Frère Alois: „Unsere Jugend ist ganz normal“
Mit einem Appell zur Völkerverständigung und Ökumene ist am Freitagabend in Rom das 35. Europäische Jugendtreffen der Gemeinschaft von Taizé eröffnet worden. Das Treffen solle „kreative Energien“ wecken und Zukunftsängste überwinden helfen, sagte der Leiter der Gemeinschaft, Frère Alois, in seiner Eröffnungsrede in der Lateranbasilika. Die Begegnung von Jugendlichen unterschiedlicher Länder solle zu einer neuen Solidarität zwischen den Völkern und Konfessionen beitragen.
Die Teilnehmer am Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft in Rom sind „ganz normale Jugendliche“. Das sagt der Prior der Gemeinschaft, Frère Alois. Rund 40.000 junge Christen aus ganz Europa kommen bis zum 2. Januar in der italienischen Hauptstadt zusammen, um gemeinsam zu beten und zu singen.
„Jugendliche sind heute oft auf der Suche nach einer Begegnung. Ein internationales Treffen spricht deshalb viele Jugendliche an. Selbstverständlich bietet Rom in dieser Hinsicht sehr viel. Hier werden sie in den zahlreichen Kirchgemeinden aufgenommen. Das ist doch etwas ganz Spannendes. Dann gibt es ja auch die gemeinsamen Gebete in den römischen Basiliken. Es geht also nicht nur darum, Rom als Tourist zu erfahren sondern wirklich als Pilger. Das ist das, was die Jugendlichen hier wollen.“
Die ganze Taizé-Gemeinschaft sei hier in Rom, so der Prior weiter. In diesen Tagen sei deshalb die Begegnungsstätte im französischen Burgund geschlossen. Nur ein paar Brüder seien dort geblieben. Die meisten Teilnehmer in Rom kommen aus Italien, so Frère Alois weiter.
„Viele kommen auch aus Polen. Aber auch aus der Ukraine sind viele da. Insgesamt sind rund 3.500 Ukrainer nach Rom gekommen. Darunter gibt es sowohl Orthodoxe wie auch Katholiken. Viele sind auch aus Deutschland. Aber ich kenne nicht die genaue Zahl. Aus allen europäischen Ländern gibt es Jugendliche. Auch aus dem kleinen Litauen beispielsweise. Die Reisen sind beschwerlich. Es ist nicht nur ein schöner Ausflug. Es steckt etwas sehr Ernsthaftes hinter der Motivation bei den Jugendlichen, die teilnehmen. Sie wollen auch zum Ausdruck bringen, dass sie Solidarität untereinander leben wollen.“
Ein Thema beim Treffen ist auch die Krise in Europa. Es sei erstaunlich, so der Prior der Taizé-Gemeinschaft, dass in den vergangenen Monaten vor allem Jugendliche aus Südeuropa nach Taizé gereist seien.
„Das bedeutet, dass diese Krise auch vor Fragen stellt, die an die Wurzeln gehen. Die Krise ist zwar eine materielle und wirtschaftliche Krise. Das schafft Ängste und Sorgen für die Zukunft. Aber es ist auch eine Krise, die an die geistlichen Wurzeln geht. Was ist mein Leben wert? Was kann ich aus meinem Leben machen? In diesen Zeiten ist es noch notwendiger, eine innere Kraft und inneres Vertrauen zu finden, um standzuhalten in diesen Zeiten des Sturms, der in mehreren Ländern Europas losgebrochen ist.“
(rv 29.12.2012 mg)