Rottenburger Priesterkreis zeigt Profil
„Problematisch wird es, wenn die Wort-Gottes-Feier als gleichwertige Alternative zur Messfeier erscheint“, sagt der Sprecher des neuen Rottenburger Priesterkreises, Pfr. Adrian Warzecha, im kath.net-Interview. Von Petra Lorleberg
Rottenburg/Stuttgart (kath.net/pl) „Problematisch wird es, wenn die Wort-Gottes-Feier als gleichwertige Alternative zur Messfeier erscheint. Hier bleibt die liturgische Bildung der Gemeinden gefragt.“ Das stellt Adrian Warzecha (Foto), Pfarrer der Seelsorgeeinheit Neresheim und Sprecher des neugegründeten „Priesterkreises in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“, fest. Im kath.net-Interview betont Warzecha: „Ecclesia de Eucharistia, die Kirche lebt von der Eucharistie“, deshalb gehöre „die würdige und angemessene Feier der Eucharistie“ zu den „wichtigsten Aufgaben“ eines Priesters.
Dem erst Ende April 2012 gegründeten Priesterkreis gehören bereits über 50 Rottenburger Priester an, die Mitgliederzahl steigt aktuell weiter (Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren in der Diözese Rottenburg-Stuttgart 657 Priester im aktiven Dienst tätig, 344 Priester waren in Pension, Quelle: Diözese Rottenburg-Stuttgart).
kath.net: Herr Pfarrer Warzecha, was hat Sie und Ihre Mitbrüder bewogen, einen Priesterkreis zu gründen?
Pfr. Adrian Warzecha: Unser Anliegen ist es, Priester unserer Diözese zu vernetzen und zum Austausch darüber einzuladen, wie wir den katholischen Glauben unter den heutigen Herausforderungen weitergeben können. Wenn der Priesterkreis dazu beitragen kann, dass wir diese Frage ernst nehmen und uns im Dienst der Verkündigung dieses Glaubens bestärken, ist bereits ein wichtiger Schritt getan.
kath.net: Die inhaltlichen Schwerpunkte, die Sie in einem ersten Positionspapier genannt haben, sind in anderen Diözesen selbstverständlich für einen Priester. Warum muss das in Rottenburg-Stuttgart besonders vertreten werden?
Warzecha: Es stimmt, dass die von uns benannten Positionen für einen katholischen Priester zunächst selbstverständlich klingen. Zugleich erleben wir heute auch unter Priestern eine Vielfalt von Einstellungen und Lösungsvorschlägen, die manche dieser Positionen in Frage stellen. Diese Vielfalt ist meines Erachtens unabhängig von den Diözesen, wie beispielsweise die österreichische Pfarrerinitiative zeigt. Insofern dienen die von uns benannten Positionen auch der Selbstvergewisserung und Bestärkung im priesterlichen Dienst.
kath.net: „Wir vertreten unsere Positionen öffentlich“, betont der Priesterkreis in seinem Positionspapier. Herr Pfarrer Warzecha, fühlen Sie sich als Priester, der loyal zum Papst und zum Bischof steht, in Ihrer Diözese beheimatet?
Warzecha: Ich bin in dieser Diözese aufgewachsen und habe hier meinen Glauben lieben gelernt, weshalb ich mich ganz klar in meiner Diözese zuhause fühle. Das Schöne an unserem Glauben ist doch, dass wir zwar konkrete Wurzeln an einem bestimmten Ort haben, aber zugleich zu einer weltweiten Gemeinschaft zählen, deren gemeinsame Heimat in Gott ist. Mein Heimatbischof und der Papst als universaler Hirte der Kirche dienen dieser je größeren Einheit im Glauben. Dafür bin ich ihnen dankbar und unterstütze sie nach Kräften.
kath.net: Wie erleben Sie zurzeit den Zusammenhalt und das Miteinander im Klerus?
