Aktualisiert am 12. November 2020, 12:29 Uhr
Deutschland befindet sich seit zehn Tagen erneut in einem Lockdown – doch wie erfolgreich ist die Maßnahme? Darauf und wie lange Abstands– und Hygieneregeln noch eingehalten werden sollten, antwortete nun der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler.
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Die Corona-Lage in Deutschland ist nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) weiter sehr ernst. Das Infektionsgeschehen nehme immer noch praktisch in ganz Deutschland zu, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin.
Die rund 22.000 Infizierten, die zuletzt innerhalb von 24 Stunden bundesweit gemeldet wurden, könnten weitere Menschen anstecken. Auch die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und der Todesfälle werde mit zeitlichem Verzug weiter steigen.
Wieler mahnte, "dass die Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden". Bereits jetzt hätte die Hälfte der Krankenhäuser eine eingeschränkte Verfügbarkeit gemeldet, vor allem fehle Personal. "Selbst der Regelbetrieb musste in einigen Kliniken eingestellt werden, um den Intensivbetrieb aufrechtzuhalten", bemerkte Wieler. Aktuell zählt das RKI 3.127 Intensivpatienten – mehr als in der ersten Hochphase im April.
Wegen der landesweit hohen Fallzahlen infizieren sich zudem zunehmend Pfleger und Ärzte und müssen in Quarantäne. Das Virus könnte sich in einigen Regionen "unkontrolliert ausbreiten", sagte Wieler.
Vorsichtig optimistisch stimme ihn aber, dass die Kurve der Neuinfektionen zuletzt weniger steil gestiegen sei. Noch wisse man aber nicht, ob es sich dabei um eine stabile Entwicklung handelt. Er ist sich sicher: "Wir müssen noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen."
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Effekte des Teil-Lockdowns noch nicht klar
Für eine Beurteilung der Effekte des derzeitigen Teil-Lockdowns wegen der Corona-Pandemie ist es aus RKI-Sicht noch zu früh. Man müsse abwarten, sagte Wieler. Der Lockdown im Frühjahr habe aber gezeigt, dass dadurch die Verbreitung des Virus gebremst werden kann. Im Winter werde es schwieriger, weil Menschen mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen – das bedeutet bessere Bedingungen für Ansteckungen.
Wie schnell nun das Infektionsgeschehen abgebremst werden könne, hänge vom Verhalten der Menschen ab. Wieler rief erneut zum Einhalten der Maßnahmen auf: Regeln wie Abstandhalten, Vermeiden von Kontakten, Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Hygiene und Lüften würden die Menschen "noch lange begleiten" – auch wenn es in absehbarer Zeit einen Impfstoff geben sollte.
Das Ziel für die kommenden Monate sei es nun, die Infektionen auf ein Level zu drücken, sodass Gesundheitsämter und Krankenhäuser damit "umgehen können", fasst Wieler zusammen. Kurzum: So wenig Infektionen wie möglich zulassen. (dpa/mf)
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