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Europa in der zweiten Welle: Viele lokale Corona-Ausbrüche machen Sorge

von anne ( Gast ) , 15.08.2020 10:34

Europa in der zweiten Welle: Viele lokale Corona-Ausbrüche machen Sorge
Aktualisiert am 14. August 2020, 21:19 Uhr
Zeitweise rückte angesichts immer neuer Rekordzahlen aus den USA oder Brasilien ein wenig aus dem Blick, dass das Coronavirus auch in Europa noch immer wütet. Die Infektionszahlen steigen fast überall wieder. Und das nicht nur, weil vermehrt getestet wird.

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Im Frühjahr stand die EU mit ihren Brandherden Italien und Spanien im Zentrum der Coronakrise, dann hat sich der Kampf gegen das Virus in andere Weltregionen verlagert - in die USA, nach Lateinamerika und Indien.

Fast überall in Europa steigen die Corona-Infektionszahlen wieder
Doch auch die EU-Staaten haben in diesem Sommer ein kollektives Problem: Die Infektionszahlen steigen fast überall wieder. Sowohl das
Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) als auch das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO sprechen bereits von einem Wiedererstarken des Virus in manchen Ländern - und vielerorts herrschen Sorgen vor weiter zunehmenden Zahlen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

"Das Risiko eines Wiederauflebens von COVID-19 ist sehr real", schrieb EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zu Wochenbeginn auf Twitter. Sie verwies dabei auf die jüngste ECDC-Risikobewertung für die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) zuzüglich Großbritannien.

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Zahl der Tests hat immens zugenommen
Darin heißt es, viele Staaten testeten jetzt bereits milde Verdachtsfälle ohne Symptome, was zu der Zunahme der Fallzahlen beitrage. In mehreren Ländern gebe es allerdings auch "ein echtes Wiederaufleben an Fällen", das eine Folge davon sei, dass die Maßnahmen zum Abstandhalten gelockert worden seien. Auch der Reiseverkehr und eine zunehmende Corona-Müdigkeit in der Bevölkerung tun ihr Übriges.

Dabei gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht im Kampf gegen das Coronavirus. Die gute ist unverkennbar: Die Zahl der Europäer, die im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung sterben, steigt seit Langem viel langsamer als in den heftigen Corona-Monaten März und April.

Beunruhigender ist dagegen die Zahl der täglichen Neuinfektionen. Dieser Wert war in 27 der 32 genannten Länder in den ersten sieben Tagen im August höher als in den ersten sieben Tagen des Juli, darunter auch in Deutschland.


Während das einst so von Corona gebeutelte Italien seit Wochen verhältnismäßig gut dasteht und auch die Zunahme etwa in Österreich moderat ausfiel, schossen die Infektionszahlen in Belgien, den Niederlanden und Spanien um ein Vielfaches in die Höhe.

Die einst von vergleichsweise vielen Infektionen geplagten Schweden und Portugiesen konnten dagegen einen Rückgang vermelden - ob das anhält, bleibt abzuwarten.

Das Bewusstsein für die Infektionsgefahr sinkt
Viele Menschen nehmen die COVID-19-Risiken nach Monaten der Pandemie nicht mehr so stark wahr. Zu letzterem Faktor brachte es Estlands Sozialminister Tanel Kiik jüngst auf den Punkt. "Die Krankheit und das Virus sind in Estland wieder auf dem Vormarsch", sagte er. "Leider liegt das Problem nicht in den Einschränkungen oder den Maßnahmen, sondern in deren Einhaltung."

Nicht nur in Deutschland sind es in vielen Ländern Europas lokale Ausbrüche, die zu regionalen Maßnahmen führen - etwa im dänischen Aarhus, im belgischen Antwerpen oder im englischen Manchester.

Belgien an sich verzeichnete wieder stark steigende Infektionszahlen, auch Rumänien und Bulgarien gelten als Sorgenkinder. Die Briten bekommen ihre hohe Zahl an Todesfällen nicht in den Griff. Das betrifft in erster Linie England, wo im Durchschnitt täglich immer noch mehrere Dutzend Menschen nach einer Coronavirus-Infektion sterben.


An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.
Reisen und Familienfeste als Problem
In Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden steigen die Infektionszahlen derweil vor allem bei jungen Erwachsenen. Die französischen Behörden monieren, dass gerade im Zusammenhang mit Urlaubsreisen und sommerlichen Festen und Feiern die Abstandsregeln nicht eingehalten werden.

"Haltet euch an die Regeln, sonst sitzen wir alle bald wieder zu Hause fest", mahnte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte bereits an. Illegale Partys, volle Kneipen, aber auch Familienfeste: Das sind die großen Ansteckungsherde vor allem in Amsterdam und Rotterdam.

Zwei Länder standen im Frühjahr im Zentrum der Krise und befinden sich nun weit voneinander entfernt: Spanien und Italien. Während die Italiener die Pandemie mit einem harten Lockdown unter Kontrolle brachten, sich konsequent an die Schutzregeln halten und stolz auf das Erreichte sind, verzeichnen die Spanier nach dem Lockdown-Ende wieder mehr Infektionen als die meisten anderen Länder Europas.

Eine Folge davon ist, dass das Auswärtige Amt in Berlin vor Reisen in fünf spanische Regionen warnt, darunter Madrid und Katalonien um die Metropole Barcelona. Das Gesundheitssystem steht dabei unter Druck, aber immerhin nicht mehr vor dem Kollaps wie etwa im April.

Aber auch in den Ländern, die die Krise bislang gut gemeistert haben, ist das Virus noch nicht verschwunden. Norwegen zum Beispiel führte zuletzt aus Corona-Sorge ebenso wie Finnland und Dänemark wieder Reisebeschränkungen für bestimmte Länder ein, während die nationalen Experten zur weiteren Vorsicht mahnen.

"Es gab vielleicht jemanden, der geglaubt hat, dass Corona nur ein dummer Traum des Frühjahrs war, dass wir in einen Herbst ohne Corona gehen würden", sagte etwa der führende dänische Epidemiologe Kåre Mølbak am Montag in Kopenhagen. "Aber das war kein dummer Traum. Das Virus ist immer noch da."

(dpa/hau)

anne

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