Corona – eine Strafe Gottes?!
Die Corona-Pandemie mit ihrem unvorstellbaren Leid führt uns an Grenzen des Verstehens und unseres Glaubens. Viele erschüttert verunsicherte Menschen fragen Gott wie die Jünger im Evangelium vom Seesturm Jesus: „Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen“? Andere wollen eine Strafe Gottes erkennen und verbreiten ihre Rede davon angstverbreitend in den sozialen Medien.
Dagegen wendet sich das ‚Wort der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchen in Deutschland‘. In diesem Schreiben wird betont: „Als Christen sind wir der festen Überzeugung: Krankheit ist keine Strafe Gottes – weder für Einzelne, noch für ganze Gesellschaften, Nationen, Kontinente oder gar die ganze Menschheit. Krankheiten gehören zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen. Dennoch können Krankheiten und Krisen sehr wohl den Glauben an die Weisheit und Güte Gottes und auch an ihn selbst erschüttern. Krankheiten und Krisen stellen Menschen vor Fragen, über die wir nicht leicht hinweggehen können. Auch wir Christen sind mit diesen Fragen nach dem Sinn menschlichen Leids konfrontiert und haben keine einfachen Antworten darauf. Die biblische Botschaft und der christliche Erlösungsglaube sagen uns Menschen jedenfalls zu: Gott ist ein Freund des Lebens. Er liebt uns Menschen und leidet mit uns. Gott will das Unheil nicht. Nicht das Unheil hat darum das letzte Wort, sondern das Heil, das uns von Gott verheißen ist“.
Auch Papst Franziskus wendet sich gegen die Angst und die Reden von der Strafe Gottes. Er fordert dabei aber auch auf, diese Pandemie zum Anlass zu nehmen, um inne zu halten und sich selbstkritisch zu besinnen:
„Herr, in unserer Welt, die du noch mehr liebst als wir, sind wir mit voller Geschwindigkeit weitergerast und hatten dabei das Gefühl, stark zu sein und alles zu vermögen (…).Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten, wir haben uns vor Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden. Jetzt, auf dem stürmischen Meer bitten wir dich: ‚Wach auf, Herr!‘ (…) Herr, du appellierst an uns, du appellierst an den Glauben. Nicht nur an den Glauben, dass es dich gibt, sondern an den Glauben, der uns vertrauensvoll zu dir kommen lässt. In dieser Fastenzeit erklingt dein eindringlicher Aufruf: ‚Kehrt um‘. (…) Du rufst uns auf, diese Zeit der Prüfung als eine Zeit der Entscheidung zu nutzen. Es ist nicht die Zeit deines Urteils, sondern unseres Urteils: die Zeit, zu ent-
scheiden, was wirklich zählt und was vergänglich ist, die Zeit, das Notwendige von dem zu unterscheiden, was nicht notwendig ist. Es ist die Zeit, den Kurs des Lebens wieder auf dich, Herr, und auf die Mitmenschen auszurichten“.