Werden die Trumps eine Polit-Dynastie?
Eine Analyse von
Karoline Kirst
Aktualisiert am 08. November 2020, 07:06 Uhr
Nach der Wahl ist vor der Wahl: Bereits vor Bekanntwerden des Wahlergebnisses gab erste Spekulationen darüber, wie es mit der Trump-Familie in den kommenden Jahren weitergehen wird. Könnte aus ihr etwa die nächste US-Politiker-Dynastie nach dem Vorbild der Kennedys, Bushs oder Clintons werden? Zwei Kinder des Präsidenten stehen bereit.
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Nach einer tagelangen Zitterpartie bei der US-Präsidentschaftswahl steht fest: Der demokratische Kandidat Joe Biden wird der nächste Präsident, Donald Trump ist abgewählt. Doch der Amtsinhaber will kämpfen.
Denn das tagelange Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kontrahenten ließ mehr Raum für Spekulationen als ein eindeutiges Ergebnis und so stehen die Zeichen derzeit auf Krieg, oder, wie Donald Trump Junior, der Sohn des amtierenden Präsidenten, verkündete, auf "totalen Krieg".
"Das Beste für Amerikas Zukunft ist, dass Donald Trump wegen dieser Wahl in den totalen Krieg zieht, um all den Betrug und die Schummeleien (…) aufzudecken, die schon viel zu lange andauern", schrieb Trump Junior auf Twitter, das den Beitrag anschließend hinter einer Meldung versteckte, die vor falschen oder irreführenden Informationen warnte.
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Trump Junior bringt sich in Position für 2024
Auf den ersten Blick überrascht der drastische Aufruf des Präsidentensohns. Doch einige politische Beobachter vermuten schon länger, dass Donald Trump Junior dabei ist, sich selbst in Position für das Amt des US-Präsidenten zu bringen. Extreme Äußerungen in sozialen Netzwerken wären dabei ein Weg, bei den Anhängern seines Vaters auf sich aufmerksam zu machen und nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.
Denn auch wenn Donald Trump Senior bei dieser Präsidentschaftswahl unterlegen ist, ist nicht ausgemacht, dass damit die Zeit der Trumps im Oval Office für immer vorbei ist. Die USA blicken schließlich auf eine lange Reihe von Familien-Dynastien zurück, in der mehrere Mitglieder einer Familie das Amt des US-Präsidenten oder andere, äußerst wichtige Regierungsämter innehatten: die Kennedys, die Bushs und die Clintons etwa. Folgen ihnen nun die Trumps?
"Politik ist in den USA oft Familiensache", erklärt US-Experte Christoph Ribbat ein, der an der Universität Paderborn Professor für Amerikanistik ist. Das liege an den Strukturen des Politikbetriebs: "Wer viel Geld hat, kann ohne Probleme in den Vorwahlkampf einsteigen."
In ihm stimmt die Parteibasis darüber ab, wen sie in das Rennen um das höchste politische Amt der USA schicken wird. Kein Vergleich also zur deutschen Politik, in der sich Kanzlerkandidaten über Jahrzehnte in der Partei beweisen müssen, bevor sie für wichtige Ämter kandidieren können.
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Trumps Kinder lernen das Politik-Geschäft
"Ein berühmter Nachname ist dabei natürlich hilfreich", sagt Ribbat. Dass das auch die Trumps so sehen, belegt eine Aussage von Kellyanne Conway, eine ehemals sehr wichtige Beraterin des Präsidenten. Dem US-Magazin "The Atlantic" zufolge soll sie über Trumps Kinder gesagt haben: "Als das Familienunternehmen noch eine Immobilienfirma war, lernten sie alles über Verträge, Baugenehmigungen und Architektur. Dann war es das Fernsehen, und sie lernten diese Industrie kennen. Jetzt, ein Jahrzehnt später, haben sie kehrt gemacht und lernen Politik."
In der Familie Trump gibt es neben "Don", der auf Twitter Parolen postet, noch eine weitere Kandidatin, die sich während der vier Jahre, in denen ihr Vater das Land regierte, besonders durch politische Ambitionen hervorgetan hat: Trumps älteste Tochter Ivanka. Während Don Junior seinen Vater prominent in beiden Wahlkämpfen unterstützte, arbeitete Ivanka an seiner Seite als Beraterin im Weißen Haus.
Sie war es gewesen, die 2015 den Wahlkampf ihres Vaters mit den Worten "Heute habe ich die Ehre einen Mann vorzustellen, der keiner Vorstellung bedarf" eröffnete.
Und gerade zu Beginn der Präsidentschaft war Ivanka omnipräsent, begleitete ihren Vater zu Terminen und auf internationale Reisen. "Anfangs schien es, als könne Ivanka das Bindeglied zwischen Trump und einer moderneren, moderateren Politik sein", erinnert sich Ribbat.
Kann Don Junior seinen Vater beerben?
Doch zuletzt stand zunehmend ihr großer Bruder Don an der Seite seines Vaters im Rampenlicht. Der bisherige Höhepunkt seiner politischen Karriere war ein gemeinsam absolvierter Wahlkampfauftritt im Februar, bei dem der Präsident seinen Sohn auf die Bühne holte und die Zuschauer im Chor "Fourtysix – fourtysix!" – "Sechsundvierzig, sechsundvierzig!" riefen.
Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, die Rufe waren also eine Anspielung darauf, dass Trump Junior der nächste Präsident des Landes werden könnte.
Doch Ribbat ist skeptisch: "Dass Trump Junior seinen Vater politisch beerben könnte, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ihm fehlen die Entertainer-Qualitäten von Trump Senior." Nur sehr wenige Menschen hätten das Talent des amtierenden Präsidenten, bei Massenveranstaltungen so viele Menschen mitreißen zu können.
Dass eines von Trumps Kindern sich künftig als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen wird, hält Ribbat hingegen für durchaus möglich: "Vielleicht erleben wir in 12 Jahren ja ein Duell zwischen einem Kind von Obama und einem von Trump – wer weiß das schon?" Möglich sei in den USA schließlich vieles.
Was zur letzten Möglichkeit führt: Ein erneuter Versuch von Donald Trump Senior, sich 2024 abermals zum Präsidenten wählen zu lassen. Doch auch hier bremst Ribbat: "Ich bezweifle, dass er in vier Jahren dann nochmal die Kraft aufbringen könnte, sich erneut zur Wahl zu stellen."
Über den Experten: Dr. Christoph Ribbat ist Professor für Amerikanistik an der Universität Paderborn. Er ist Experte für Politik, Kultur und Gesellschaft der USA, wo er mehrere Studien- und Forschungsaufenthalte unter anderem am MIT und der Boston University absolviert hat.
Donald Trump stellt weiter haltlose Behauptungen auf
Trump hat sich als Opfer von Wahlbetrug dargestellt. Ohne jegliche Belege führte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) im Weißen Haus eine Reihe von angeblichen Manipulationen der Abstimmung vom Dienstag an. Dabei sieht er sich weiterhin und trotz noch laufender Auszählung in einer Reihe von Staaten als legitimer Sieger.