Die kaum bekannte Krise der Kirche über die Ehe – und der Papst, der standhaft blieb
Von ChurchPOP/CNAdeutsch
VATIKANSTADT , 08 March, 2021 / 6:15 AM (CNA Deutsch).-
So verwirrend und schwierig Kontroversen in der Kirche über die Unauflösbarkeit der Ehe auch sein mögen: Immer wieder kommt es in der Geschichte der Kirche vor, dass einige Katholiken sich sehr wünschen, sich scheiden lassen zu können. Und dies mit aller Macht versuchen, durchzusetzen.
Allseits bekannt ist der Fall von Englands König, Heinrich VIII., der im 16. Jahrhundert mit der Kirche brach und seine eigene gründete. Aber wer kennt die gewaltige Ehe-Kontroverse im 9. Jahrhundert?
Der mächtige Franken-König Lothair II. wollte sich von seiner Frau scheiden lassen und eine andere heiraten. Natürlich war Scheidung damals auch schon (wie Jesus selber lehrt) im Katholizismus nicht erlaubt. Deshalb bestach er einen päpstlichen Legaten und ließ eine örtliche Bischofsynode einer Annulierung seiner Ehe zustimmen.
Als Papst Nikolaus herausfand, was geschehen war, verlegte er das Tribunal nach Rom. Nach Prüfung der Beweislage urteilte der Papst, dass die Annulierung nicht nur ungültig war. Er setzte auch die Erzbischöfe von Köln und Trier ab, welche das korrupte Annulierungsverfahren betrieben hatten.
Der wutentbrannte König sandte daraufhin seine Armee nach Rom und belagerte den Papst im alten Petersdom. Er verlangte von Papst Nikolaus, die Annulierung anzuerkennen. Doch Nikolaus, obwohl er zwei Tage hungern musste und körperlich bedroht wurde, blieb standhaft.
Schließlich überzeugte die Kaiserin Engelberga den König - ihren Schwager - die Stadt wieder zu verlassen. Doch Papst Nikolaus ließ die Annulierung niemals anerkennen und versuchte für den Rest seines Lebens, König Lothair mit seiner Frau zu versöhnen.
Dank seiner Heiligkeit und Standfestigkeit in der Verteidigung der Unauflösbarkeit der Ehe ist dieser Papst heute nicht nur ein Heiliger der Kirche, sondern trägt auch den Beinamen "der Große". Diesen Titel haben außer Nikolaus nur zwei weitere Päpste: der heilige Papst Gregor der Große und der heilige Papst Leo der Große (manche Gläubigen fügen auch Papst Johannes Paul II. dieser Liste hinzu).
Auch wenn mächtige Männer ganze Armeen mobilisieren: Die Kirche hat die Lehre Christi nicht verändert. So war es damals im neunten Jahrhundert, und so wird es auch weiterhin sein.
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von veröffentlicht 20. März 2017.