Der Islam ist ein umfassendes Herrschafts- und Ordnungssystem. Er lehnt die westliche Demokratie ab, deswegen bleibt er eine Gefahr für Europa’, sagt ein ehemaliger Salafist, der sich zum Christentum bekehrte, im kath.net Interview.
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Winterthur (kath.net/jg)
M. H. (Name der Redaktion bekannt) wuchs in einer konservativ-muslimischen Familie in Marokko auf. Aus Sehnsucht nach Gott und dem Paradies wandte er sich den Salafisten zu. Doch es gab Fragen, auf die er im Islam keine Antworten fand. Als er eine Bibel bekam, wurde ihm klar, dass darin das Wort Gottes zu finden ist. Doch der Übertritt zum Christentum war schwer und forderte große persönliche Opfer, erzählt M. H. im kath.net Interview mit Johannes Graf.
Kath.net: Wie kamen Sie zum Salafismus? Was faszinierte Sie an dieser Bewegung?
M. H.: Ich bin in einer sehr konservativ-muslimischen Familie in Marokko aufgewachsen. Von Anfang an wurde ich dahingehend erzogen, Gott zu dienen, Gesetze zu halten, zu beten und zu fasten.
Seit meinem siebten Lebensjahr verrichtete ich das fünfmalige rituelle Gebet, meist in der Moschee, und fing an, im Ramadan zu fasten, obwohl das Fasten für einen Muslim erst dann zur Pflicht wird, wenn die Geschlechtsreife eintritt. Meine Familie belohnte mich für jeden Tag, an dem ich mich disziplinierte und zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang weder ass noch trank. In dieser Zeit begann ich auch damit, den Koran auswendig zu lernen.
Schon immer war es mein grosser Wunsch, ins Paradies zu kommen. Doch ich hatte mindestens ebenso grosse Angst vor Gott und davor, dass ich nicht gut genug sein könnte und es vielleicht nicht bis ins Paradies schaffen könnte.
Irgendwann fing ich an, regelmässig Versammlungen der Salafisten zu besuchen. Ich wollte mein Bestes geben, mehr über den Islam lernen, um Gott in meinem Denken und Verhalten besser zu gefallen.
Später wurde ich Schüler in einem salafistischen Institut und studierte mit anderen Jungen zusammen auf hohem Niveau den Koran und die Sunna. Unser Ziel war es, unser Leben selbst in den kleinsten Alltagsdingen an unserem Vorbild dem Propheten Muhammad zu orientieren. Wir liessen uns den Bart stehen und trugen statt Hemd und Hose nur noch islamische Gewänder. Denn alles, was aus dem Westen kam, lehnten wir ab.
Viele meiner damaligen Freunde gingen irgendwann nach Afghanistan oder Bosnien um dort im Djihad zu kämpfen. Auch ich wäre irgendwann gegangen. Angst vor dem Tod hatten wir nicht, denn wir glaubten fest daran, dass Gott uns für unseren Einsatz im Djihad belohnen würde. Wenn wir als Märtyrer im Kampf für den Islam unser Leben ihn geben würden, würde er uns mit dem direkten Einzug ins Paradies belohnen. Wir wollten die ganze Welt islamisieren und waren bereit, alles dafür zu tun.
Kath.net: Wie war Ihr Weg zum Christentum?
M. H.: Ich bin ein neugieriger Mensch. Irgendwann fing ich an, mir innerlich Fragen zu stellen, auf die ich keine Antworten fand. Der Islam sagt, dass solche unbequemen Fragen eine Einflüsterung des Teufels seien, so konnte ich mit keinem meiner Mitbrüder darüber sprechen. Insbesondere interessierte ich mich für die Person Jesu. Im Koran stehen mehr Verse über ihn als über Mohammad. Dieser besondere Prophet des Islams faszinierte mich: Seine Name ist „Gottes Wort“, er ist auch der einzige Prophet, der am Ende der Zeiten zurückkommen wird, der einzige Mensch, der ohne Sünde war. Die Christen haben ihn im Laufe der Geschichte angebetet und sind sogar für ihn gestorben.
So wuchs in mir der Wunsch, die Bibel zu lesen. Doch in Marokko war es verboten, Bibeln zu verkaufen. Woher sollte ich also eine Bibel bekommen?
Irgendwann hatte meine Gruppe eine Islam-Woche in einer Schule organisiert. Es gab Veranstaltungen, in denen wir die Schüler ermutigten, Gott nachzufolgen. In dieser Woche fragte ein Freund mich, ob ich nicht einmal eine Bibel sehen möchte, er hätte eine in der Tasche. Nachdem ich sicher war, dass keiner uns beobachtete, nickte ich. Ich konnte es kaum glauben, endlich würde ich eine richtige Bibel in die Hand nehmen können! Was sagt sie? Spricht sie auch über Muhammad? Wie liest man die Bibel? Genauso wie den Koran? Warum hat Mohammad dem zweiten Khalifen Omar verboten, sie zu lesen? Was wurde in ihr verfälscht? Alles?
