Heiliger Nepomuk.
Der Fünfsterne-Heilige - Johannes Nepomuk
Wie kaum ein anderer Heiliger prägt Johannes Nepomuk die österreichische Sakrallandschaft. Seine Statuen stehen "an jedem Steg, auf jeder Bruck' ". Johannes Welflin (um 1350 - 1393) ist der Patron der Brücken und gegen Wassergefahren. Reisende vertrauen auf seinen Schutz, ebenso wie Seelsorger und Angehörige von Berufen, die mit dem Wasser zu tun haben.
Johannes aus Pomuk (tschechisch Jan Nepomucký, auch Jan z Pomuku oder Jan z Nepomuku) war bei seinem gewaltsamen Tod noch keine 50 Jahre alt. Mehr als drei Jahrhunderte später sprach ihn Papst Innozenz XIII. (1655-1724) 1721 selig. Er bewilligte, dass am 16. Mai die heilige Messe zu Ehren des Johannes Nepomuk gefeiert und eigene Tagzeiten gebetet werden dürften. Papst Benedikt XIII. (1649-1730) vollzog 1729 die Heiligsprechnung. Johannes Nepomuk entstammte vermutlich einer deutsch-böhmischen Familie. Sein Vater war Richter in der, 35 km südöstlich von Pilsen gelegenen, Marktgemeinde Pomuk (tschechisch Nepomuk), und auch er schlug eine Karriere als Jurist ein. Schon als etwa Zwanzigjähriger fungierte er als kaiserlicher Notar in der Kanzlei des Erzbistums Prag. 1380 folgte die Priesterweihe und danach weitere Studien des Kirchenrechts in Prag und Padua. Dort, in der berühmtesten Rechtsschule seiner Zeit, war er Studentenrektor der Nichtitaliener und schloss mit dem Doktorat ab. Den akademischen Aufstieg begleiteten geistliche Würden: 1389 wurde er Kanoniker, Anwalt des Vyšehrader Kapitels und Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein (auch Johann von Jenzenstein oder Johann von Genzenstein, tschechisch Jan z Jenštejna; vor 1350 - 1400). Ein Studienkollege beschrieb Johannes Nepomuk als "wohlgefällig vor Gott und den Menschen, beliebt bei Deutschen und Tschechen".
Doch nur dreieinhalb Jahre war es ihm vergönnt, sein Amt als höchster Würdenträger nach dem Erzbischof auszuüben. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts waren geistliche und weltliche Machtverhältnisse in die Krise geraten. Es war die Zeit des abendländischen Schisma (1378-1417), während dessen es einen Papst in Rom und einen Gegenpapst in Avignon, zeitweise noch einen weiteren Gegenpapst gab. Die Mächte Europas waren uneinig, wer der rechtmäßige Papst sei, was zu einer dramatischen Zerrissenheit der christlichen Welt führte. "Kein Thron im Abendland, der um diese Zeit nicht erschüttert worden wäre, durch Absetzung, Vertreibung oder gar Ermordnung der Regenten!", schreibt der deutsche Mediävist Ferdinand Seibt, und: "Gegenüber diesen Krisenherden waren die böhmischen Verhältnisse noch mit besonderer Spannung geladen. … Erst seit 1344 residierte in Prag neben dem König von Böhmen auch ein Erzbischof der römischen Kirche." Jenstein fungierte als dritter in diesem Amt.
