n der Gottesmutter Maria erstrahlt uns das Geheimnis Christi
Homilie am Hochfest der Gottesmutter Maria
1. Jänner 2016, Lesejahr C
L1: Num 6,22-27; L2: Gal 4,4-7; Ev: Lk 2,16-21
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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Was bedeutet es, wenn wir Maria als Gottesmutter ehren? Ist dieser Titel für sie nicht zu hoch gegriffen?
Immerhin hat sie unseren Herrn Jesus Christus, den wahren Sohn Gottes, der Mensch geworden ist, als Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen und ihn im Stall von Bethlehem geboren.
Die Bezeichnung „Gottesmutter“ könnte so verstanden werden, als ob Maria tatsächlich über Gott stünde und als ob Gott von ihr als Mutter abhängig wäre. Dies ist natürlich nicht der Fall, und klarerweise hat die Kirche nie an solchen irrigen Lehren festgehalten. Wohl aber wurde die Berechtigung des Titels „Gottesmutter“ oder „Gottesgebärerin“ (Theotokos) in langem Ringen von der Katholischen Kirche als zutreffend erkannt und auf dem Konzil von Ephesus (431) ausdrücklich bejaht und bekräftigt.
Denn immer geht es letztlich um die Frage: Wer ist Jesus Christus? Wer ist jener Sohn, den Maria geboren hat? Ist er ein bloßer Mensch oder ist er zugleich wahrer Mensch und wahrer Gott? Der Irrlehrer Nestorius vertrat die Auffassung, Maria hätte einen bloßen Menschen geboren und nicht denjenigen, der in seiner Person der wesensgleiche Sohn Gottes ist. Unter diesen Voraussetzungen lehnte er den Titel „Gottesgebärerin“ ab und wollte Maria bloß als „Christusgebärerin“ anerkennen.
Die Kirche hält im Glauben daran fest: Durch den mütterlichen Dienst Marias ist Gott als Mensch in unsere Welt eingetreten. Er hat in der zweiten göttlichen Person das Menschsein angenommen, ohne sein Gottsein abzulegen. Die zweite göttliche Person ist daher wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. In Maria leuchtet uns so der Anfang unseres Heiles auf, denn aus ihr ging hervor die Sonne der Gerechtigkeit, Christus der Herr!
Wenn dieses hohe Fest am Beginn eines neuen Jahres gefeiert wird, bedeutet dies: Gott geht alle Wege mit uns. Er ist selber eingetreten in unsere Zeit, indem er einer von uns wurde. Ohne das Ja der Jungfrau Maria wollte Gott nicht als wahrer Mensch bei uns ankommen. Maria spricht im Namen aller Menschen ihr Ja zur Menschwerdung Gottes. Maria hat als Vertreterin der ganzen Menschheit Gott eine Wohnung bereitet. So konnte er in ihrem Schoß als Mensch empfangen und aus ihr geboren werden in einer heiligen und jungfräulichen Geburt.
Der Lobpreis der Gottesmutter Maria gilt all dem, was Gott an ihr und durch sie Großes getan hat. In allem geht es um Jesus Christus. Er ist der einzige Herr und Erlöser der Menschen. Maria durfte und darf als Mensch mitwirken bei der Aufnahme der Erlösungsgnade in den Herzen der Menschen. Sie kann das Werk des Erlösers nicht ersetzen; ihre Fürbitte bei Gott ist immer eine Fürbitte durch ihren Sohn Jesus Christus.
Freuen wir uns, dass Gott so Großes an uns getan hat. Er hat es getan und gewirkt zuerst in und durch Maria. Sie, die demütige Magd des Herrn, hat auf diese Weise einen königlichen Dienst vollbracht. Wir empfehlen uns für das kommende Jahr ihrer mütterlichen Fürbitte bei ihrem Sohn Jesus Christus, den sie als Mutter empfangen und für uns geboren hat.
Amen.