Gelingende Beziehungen?
Woran es dem „Synodalen Weg“ mangelt
Das Gewoge der Diskurse und Debatten um den „Synodalen Weg“ nimmt zu. Mit Dankbarkeit und Zustimmung nehmen viele einfach gläubige Katholiken in Deutschland die klaren Worte auf, die Kardinal Camillo Ruini jüngst gesprochen hat. In diesen Tagen wird gewissermaßen vielfarbig gestritten. Bischof Dr. Georg Bätzing, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, hat sich nun in einem Interview mit ACI Stampa hinsichtlich des „Segens für gleichgeschlechtliche Partnerschaften“ geäußert: „Der Synodale Weg ist deshalb bestrebt, gerade das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren, die auch die Notwendigkeit, die Möglichkeit und die Grenzen kirchlicher Lehrentwicklung bedenkt.“ Nun wird über die „kirchliche Lehrentwicklung“ – was immer das heißen mag – sicher viel in Deutschland geredet, aber sicher nicht entschieden. Über Abweichung von der kirchlichen Lehre indessen entscheidet jeder Einzelne auf der ganzen Welt für sich selbst allein. Wer sich also anders orientieren will, muss das ganz gewiss vor seinem Gewissen verantworten. Dieses Gewissen ist nicht eine absolut gesetzte subjektive Meinung, die als Gewissen tituliert wird, sondern für Katholiken noch immer das kirchlich gebildete Gewissen. Auf diesen Gewissensbegriff sollten wir uns auch wieder zubewegen.
Viele Diskurse, die gegenwärtig stattfinden, versanden in einer Horizontalität der Weltlichkeit, verbunden mit erregten Wortmeldungen. Ich vermisse etwas Wesentliches. Vielleicht ergeht es Ihnen ähnlich damit? Es ist begrüßenswert, dass so viel über „gelingende Beziehungen“ gesprochen wird. Doch die wesentliche Beziehung, die auch jeder christlichen Ehe vorausgeht, bleibt vollständig außen vor. Die wesentliche Beziehung, die das Leben trägt und hält, ist die Beziehung zu Gott. Wir hören immer wieder nebulös und unbestimmt, dass der „Synodale Weg“ ein geistlicher Weg sei – oder, wie Bischof Bätzing, nun formuliert hat, „ein geistlicher Prozess unter den »Zeichen der Zeit«“. Warum aber spielt die elementare Beziehung im menschlichen Leben überhaupt auf dem „Synodalen Weg“ keine erkennbare Rolle? Sie wissen längst, welche Beziehung ich meine: die Beziehung von Mensch und Gott, zwischen Geschöpf und Schöpfer. Die Orientierungslosigkeit und die Konfusionen vielfältiger Art könnten auch darin begründet liegen, dass dieser „geistliche Prozess“ eben unter den Signaturen der Zeit erfolgt, die nicht im Licht des Evangeliums gedeutet werden. Wie sehr wünschte ich mir, dass in der Kirche heute von „gelingenden Beziehungen“ die Rede wäre – und an erster Stelle stünde die Beziehung zwischen Mensch und Gott. Und sind wir alle, Sie und ich, überhaupt beziehungsfähig?
Benedikt XVI. hat in der Enzyklika „Deus caritas est“ die „gelingende Beziehung“ an sich charakterisiert: „Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, daß diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinander fallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, daß in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück.“ Dass wir als Katholiken in Deutschland immer mehr in diese „gelingende Beziehung“, in die Einsicht in den Willen des Herrn, hineinwachsen und dies auch als Gemeinschaft der Kirche ausstrahlen, wäre wünschenswert. Papst Franziskus hat dies in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland vom 29. Juni 2019 sehr treffend formuliert: „So müssten wir uns also fragen, was der Geist heute der Kirche sagt (vgl. Offb 2,7), um die Zeichen der Zeit zu erkennen, was nicht gleichbedeutend ist mit einem bloßen Anpassen an den Zeitgeist (vgl. Röm 12,2). Alle Bemühungen des Hörens, des Beratens und der Unterscheidung zielen darauf ab, dass die Kirche im Verkünden der Freude des Evangeliums, der Grundlage, auf der alle Fragen Licht und Antwort finden können, täglich treuer, verfügbarer, gewandter und transparenter wird.“ Wie die Beziehung zu Gott gelingen kann, das lehrt die Kirche des Herrn. Anders gesagt: Das wahre Glück des Menschen liegt in der gelingenden Beziehung zu Gott.