frei, Hausleiter des Pflegezentrums Paulinenpark in Stuttgart-Mitte gemerkt, als er über die bayerische Firma Handelskontor P. Franz Schutzmasken für seine Einrichtung besorgen wollte. Nach der Bestellung kam vom Kontor eine Email: „Aufgrund der aktuellen Situation müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir die von uns angebotenen Masken nicht ausliefern können, da ein Investor die Fabrik gekauft und die Preise fast verdreifacht hat“ – heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt.
Das Handelskontor Franz beliefert seit Jahrzehnten Altenheime in Deutschland mit Hygieneartikeln. Atemschutzmasken gehörten bislang nicht dazu. „Natürlich haben wir die Beziehung mit dem Lieferanten sofort gestoppt“, sagt Geschäftsführer Paul Franz am Telefon. „Wir haben eine Kaufmannsehre.“ Inzwischen hat Franz einen neuen Lieferanten mit Sitz in China gefunden. Fabrik und Masken ließ er nach eigenen Angaben von einer Außenstelle des TÜVs prüfen.
Nun ist der erste Teil der Lieferungen eingegangen und wird an die Kunden verteilt. „Von Neukunden nehmen wir keine weiteren Bestellungen für Schutzmasken an“, sagt Franz. Auf dem Markt herrsche „Goldgräberstimmung“. Vor der Coronakrise lag der Preis für eine FFP2-Maske laut dem Leiter des Pflegezentrums Paulinenpark bei etwa 3 bis 3,50 Euro. „Nun hat uns eine Firma Pakete mit drei Masken für 38 Euro angeboten. Da wissen Sie, was da läuft“, sagt Paul Franz. Er habe das Angebot an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet https://www.stuttgarter-nachrichten.de/i...chutzausruestun