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Die Sendung der Kirche ist ein Skandal – und Antwort auf Kirchenaustritte wie Eintritte Newsletter

#1 von admin ( Gast ) , 31.07.2020 12:12

Die Sendung der Kirche ist ein Skandal – und Antwort auf Kirchenaustritte wie Eintritte
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Von Redaktion
27 June, 2020 / 1:06 AM
Einen neuen "Rekord" an Austrittszahlen meldete am gestrigen Freitag die Kirche in Deutschland, wie CNA Deutsch berichtete. So dramatisch über 270.00 Austritte in 12 Monaten sind: Aufschlussreich wird es, wenn diese Zahl mit der Zahl 2.330 verglichen wird, denn so viele Personen traten 2019 in die katholische Kirche ein – davon 1.989 Protestanten.

Über 270.000 Austritte und nur 2.330 Eintritte: Selbst wenn man dazu die schrumpfende Zahl der Wiederaufnahmen rechnet – es waren 5.339 laut den neuen "Eckdaten" – bleibt das Gefälle gewaltig.

Geradezu schwindelerregend wird es, wenn man einen Blick darauf wirft, wieviele Menschen den katholischen Glauben denn leben und praktizieren. Dafür sind die sieben Sakramente der Kirche ein guter Maßstab, zum Beispiel die Eucharistie: Über 90 Prozent der Katholiken in deutschen Bistümern praktizieren nicht mehr ihren Glauben, wenn man die Gottesdienstbesucher-Quote von durchschnittlich 9,1 Prozent als Messlatte nimmt.

"90 Prozent ihrer Mitglieder vermeiden Woche für Woche die Kirche"
Wer genauer hinsieht, muss zudem prüfen, ob und wie der Empfang der Heiligen Kommunion verstanden und praktiziert wird. Hilfreich wäre hier ein Blick auf das Sakrament der Beichte, wie Papst Franziskus schon 2015 den Bischöfen mit klaren Worten ans Herz gelegt hat.

Im November 2018 sagte Franziskus bei einer Audienz: In einem von Gleichgültigkeit und Säkularismus geprägten Europa sei die Entwicklung einer "eucharistischen Kultur" dringlicher denn je.

Das wissen auch die deutschen Bischöfe, die mit Bedauern und Schmerz auf die neue Kirchenstatistik reagiert haben – und sich um Antworten wie Hoffnung bemühten. "Die Türen unserer Kirche stehen Ihnen weiterhin offen!", erklärte Bischof Franz Jung in Reaktion auf die Austrittszahlen am 26. Juni. Der Würzburger Bischof fügte gleichzeitig hinzu, es gelte nun – so wörtlich – "das aktuelle Kirchesein zu hinterfragen".

Was sich nicht nur Bischof Jung fragen wird: Wie einladend ist die – Gott sei Dank offene – Tür einer Kirche, die sich einerseits selbst hinterfragt, und die andererseits von über 90 Prozent ihrer Mitglieder Woche für Woche vermieden wird? Will ich dort mich mit Gott versöhnen, die heilige Eucharistie empfangen, mich im Sakrament der Ehe trauen, meine Kinder taufen lassen? Und wenn ja, mit welcher Motivation?

Wieviele Menschen wird der "Synodale Weg" katholisch machen?
Das treibt auch den Hamburger Hirten um: Erzbischof Stefan Heße teilte gestern mit, er setze "große Hoffnungen auf den Reformprozess auf Bundesebene" – damit meinte er offenbar den sogenannten "Synodalen Weg" – und Bischof Heiner Wilmer von Hildesheim sagte laut dem offiziellen Portal "katholisch.de", Menschen haderten auch damit, dass innerkirchliche Reformen aus ihrer Sicht nicht schnell genug passierten.

Die entscheidende Frage ist, was eine "Reform" darstellt und leistet. Papst Franziskus hat als Ziel eines "Reformprozesses" die geistliche Erneuerung und Evangelisierung vorgegegeben. Das hat auch sein Nuntius den Bischöfen deutlich dargelegt.

Werden also Menschen dank des "Synodalen Wegs" in die Kirche eintreten? Werden auch Katholiken dank des "Synodalen Wegs" nicht austreten?

Diese beiden Fragen sind keineswegs rhetorisch sondern konkret, zwingend und dringend: Sie stellen sich angesichts der Vorgaben des Papstes, der Interventionen von Papst und Vatikan, angesichts der redlich begründeten Bedenken deutscher Bischöfe (auch hier und hier) und nicht einfach ignorierbarer Theologen. Sie stellen sich aber vor allem jetzt angesichts der nüchternen Zahlen der neuen Statistik. Um durch eine Tür zu gehen wollen, muss ich eben wissen, ob und warum ich dort auch hineinwill.