Ich hatte Fragen über Fragen und versuchte, meine Aufregung vor meinem Freund zu verbergen. Ich schlug die Bibel auf und las zwei Verse aus dem Lukas-Evangelium. Sofort war ich wie vom Blitz getroffen. „Was passiert da mit mir? Ich muss unbedingt die ganze Bibel durchlesen“. Auf der letzten Seite der Bibel fand ich die Adresse von einem christlichen Institut in Frankreich, das Theologie-Kurse anbot. Ich merkte mir die Adresse und schrieb sofort einen Brief mit der Bitte, diese Kurse belegen zu können. Nach zwei Wochen erhielt ich eine Bibel und viele andere christliche Bücher. Ich wollte alles über die Bibel wissen.
Je länger ich die Bibel studierte, desto sicherer wurde ich mir, dass dieses Buch nicht – wie die Muslime behaupten - verfälscht wurde. Denn in der ganzen Bibel geht es um Jesus. Alle Propheten haben über Jesus prophezeit. Die Bibel als wahr und Wort Gottes anzusehen würde für mich aber bedeuten, kein Muslim mehr sein zu können.
Ich wollte unbedingt mit einem christlichen Geistlichen sprechen. In Marokko gibt es viele Kirchen. Die sind allerdings nur für Ausländer. Uns Marokkanern ist es nicht erlaubt, sie zu betreten. Trotzdem ging ich irgendwann in eine schöne, grosse, alte katholische Kirche. Obwohl es auch dem Pfarrer nicht gestattet war, mit mir über seinen Glauben zu sprechen, empfing er mich mit offenen Armen. Bald kam ich jede Woche zu ihm, durch einen versteckten Hintereingang, denn die Kirche liegt genau neben einer Polizeiwache.
Irgendwann konnte ich nicht mehr vor der Wahrheit verstecken. Die Bibel war für mich richtig und Gottes Wort. Aber das passte nicht zu meinem muslimischen Glauben. Entweder ist man Christ oder Muslim, beides zugleich ist nicht möglich. Ich hatte auch Schwierigkeiten, zu verstehen, dass Gott Vater und Sohn und Heiliger Geist gleichzeitig ist. Auf diese Frage hin sagte mir der Pfarrer irgendwann: „Bete selber zu Gott und bitte ihn um Antwort. Keiner kann sagen, dass Jesus Gott ist, nur durch den Heiligen Geist...“
Abends ging ich nach Hause, schloss die Zimmertür hinter mir ab und fing an zu beten, das erste Mal ohne Waschungen und Rituale, einfach so, von ganzem Herzen. Denn ich hatte wirklich, das Gefühl, dass Gott mir in dieser Nacht antworten würde.
„Gott!!
Ich brauche deine Hilfe
Ich bin dein Diener und ich möchte dein Diener bleiben.
Wenn der Islam der Weg zu dir, sag es mir.
Wenn das Christentum dein Weg ist, gib mir bitte ein Zeichen.
Bitte antworte mir heute.
Ich kann nicht mehr warten.
Ich muss wissen, was die Wahrheit ist.
Wenn die Bibel dein Buch ist, sag es mir. Heute..Bitte..“
Ich habe dieses Gebet wiederholt. Ich habe geweint und geschrien. Ich wollte unbedingt eine Antwort von Gott bekommen. Und tatsächlich: In dieser Nacht habe ich was Übernatürliches erlebt. Gott liess mich einschlafen und als ich wieder wach wurde, war ich mit einem unglaublichen Frieden erfüllt. Ich habe so viel Ruhe in mir gespürt. Ich habe wirklich ein neues Herz bekommen. Ein Herz aus Fleisch. Das war die direkte Antwort von Gott. Danach habe ich sofort mein Leben Jesus gegeben.
Kath.net: Welche persönlichen Konsequenzen hatte Ihre Konversion zum Christentum?
M. H.: Dem Islam den Rücken zu kehren würde schwerwiegende Konsequenzen haben. Doch - ich fühlte mich innerlich von Jesus gezogen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er da ist.
Trotzdem habe ich danach ganz normal als Islamwissenschaftler gearbeitet. Denn ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Alles was ich gelernt habe, ist der Islam.
Wie sollte ich ein neues Leben anfangen?
Nach einigen Wochen bemerkte meine Familie meine Veränderung. Nicht alleine dadurch, dass nun westliche Kleidung trug und meinen Bart rasierte. Sie haben auch christliche Bücher und die Bibel in meinem Zimmer entdeckt. Doch sie wollten einfach nicht wahrhaben, dass ihr geliebter Sohn, der ihnen als Islam-Gelehrter so viel Ehre einbrachte, nun an Jesus Christus als Erlöser glaubte.