Erbitterte Machtkämpfe
Sein Widerpart war König Wenzel IV. (auch Wenzeslaus, tschechisch Václav; 1361-1419), der Sohn von Karl IV. (1316-1378), der als bedeutendster Kaiser des Spätmittelalters gilt. Ganz anders Wenzel, der als 16-jähriger die Macht übernahm und schließlich im Jahr 1400 als "unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und unwürdiger Inhaber des Heiligen Römischen Reiches" abgesetzt wurde. "In seinem persönlichen Charakter wird Wenzel als Paranoiker und als Tyrann beschrieben, der mit der Reitpeitsche um sich schlug, seine großen Hunde auf unliebsame Menschen in seiner Umgebung hetzte oder diese sogar aus fadenscheinigsten Gründen hinrichten ließ." Wenzels erste Frau, Johanna von Bayern (1362-1386), mit der er als Kind verheiratet worden war, starb 24-jährig, nachdem sie ein Jagdhund ihre Mannes angefallen hatte. "Er bleibt eine Gestalt ohne sympathische Züge. Politisch muss man ihm vorwerfen, dass ihm trotz seiner Bildung und seiner Wissensneigung sowohl der Realitätssinn als auch das Gespür für die Politik fehlten," urteilt Wikipedia.
Zwischen Kirche und König gab es heftige Auseinandersetzungen um Gerichts-, Benefizial- und Besitzrechte. In einem Verfahren unter dem Vorsitz Johannes Nepomuks traf einen Günstling des Königs der Kirchenbann. Um die Macht des Erzbischofs zu schwächen, wollte Wenzel die Diözese verkleinern. Die finanzielle Basis des neuen Teils sollte das Benediktinerkloster Kladrau (tschechisch Kladruby) abgeben, dessen Abt vor kurzem verstorben war. Rasch ließ der Erzbischof einen neuen Abt wählen, den der Generalvikar in der knappsten möglichen Frist bestätigte. Für den als "rex tyrannus et iniquus" bekannten König waren solche Fälle Anlass für drei gefährliche Drohungen gegen Jenstein und dessen engste Mitarbeiter: "Wenn du irgendetwas vor hast gegen mich oder die Meinen, dann werde ich dich ersäufen …", "…du spielst um deinen Kopf, du und die Deinen, ihr werdet das noch bereuen.", "Dich und dich werde ich ertränken lassen." Bei der Folter werde er herausfinden, "auf welchen Rat das alles gemacht worden ist". Was, ist ein Geheimnis geblieben.
Einen Erzbischof hinzurichten, wäre im 14. Jahrhundert in Mitteleuropa (anders als zuvor in England) nicht möglich gewesen. Der zweite Generalvikar war Mitglied des böhmischen Adels. Der König konnte daher nicht über ihn urteilen, sehr wohl aber über Johannes, der sein Untertan war. Als Rangniederster der Geburt nach, aber Ranghöchster im Amt, wurde Johannes zunächst Opfer des Inquisitionsverfahrens, das den Mitangeklagten erspart blieb. Grund der "peinlichen Befragung" war wohl, dass Wenzel eine Konspiration zwischen dem Erzbischof und seinen Verwandten vermutete - die ihn später zwei Mal gefangen setzten. Beim Verhör wurde das Opfer, vermutlich vom König eigenhändig, mit Fackeln so sehr gebrannt, dass es die Verletzungen nicht überlebt hätte. Ertränken war im Mittelalter für Geistliche die übliche Todesstrafe, der zudem der Charakter eines Gottesurteils zukam: Ertrank der Delinquent, galt seine Unschuld als erwiesen. In der Nacht vom 20. auf den 21. März 1393 wurde der Justizmord vollstreckt und Johannes Nepomuk von der Steinernen Brücke zu Prag in die Moldau gestürzt. Nach einem Monat entdeckte man den Leichnam und bestattete ihn in der Heilig-Kreuz-Kirche. Drei Jahre später fand er seine letzte Ruhestätte im Chorumgang des Veitsdoms am Hradschin. Das Silbergrabmal ist von seltener Pracht und Kostbarkeit.
Kaiserliche Devotion
1733 verfügte Kaiser Karl VI. (1685-1740) die Aufstellung eines Reliquienaltars für Johannes Nepomuk. Den Entwurf zeichnete der Hofarchitekt Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742). Die Ausführung besorgte bis 1736 der Wiener Goldschmied Johann Joseph Würth (+ 1831), von dem auch das Silbergitter in der Mariazeller Gnadenkapelle stammt. 1746 schuf der Prager Künstler J. Seitz die Allegorien der Verschwiegenheit, Weisheit, Kraft und Gerechtigkeit. 1771 stiftete Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) den von vier Silberengeln gehaltenen, roten Damastbaldachin über dem Aufbau.
