Papst Franziskus: Die Beichte ist reine Barmherzigkeit, die "zuverlässige Hand von Papa"
"Wir gehen nicht zur Beichte, um uns zu erniedrigen, sondern um uns aufrichten zu lassen. Das haben wir alle nötig."
Papst Franziskus betet vor dem Bild des barmherzigen Jesus am 8. April 2018
Mit einem Aufruf zum Empfang der Beichte an alle Katholiken hat Papst Franziskus heute bekräftigt, wie wichtig dieses Sakrament der Versöhnung im Leben aller Gläubigen ist.
"Wir gehen nicht zur Beichte, um uns zu erniedrigen, sondern um uns aufrichten zu lassen. Das haben wir alle nötig", sagte Papst Franziskus in seiner Predigt in der Kirche Santo Spirito in Sassia am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit – auch bekannt als "Weißer Sonntag".
"Wir haben es nötig wie kleine Kinder, die jedes Mal, wenn sie hinfallen, von ihrem Papa hochgehoben werden müssen. Auch wir fallen oft. Und die Hand des Vaters ist bereit, uns wieder auf die Füße zu stellen, sodass wir weitergehen können".
Diese sichere und zuverlässige Hand sei die Beichte: "Sie ist das Sakrament, das uns aufrichtet, das uns nicht weinend auf dem harten Boden liegen lässt, wenn wir stürzen", betonte der Papst.
Die Beichte bezeichnete der Pontifex als "das Sakrament der Auferstehung, sie ist reine Barmherzigkeit".
Wer die Beichte entgegennimmt, der muss die Schönheit des göttlichen Erbarmens spürbar werden lassen, betonte der Papst: "Und das ist der Weg derer, die die Beichten hören – diese Schönheit spürbar werden zu lassen".
Die Vergebung im Heiligen Geist würdigte der Papst als "Ostergeschenk, das uns eine innere Auferstehung ermöglicht". Der Katholik bitte um die Gnade, sie zu empfangen, die Beichte – als Sakrament der Vergebung –anzunehmen. Und zu verstehen, "dass im Zentrum der Beichte nicht wir mit unseren Sünden stehen, sondern Gott mit seiner Barmherzigkeit".
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Wer sich traut, durch die Beichte für Gottes Barmherzigkeit zu öffnen, und die eigenen Sünden zu bereuen, der läuft auch nicht Gefahr, seinen Glauben vertrocknen zu lassen, somit nicht mehr verkünden zu wollen, erklärte der Papst – und brachte es pointiert auf den Punkt: Ohne Werke der Barmherzigkeit drohe der Glauben, einfach zu sterben – und nicht weitergegeben zu werden.
Ein Aufruf, der an seinen warnenden Appell an die deutschen Bischöfe im "Jahr der Barmherzigkeit" des Jahres 2015 erinnerte. Die Beichte, stellte Franziskus damals fest, sei in Deutschland "vielerorts verschwunden". Deshalb sollten die Bischöfe das Jahr der Barmherzigkeit für Beichte und Eucharistie nutzen, die Rolle der Priester stärken, akademische Theologie auf den Boden des Glaubens stellen, und ungeborenes Leben sowie Alte und Kranke schützen.
"Schwestern und Brüder, lassen wir uns durch den Frieden, die Vergebung und die Wunden des barmherzigen Jesus auferwecken", ermutigte Franziskus am 11. April; "bitten wir um die Gnade, Zeugen der Barmherzigkeit werden zu dürfen. Nur so wird unser Glaube lebendig sein und unser Leben stimmig. Nur auf diese Weise werden wir das Evangelium Gottes verkünden, das ein Evangelium der Barmherzigkeit ist."
Bei der Messe in der Kirche Santo Spirito in Sassia am 11. April sinnierte der Papst über die Erscheinungen Jesu vor seinen Jüngern zwischen seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt und erklärte, dass die Jünger die Barmherzigkeit Jesu Christi durch die Gaben seines Friedens, seiner Vergebung und seiner Wunden erhielten.
"Seine Wunden sind offene Kanäle zwischen ihm und uns, die Barmherzigkeit über unser Elend ausschütten", sagte Franziskus. "Seine Wunden sind die Wege, die Gott für uns geöffnet hat, um in seine zärtliche Liebe einzutreten und tatsächlich zu 'berühren', wer er ist. Lasst uns nie wieder an seiner Barmherzigkeit zweifeln."
Etwa 80 Personen waren eingeladen, an der Papstmesse teilzunehmen, darunter eine Gruppe von Insassen aus drei römischen Gefängnissen: Regina Caeli, Rebibbia female, und Casal del Marmo.
Krankenschwestern aus dem nahe gelegenen Krankenhaus S. Spirito in Sassia waren ebenfalls anwesend, ebenso wie Menschen mit Behinderungen, eine Migrantenfamilie aus Argentinien und junge Flüchtlinge aus Syrien, Nigeria und Ägypten.
Ordensschwestern der Hospitalschwestern der Barmherzigkeit und Freiwillige des Zivilschutzes nahmen ebenfalls an der Messe des Papstes teil.
"Ich richte einen besonderen Gruß an Sie, die Sie hier in der Kirche Santo Spirito in Sassia, dem Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit, anwesend sind", sagte der Papst am Ende der Messe.
"Ihr repräsentiert einige der Situationen, in denen die Barmherzigkeit greifbar wird; sie wird zur Nähe, zum Dienst, zur Sorge für die, die in Schwierigkeiten sind", sagte er. "Ich hoffe, dass ihr immer das Gefühl habt, dass euch Barmherzigkeit zuteil geworden ist, damit ihr wiederum barmherzig zu anderen seid."
Danach grüßte Papst Franziskus jede Person einzeln persönlich, bevor er in den Vatikan zurückkehrte.
Santo Spirito in Sassia liegt unweit vom Petersdom und ist Roms offizielles Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit.
Ursprünglich als Krankenhauskapelle erbaut, wurde die Kirche aus dem 16. Jahrhundert auf Wunsch von Papst St. Johannes Paul II. 1994 in ein Zentrum der Spiritualität der Göttlichen Barmherzigkeit umgewandelt. In einer Seitenkapelle birgt die Kirche eine große Kopie des Gemäldes der Göttlichen Barmherzigkeit von Christus und Reliquien von St. Faustina Kowalska und St. Papst Johannes Paul II.