Eines Tages kam ich abends nach Hause. Die ganze Familie hatte sich im Wohnzimmer versammelt und wartete auf mich. Sie fragten mich direkt und ohne Umschweife, ob ich etwa Christ geworden sei. Ich antwortete mit „JA“. Dies war der Beginn einer schwierigen Zeit mit meiner Familie.
Sie probierten alles aus, um mich wieder zum Islam zurückzuholen. Mal mit liebevollen Worten und Verständnis, mal mit Schlägen. Nach einigen Wochen wurde ich von der Polizei verhaftet und musste in ein extrem verdrecktes Gefängnis. Dort verbrachte ich zwei Monate mit Kakerlaken und Mäusen.
Kath.net: Wie kamen Sie nach Deutschland?
M. H.: Im Jahr 1999 war ich sehr schwach und konnte nicht mehr so weiter leben. Keine Familie mehr, keine Freunde und kein Geld. Ich habe gebetet und zu Gott nach Hilfe geschrien. Dann hatte ich irgendwann eine Vision: Ich sah aus arabischen Buchstaben aus Licht das Wort „Alemania“ - Deutschland.
Aber ich habe das Bild nicht richtig verstanden. Deutschland war so weit weg und ich konnte die Sprache nicht. Ich habe dann gedacht: vielleicht will Gott mich nach Europa, nach Frankreich schicken, weil ich Französisch kann. Ich habe versucht, ein Visum für Frankreich zu bekommen, aber es hat nicht geklappt. Einige Tage später hatte ich die gleiche Vision noch einmal. Und mir wurde klar: Gott meint tatsächlich Deutschland. Danach bekam ich ein Visum, verliess meine Heimat und ging als Student nach Deutschland.
Hier habe ich immer wieder die Hand Gottes gespürt, wie er mich begleitet und stärkt. Als ich kein Geld hatte, hat er mich versorgt. Er hat mir ermöglicht, Theologie zu studieren und Pastor zu werden, damit ich ihm dienen kann.
Ich habe lange Jahre meines Lebens verschwendet, doch jetzt diene ich meinem Herrn und bin ihm von Herzen dankbar, dass er mir meine Sünden vergibt, mich liebt und niemals verlassen wird.
Kath.net: Wie sehen Sie den Islam heute?
M. H.: Der Islam ist heute nicht nur die grösste Herausforderung für unsere Gesellschaft überhaupt, sondern eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft unseres christlichen Europas. Wir müssen zu unseren demokratischen Rechtstaaten Sorge tragen, denn weder die Kultur noch die Herkunft des Islams gehören zu Europa.
Auf der anderen Seite betrachte ich Muslime als Opfer und Gefangene dieses Systems. Wir sind auch verantwortlich für sie zu beten, damit sie die Liebe Gottes in Jesus Christus erleben dürfen.
Kath.net: Ist der Islam oder sind bestimmte islamische Bewegungen eine Gefahr für Europa? Wenn ja, wie könnte man den Gefahren am wirksamsten begegnen?
M. H.: Der Islam ist ein allumfassendes Herrschafts- und Ordnungssystem. Er lehnt die westliche Demokratie ab, deswegen bleibt er eine Gefahr für Europa. Die Zahl der Muslime wächst rasant. Auch der islamische Extremismus ist eine wachsende Gefahr. Zur islamistischen extremistischen Strömungen gehört der Salafismus. Diese religiöse und politische Bewegung, welche aktuell weltweit die dynamischste islamische Bewegung ist, orientiert sich an einem idealisierten Bild der Frühzeit des Islam. Salafisten sehen eine „islamische Ordnung“ mit islamischer Rechtsprechung (Scharia) als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an. Sie treten für einen islamischen Gottesstaat wie zu Lebzeiten Mohammeds ein. Besonders junge Menschen, welche auf der Suche nach Identität und Anerkennung sind leicht empfänglich für die Propaganda der Salafisten.
Wir brauchen dringend, neben einer stärkeren Aufklärungsarbeit über den Islam, ein Frühwarnsystem. Eine Strategie gegen die zunehmende Radikalisierung jugendlicher ist hier gefragt. Der Staat soll auch dafür sorgen, dass es in der Öffentlichkeit und der pädagogischen Arbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen für den Salafismus sensibilisiert wird. Auch Lehrer und Sporttrainer sollen weitergebildet werden, damit sie frühzeitig radikale Einstellungen bei Jugendlichen erkennen können. Darüber hinaus ist es entscheidend, dass wir als Christen geistlich aufwachen und unseren eigenen Glauben sowie unser christliches Erbe vertreten.
Kath.net: Wir danken für das Interview.
M. H. hält Vorträge zum Thema Islam, Familie und Gender Mainstreaming. Er ist Islamwissenschaftler, Theologe, Systemischer Familien- und Sozialberater.