(Durch die Tür einer evangelischen deutschen Kirche zum Beispiel wollen noch viel weniger Menschen, einschließlich der getauften Protestanten: Das zeigen die jüngsten Statistiken.)

Wie also wird Vertrauen gewonnen, und zwar vor der eigenen Türen wie auch dahinter?

Die Sendung der Kirche ist ein Skandal – und Antwort auf Kirchenaustritte wie Eintritte
In seiner Rede in Freiburg im Jahr 2011 hat Papst Benedikt XVI. eine deutliche und differenzierte, aber im Kern kristallklare Antwort auf die Frage der Glaubwürdigkeit angeboten. So zeitlos diese ist – angesichts der gestrigen Zahlen ist sie aktueller denn je.

"Seit Jahrzehnten erleben wir einen Rückgang der religiösen Praxis, stellen wir eine zunehmende Distanzierung beträchtlicher Teile der Getauften vom kirchlichen Leben fest. Es kommt die Frage auf: Muß die Kirche sich nicht ändern? Muß sie sich nicht in ihren Ämtern und Strukturen der Gegenwart anpassen, um die suchenden und zweifelnden Menschen von heute zu erreichen?" – fragte Benedikt.

Der Papst legte nach: Wie soll diese Änderung – heute gerne als "Reform" bezeichnet – in der Praxis denn nun aussehen? "Geht es um eine Erneuerung, wie sie etwa ein Hausbesitzer durch die Renovierung oder den neuen Anstrich seines Anwesens durchführt? Oder geht es hier um eine Korrektur, um wieder auf Kurs zu kommen sowie schneller und geradliniger einen Weg zurückzulegen?"

"Was das grundlegende Motiv der Änderung betrifft, so ist es die apostolische Sendung der Jünger und der Kirche selbst."
Es gehe hier nicht darum, "eine neue Taktik zu finden, um der Kirche wieder Geltung zu verschaffen. Vielmehr gilt es, jede bloße Taktik abzulegen und nach der totalen Redlichkeit zu suchen, die nichts von der Wahrheit unseres Heute ausklammert oder verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben vollzieht, eben dadurch daß sie ihn ganz in der Nüchternheit des Heute lebt, ihn ganz zu sich selbst bringt, indem sie das von ihm abstreift, was nur scheinbar Glaube, in Wahrheit aber Konvention und Gewohnheit ist". Dieser Satz ist auch 2020 die plausibelste Antwort auf die Kirchenkrise in Deutschland.

"Der christliche Glaube ist für den Menschen allezeit – und nicht erst in der unsrigen – ein Skandal. Daß der ewige Gott sich um uns Menschen kümmern, uns kennen soll, daß der Unfaßbare zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort faßbar geworden sein soll, daß der Unsterbliche am Kreuz gelitten haben und gestorben sein soll, daß uns Sterblichen Auferstehung und Ewiges Leben verheißen ist – das zu glauben ist für die Menschen allemal eine Zumutung".

Und dann sagte Benedikt etwas, das gerade im Jahr 2020 noch einmal erschütternd ist: "Dieser Skandal, der unaufhebbar ist, wenn man nicht das Christentum selbst aufheben will, ist leider gerade in jüngster Zeit überdeckt worden von den anderen schmerzlichen Skandalen der Verkünder des Glaubens".

"Gefährlich wird es, wenn diese Skandale an die Stelle des primären skandalon des Kreuzes treten und ihn dadurch unzugänglich machen, also den eigentlichen christlichen Anspruch hinter der Unbotmäßigkeit seiner Boten verdecken".
Um so mehr – so Benedikt vor bald zehn Jahren – sei es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen.

"Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln".

Offensein für die Anliegen der Welt heiße für die entweltlichte Kirche, "die Herrschaft der Liebe Gottes nach dem Evangelium durch Wort und Tat hier und heute zu bezeugen", betonte der Papst. Ein Auftrag, der zudem über die gegenwärtige Welt hinausweist, "denn das gegenwärtige Leben schließt die Verbundenheit mit dem Ewigen Leben ein".

"Leben wir als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der Welt das Einfachste und das Schwerste zugleich ist, weil es nicht mehr und nicht weniger verlangt, als sich selbst zu verschenken".

Wer so betet und denkt, spricht und handelt: Durch dessen Tür kommen auch die Menschen.

admin

   

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