Warzecha: Auch wenn teilweise unterschiedliche Antworten und Lösungswege auf offene Fragen gesucht werden, so stehen wir als Priester alle vor denselben Herausforderungen. Das allein verbindet bereits. Die Zusammenarbeit in den Dekanaten erlebe ich als offen und reibungslos. Wir hoffen, dass der Priesterkreis dazu beitragen kann, den Austausch und die Begegnung noch über die Dekanate hinaus zu fördern.
kath.net: Auf dem Foto (siehe unten) sehe ich durchaus jüngere Priester. Zufall?
Warzecha: Da wir die Mitbrüder vor allem persönlich angesprochen und zur Teilnahme eingeladen haben, hat sich diese Information zuerst unter den jüngeren Weihejahrgängen verbreitet. Der Priesterkreis steht aber allen Priestern unserer Diözese offen und wir freuen uns über jeden, der unsere Positionen teilt.
kath.net: „Eucharistie als Quelle und Höhepunkt“ des kirchlichen Lebens. Wie stehen Sie zu Wortgottesdiensten?
Warzecha: „Ecclesia de Eucharistia“ – Die Kirche lebt von der Eucharistie –, so hatte es Papst Johannes Paul II. treffend formuliert. Daher bemühen wir uns als Priester in erster Linie um die würdige und angemessene Feier der Eucharistie, die zu unseren wichtigsten Aufgaben gehört. Wort-Gottes-Feiern können eine Ergänzung im Gebetsleben christlicher Gemeinden oder mit Blick auf bestimmte Zielgruppen sinnvoll sein. Problematisch wird es, wenn die Wort-Gottes-Feier als gleichwertige Alternative zur Messfeier erscheint. Hier bleibt die liturgische Bildung der Gemeinden gefragt.
kath.net: Wie kann sich der Priesterkreis in den Dialogprozess und in anderen Entwicklungen der Diözese einbringen?
Warzecha: Unser erstes Anliegen ist es, dass wir uns in unserem priesterlichen Dienst untereinander austauschen, vergewissern und bestärken. In dem Maße, in dem dies gelingt, werden wir dort, wo wir leben und wirken, Zeugnis für unseren Glauben geben und Stellung beziehen können.
kath.net: „Wir sind überzeugt, dass der Glaube und die Kirche hierzulande auch weiterhin Zukunft haben“, so lese ich im Positionspapier. Wenn Sie an die Entwicklungen in der Kirche denken, was macht Ihnen derzeit große Sorge?
Warzecha: Wie viele andere in der Kirche, so teile auch ich die Sorge um den Priesternachwuchs. So weit es an uns liegt, werden wir daher den Herrn um Arbeiter für seine Ernte bitten und junge Männer ermutigen, den Ruf zum priesterlichen Dienst anzunehmen. Dazu brauchen wir auch in unseren Gemeinden ein Klima, das für Berufungen offen und förderlich ist.
kath.net: Und wo sehen Sie Lichtstreifen von Hoffnung auf Zukunft hin?
Warzecha: Gott allein ist Hoffnung auf Zukunft hin. Daher freue ich mich über das „Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt aus Anlass des 50-jährigen Konzilsjubiläum ausgerufen hat. Wir werden seinen Impuls gern aufgreifen, den Reichtum und die Schönheit des Glaubens neu und tiefer zu entdecken und mit der Kirche an der Neuevangelisierung mitzuwirken.
http://kath.net/detail.php?id=37551
[b]Wunderbar, Pfarrer Warzecha......Ich stamme auch von dieser Diözese, Gruss, Marita - Traudel.
Sehr guten Leser - Kommentar...
Dismas vor einer Stunde
Eine sehr gute und wichtige Initiative
Die jüngere Priestergeneration ist unsere Hoffnung! Das Hauptproblem ist die Glaubensschwäche so vieler Priester! Diese "Wort-Gottes-Feiern" sind nicht im entferntesten mit der Gandenfüllen der Hl.Messe zu vergleichen. Diese Beschäftigungstherapie für frustrierte Pastoralrefernten und -innen sollte schleunigst Geschichte werden!! Wir brauchen die Feier des Hl.Messopfers, Eucharistiche Andachten und das Rosenkranzgebet, das sind die echten Kraftquellen!!