Wo bleiben die Fronleichnamsprozessionen?
Veröffentlicht: 31. Mai 2021 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: Causa CORONA-Virus-KRISE, KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Bekenntnis, Bischofsstadt, Coronakrise, Dom, eucharistische Andacht, Festmesse, Fronleichnamsprozession, Gebetszug, Glaubensfreude, Kirchenvolk, NS-Diktatur, Präsenz, unter freiem Himmel |Ein Kommentar
Von Felizitas Küble
Fronleichnam ist seit jeher ein gaubensfrohes katholisches Bekenntnisfest zu Ehren des Altarsakramentes mit Prozessionen zu verschiedenen Stationen, Litaneien, Gesängen und Gebeten – und oftmals einer Festmesse im Freien.
Gerade während der NS-Diktatur war dieses Glaubenszeugnis besonders wichtig. Damals nahmen auch Nicht-Katholiken, ja sogar Nicht-Christen an der Fronleichnamsprozession teil, um damit ein Zeichen gegen den Unrechtsstaat zu setzen.
Die NS-Diktatur versuchte, wo sie nur konnte, diese Glaubenskundgebungen zu behindern und zu stören.
Gottlob sind diese Zeiten vorbei – aber binden sich inzwischen nicht große Teile der Hierarchie gleichsam selber die Hände? – Viele Einschränkungen werden derzeit mit der Coronakrise gerechtfertigt, aber manchmal wird genau umgekehrt ein Schuh draus.
So ist es z.B. unbestritten und auch durch Areosolforscher x-mal bestätigt, daß die Ausbreitung des Covid-Virus vor allem in geschlossenen Räumen stattfindet – und gerade nicht bzw. nur selten unter freiem Himmel – erst recht bei Einhaltung der Abstandsregeln.
Also wäre es nur logisch, wenn die Festmessen zu Fronleichnam draußen stattfinden, wie dies „vor Corona“ weitgehend der Fall war.
Erst recht wären somit die Prozessionen von Station zu Station nicht nur kein Problem, sondern endlich ein öffentlichkeitswirksames Zeugnis des Glaubens, nachdem das kirchliche Leben seit April letzten Jahres in vielen Pfarrgemeinden weitgehend zum Erliegen gekommen ist.
Somit wäre Fronleichnam eine großartige Chance, als Kirche Präsenz zu zeigen nach der Devise: Es gibt uns noch – und wir tragen den eucharistischen Christus bekenntnisfroh durch die Städte und Dörfer.
Doch pustekuchen! – Genau das Gegenteil ist größtenteils der Fall.
Häufig fällt die Fronleichnamsprozession mit den Meßbesuchern ganz aus, sogar in Landgemeinden mit viel Platz im Freien. Als Quasi-Ersatz ist bisweilen nach der Messe eine eucharistische Andacht vorgesehen, in einigen Fällen auch am Nachmttag oder abends als Vesper im Gotteshaus.
Manchmal wird wenigstens eine Mini-Prozession innerhalb einer großen Hallenkirche mit dem Priester und seinem Gefolge durchgeführt – und nicht draußen, wo es mit viel Kirchenvolk eine Freude für die Gläubigen und ein Bekenntnis in der Öffentlichkeit wäre.
Etwas besser, aber auch nur eine „halbe Sache“ ist ein reduzierter Gebetszug um den Dom – wie in Köln oder hier in der Bischofsstadt Münster geplant – aber ohne die Meßbesucher.
In solchen Fällen besteht die kleine Prozession meist aus Priester(n), evtl. Diakonen, einigen Ministranten, Bannerträgern und Lektoren. Immerhin findet in Münster eine Eucharistiefeier auf dem Domplatz statt.
In der bayerischen Landeshaupt München fällt die Prozession diesmal ganz aus (es gibt nur eine Festmesse im Dom). In der südbayerischen Bischofstadt Passau entfällt sie ebenfalls und zudem wird nur eine einzige Festmesse im Dom zelebriert. Warum wird der Gottesdienst nicht – wie früher dort üblich – im Freien gefeiert?!
In den Bistumskirchen steht zumeist ein großer Domplatz zur Verfügung, so daß man auch die hl. Messe direkt um die Kathedrale feiern könnte.
Draußen gibt es in Passau lediglich einen liturgischen Fronleichnamssegen für die Stadt, aber ohne Kirchenvolk.
In der Ruhrgebiets-Stadt Bochum wird der kirchliche Fronleichnamssegen wenigstens an vier Stationen (Parkplätzen) gespendet – von Osten, Norden, Westen und Süden für die entsprechenden Stadtteile.
Auch anderswo wurden vielfach die Festmessen an Fronleichnam reduziert, dabei wäre gerade in Coronazeiten genau das Gegenteil richtig: noch mehr Messen als vorher, damit sich die Gläubigen in verschiedenen Gottesdiensten verteilen können.
In Stuttgart – immerhin Landeshauptstadt von Baden-Württemberg – gibt es die bedeutsame Kon-Kathedrale St. Eberhard (das Bistum heißt ja auch Rottenburg-Stuttgart) – auch dort ist offenbar keine Fronleichnamsprozession vorgesehen.
Diese Zurückdrängen der Fronleichnamsprozessionen und der Festmessen im Freien geschieht ohne jede Notwendigkeit – es ist gerade in Coronazeiten besonders widersinnig, eben weil die Infektionsgefahr unter freiem Himmel erwiesenermaßen weitaus geringer ist als „drinnen“.
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt
Fotos: Bistum Regensburg, Archiv