Papst Benedikt XVI. besuchte kubanisches Marienheiligtum El Cobre, dessen Marienstatue besonders von Afro-Kubanern verehrt wird Ansprache im Wortlaut + Videos
Havanna (kath.net/KAP) Papst Benedikt XVI. hat am Dienstag im kubanischen Marienheiligtum El Cobre betont, dass der Karibikstaat heute "auf dem Weg der Erneuerung und der Hoffnung voranschreitet". Im Blick auf die große Verehrung der "Virgen de la Caridad" von El Cobre durch die Afro-Kubaner sagte der Papst, vor dem Marienbild habe er in besonderer Weise der Kubaner gedacht, deren Vorfahren als Sklaven aus Afrika nach Amerika gekommen waren, und ebenso der Menschen im benachbarten Haiti, die noch immer unter den Erdbebenfolgen litten.
"Nach dem Vorbild der Allerseligsten Jungfrau ermutige ich alle Söhne und Töchter dieses werten Landes, weiterhin ihr Leben auf dem festen Felsen, der Jesus Christus ist, aufzubauen, für die Gerechtigkeit zu arbeiten, Diener der Nächstenliebe zu sein und in Prüfungen auszuharren", so Benedikt XVI. in seiner kurzen Ansprache. Sie bildete den Abschluss seines Besuchs in Ostkuba.
Der Legende nach wurde die rund 30 Zentimeter große Marienstatue von El Cobre im Jahr 1606 von Fischern entdeckt, die in der Bucht von Nipe in Seenot geraten waren. Eine Planke mit der Jungfrau samt Christuskind und der Aufschrift "Ich bin die Jungfrau der Barmherzigkeit" soll die Fischer damals vor dem Untergang bewahrt haben.
1612 - sechs Jahre später - sollen die Fischer die Statue nach El Cobre gebracht haben, wo die Madonna ihren ersten Schrein erhielt. 1686 wurde ein erstes Heiligtum für die Barmherzige Jungfrau errichtet. Die heutige Wallfahrtskirche stammt aus dem Jahr 1927.
Der Name "El Cobre" leitet sich von Kupferminen ("Cobre", Kupfer) her, die früher in der Region betrieben wurde. Das Marienheiligtum ist der bedeutendste Wallfahrtsort Kubas. Am Gedenktag der Barmherzigen Jungfrau, am 8. September, nehmen jedes Jahr mehrere Tausend Menschen an der Prozession mit der Marienstatue teil.
Im Jahr 1916 wurde die "Virgen de la Caridad de Cobre" vom früheren Namenskollegen des jetzigen Papstes - von Benedikt XV. - zur Schutzpatronin des Landes erklärt. Als Symbol des Unabhängigkeitskampfes gegen die spanischen Kolonialherren verehren heute auch viele Nichtkatholiken die Statue.
KATH.NET dokumentiert die Ansprache von Papst Benedikt im Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern!
Als Pilger bin ich zum Haus des Gnadenbildes Unserer Lieben Frau von El Cobre, “La Mambisa”, wie ihr sie liebevoll nennt, gekommen. Ihre Gegenwart in dieser Stadt El Cobre ist ein Geschenk des Himmels für die Kubaner.
Herzlich möchte ich alle hier Anwesenden grüßen. Nehmt die Zuneigung des Papstes entgegen und tragt sie überall hin, damit alle den Trost und die Kraft im Glauben erfahren. Alle, denen ihr nah und fern begegnet, laßt wissen, daß ich der Muttergottes die Zukunft ihres Landes anvertraut habe, das auf dem Weg der Erneuerung und der Hoffnung zum Wohl aller Kubaner voranschreitet. Ebenso habe ich der Allerseligsten Jungfrau die Nöte der Menschen, die leiden, die der Freiheit beraubt sind, die von ihren Lieben getrennt sind und schwere Zeiten durchmachen, anempfohlen. Zugleich habe ich ihr die jungen Menschen an ihr unbeflecktes Herz gelegt, damit sie glaubwürdige Freunde Christi seien und nicht Angeboten nachgeben, die in ihnen Traurigkeit zurücklassen. Vor der Barmherzigen Jungfrau Maria habe ich in besonderer Weise auch der Kubaner gedacht, deren Vorfahren aus Afrika hierher gekommen sind, wie auch des Nachbarvolkes von Haiti, das immer noch unter den Folgen des bekannten Erdbebens vor zwei Jahren leidet. Und ich habe nicht die vielen Campesinos und ihre Familien vergessen, die in ihren Häusern treu das Evangelium leben wollen und ihre Häuser auch als Missionszentren für die Feier der Eucharistie öffnen.
Nach dem Vorbild der Allerseligsten Jungfrau ermutige ich alle Söhne und Töchter dieses werten Landes, weiterhin ihr Leben auf dem festen Felsen, der Jesus Christus ist, aufzubauen, für die Gerechtigkeit zu arbeiten, Diener der Nächstenliebe zu sein und in Prüfungen auszuharren. Nichts und niemand raube euch die innere Freude, die ein Merkmal der kubanischen Seele ist. Gott segne euch. Vielen Dank