Erst zwei Jahrhunderte nach seinem gewaltsamen Tod erschien die erste grafische Darstellung des böhmisch-katholischen Heiligen. Ein Bild aus dem Jahr 1599 zeigt den "Beichtiger Johannes" als bärtigen Priester, der einen Rosenkranz hält und vor dem Kruzifix kniet. Weitere Darstellungen entstanden im Gefolge der Gegenreformation nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) unter der Regierung Ferdinand II. (1578-1637) und der Protektion des Prager Erzbischofs Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667). Der Prager Erzbischof Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg (tschechisch Matouš Ferdinand Sobek z Bílenberka; 1618-1675), ein großer Förderer der Rekatholisierung und der tschechischen Sprache, wandte sich 1673 nach Rom, um die Selig- bzw. Heiligsprechung Johannes Nepomuks einzuleiten. Das Verfahren begann erst 1715. Einer der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit, Bohuslav Balbin (1621-1688), ein böhmischer Patriot und Mitglied des Jesuitenordens, verfasste die legendäre Lebensbeschreibung. Von politischen Machtkämpfen ist darin nicht die Rede. [schwarz]
[schwarz]Die Legende macht Johannes Nepomuk, zum Vertrauten der Königin Sophie (tschechisch Žofie Bavorská; 1376-1425), der ihr Beichtgeheimnis wahrt. Dies hatte der Rektor der Wiener Universität Thomas Ebendorfer (1388-1464) erwähnt. Von einem Heiligen als personifiziertem Gottesbeweis wurden Wunder erwartet. Johannes zeichnete das wunderbare Ereignis aus, dass seine Zunge - als Symbol der Verschwiegenheit - bei der Öffnung des Grabes nach 336 Jahren unverseht erhalten geblieben war.
(1972 wurde der Sarkophag erneut geöffnet. Die "unversehrte Zunge" stufte man nun mithilfe moderner Untersuchungsmethoden als Gehirnmasse ein.)
Am Ende des 17. und am Beginn des 18. Jahrhunderts erreichte die Nepomuk-Verehrung ihren Höhepunkt, intensiv gefördert von den Fürsten, Adeligen und geistlichen Würdenträgern in den katholischen Ländern nördlich der Alpen
Einen Gegensatz zum Brückentypus bildet der "missionarische Typus", bei dem Johannes das Kruzifix beschwörend in der hoch erhobenen Hand hält - eine demonstrative Geste, wie man sie von Darstellungen des hl. Franz Xaver, einem Mitbegründer der Gesellschaft Jesu, kennt. Johannes wurde 1732 zum zweiten Ordenspatron der Jesuiten. Ein Beispiel dieser Art steht seit 1725 auf dem Melker Marktplatz.
Der Heilige in der Glorie (auf Wolken stehend, knieend oder sitzend) fand vor allem in Böhmen Verbreitung. Vorbild war eine Statue aus dem Jahr 1692, die das Grabmal im Veitsdom krönte. Zu den Wolken gesellen sich oft Engel, wodurch sich eine Ähnlichkeit zu Maria-Himmelfahrts-Darstellungen ergibt. Noch stärker ausgeprägt ist diese im "Assunta-Typus" des auf der Wolke knieenden Johannes mit ausgebreiteten Armen. Hervorragende Beispiele (auch anderer Szenen aus dem Heiligenleben wie Brückensturz, Beichte der Königin, Skulptur des toten Johannes Nepomuk) finden sich als Stuckreliefs von Giovanni Battista Bussi (1656-1726) in der linken Turmkapelle der Servitenkirche, Wien .
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Wikipedia
http://www.heiligenlexikon.de/
http://www.1133.at/document/view/id/89
http://www.salzi.at/spezial/Nostalgie/JohNepomuk.htm