Sich gemeinsam auf Gott hin ausrichten
Homilie am Fest der Heiligen Familie
30. Dezember 2012, Lesejahr C
L1: Sir 3,2-6.12-14 (3-7.14-17a) oder 1 Sam 1,20-22.24-28;
L2: Kol 3,12-21 oder 1 Joh 3,1-2.21-24; Ev: Lk 2,41-52
Alle liturgischen Texte finden Sie im Schott-Messbuch online
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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Am Sonntag innerhalb der Weihnachtsoktav steht die Heilige Familie als ganze vor unseren Augen. Sie gehören ja zusammen, wie wir sie auch in den Weihnachtskrippen aufgestellt sehen: das Jesuskind, seine Mutter Maria sowie der heilige Josef als väterlicher Beschützer des Jesuskindes und als jungfräulicher Gemahl Marias.
Wie kann uns die Heilige Familie als Vorbild für unsere Familien vermittelt und nahegebracht werden? Es könnte jemand sagen: Die Heilige Familie ist mir zu ideal; unsere eigenen Familien hier in dieser Welt sind von Problemen verschiedenster Art betroffen. Wo finden wir da einen Vergleichspunkt, ja ein wirkliches Vorbild, das uns auch für das eigene Leben weiterhilft?
Erstens aber können wir feststellen: Auch in unseren eigenen Familien findet sich beides – nämlich Ideale, die immer wieder ein Stück weit verwirklicht werden und insofern gelingen, aber auch Herausforderungen und Schwierigkeiten, die uns dennoch nicht entmutigen sollen. Und zweitens gilt ja: Die Heilige Familie war zwar insofern perfekt und ideal, als es in ihr die Sünde nicht gab. Es wurde aber den einzelnen Mitgliedern dieser Familie von Gott her dennoch vieles zugemutet, was mit Schwierigkeiten und so manchen leidvollen Erfahrungen verbunden war.
Eine solche Situation wird uns im Evangelium dieses Sonntags geschildert: der 12-jährige Jesus nimmt erstmals an der Tempelwallfahrt teil. Er tut dies in derselben Gruppe von Wallfahrern wie seine Eltern; zugleich zeigt sich eine gewisse Freiheit des jungen Jesus, der nicht mehr einfach auf Schritt und Tritt in der Nähe von Maria und Josef ist, sondern auch schon seine eigenen Wege geht. Das wissen Maria und Josef ja auch grundsätzlich, und sie lassen ihm diese Freiheit, weil sie ihm vertrauen. Doch als sie ihn auf dem Heimweg nicht in der Pilgergruppe vorfinden, werden sie doch unruhig. Wo kann der junge Jesus nur sein? Ist ihm vielleicht gar etwas zugestoßen? Maria und Josef fragen nach in der Pilgergruppe und bei Verwandten und Bekannten, doch sie können Jesus nicht finden. Erst nach drei Tagen entdecken sie ihn im Tempel von Jerusalem, wo er im Gespräch mit den Gesetzeslehrern durch seine intelligenten Fragen und klugen Antworten auffällt.
Auf die Fragen und Vorhaltungen der Eltern nach seinem Aufenthalt antwortet Jesus mit dem Verweis auf seine Verbundenheit mit seinem himmlischen Vater. So sehr Maria und Josef auch selber bereit sind, in allem den Willen Gottes zu erfüllen: Diese Antwort Jesu ist ihnen teilweise noch unverständlich und ist mit einem gewissen Schmerz für sie beide verbunden.
Wird hier nicht doch eine wichtige Aussage auch über unsere eigenen Familien getroffen? Es gibt auch in den besten Familien Situationen, wo man sich nicht oder nicht vollkommen versteht. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird. Maria und Josef haben dem jungen Jesus das Vertrauen nicht aufgekündigt, als er ihnen kundgetan hat, dass er eigene Wege gehen muss, um so dem Willen des himmlischen Vaters besser zu entsprechen. Auch in den Ehen und Familien von heute wird es wichtig sein aufeinander zu hören, einander zu verstehen suchen und bei bleibenden Differenzen doch das so notwendige gegenseitige Vertrauen nicht aufzugeben. Dann findet man immer wieder zueinander!
Jesus, Maria und Josef haben sich letztlich darin wieder gefunden, dass alle drei nur den Willen Gottes erfüllen wollten. Gottes Plan der Liebe gilt auch für uns: was er für uns vorgesehen hat, ist immer das Beste. Dieses gilt es in den Familien gemeinsam zu entdecken und zu verwirklichen. Dann wird reicher Segen aus unseren Familien kommen – zum Wohle der menschlichen Gesellschaft und zur Auferbauung des Reiches Gottes, das in der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden seinen Anfang nimmt.
Amen.