Lachen ist gesund!
Lachen stärkt das Immunsystem
Kann Humor wirklich heilen helfen? Diese Frage beschäftigt auch die Forschung – spätestens, seit sich der Amerikaner Norman Cousins Heiterkeit selbst als Therapie verschrieb. Anfang der 1970er erkrankte der Journalist an einer chronischen Entzündung der Wirbelsäule. Überlebenschance gering, wie er in seiner Biografie schreibt. Aus Forschungsberichten über den unheilvollen Einfluss, den dunkle Gemütszustände auf seine Krankheit haben, zog er den Umkehrschluss – und verordnete sich Slapstick-Filme und lustige Bücher. Nach einer Lachkur schlief er besser, hatte weniger Schmerzen. Norman Cousin wurde gesund und berichtete darüber in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine. Seither hat sich die Gelotologie, die Wissenschaft über das Lachen, als neues Forschungsgebiet entwickelt. Ebenso die Psychoimmunologie, die das Zusammenspiel von Seele und Abwehrsystem untersucht. Beide haben gezeigt, wie heilsam heilloses Gelächter sein kann. Es trainiert nicht nur die Muskeln sowie das Herz-Kreislauf-System und lüftet die Lungen. Auch unsere Immunabwehr wird schlagkräftiger, und Stress wird abgebaut.
Lachen mindert Schmerzen und macht fruchtbarer
Lachen scheint zudem Schmerzen zu mildern. In einer Studie konnten Testpersonen ihre Hand länger in Eiswasser halten, wenn sie sich davor über die Comedy-Serie "Mr. Bean" amüsiert hatten. Eine andere Studie legt nahe, dass Lachen fruchtbarer macht. Kein Witz: Unter den 110 Frauen, die sich nach einer künstlichen Befruchtung von Klinikclowns bespaßen ließen, gab es mehr Schwangere als bei den 109 Frauen der Kontrollgruppe.
Für Menschen mit Coulrophobie, also der krankhaften Angst vor Clowns, mag das gruselig klingen. Doch auch ohne Furcht finden viele eine rote Knubbelnase nicht unbedingt lustig. Und kaum ein Krebspatient besitzt eine so unverwüstliche Heiterkeit, dass er wie Janine Schmidt noch in der orangefarbenen Chemo-Infusion das Komische entdeckt. Für sie sah der Medikamenten-Cocktail aus wie ein beliebter Aperitif. Doch gerade weil schwere Leiden häufig depressiv machen, würden manche Mediziner Humor gerne verordnen. In den USA bieten bereits einige Kliniken Humor- und Lachtherapien an, auch in Deutschland laufen Pilotprojekte.
Humor kann helfen, Ängste zu überwinden
Überzeugt von der wohltuenden Wirkung des Humors ist etwa Professorin Barbara Wild, Chefärztin der Fliedner Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Stuttgart – zumindest, wenn es sich um die richtige Art handelt. Denn nicht jedes Lachen ist für alle ein Spaß. So gibt es den verachtenden Humor. Etwa wenn der Arzt sich über seinen Patienten lustig macht. Es gibt auch den Humor, der ausschließt. Kaum etwas ist verletzender, als wenn zwei Menschen gemeinsam über einen Dritten lachen. "Heilsamer Humor geht nicht auf Kosten anderer", sagt Wild.
Dieser äußert sich zudem nicht immer in einem Lachen – auch wenn das ein häufiges Symptom ist. Der Humorforscherin geht es mehr um die innere Haltung: eine heitere Gelassenheit, eine Freude am Spielerischen. Diese sei gerade dann am wichtigsten, wenn das Leben ernst und schwer wird. Viele psychisch kranke Menschen kämpfen mit Scham und Ängsten. Humor hilft, diese zu bewältigen, indem er Distanz schafft – und gleichzeitig Nähe, zum Beispiel im Gespräch mit dem Therapeuten, mit Verwandten und Freunden. Auch Krebspatientin Janine Schmidt hat das oft erlebt. Wenn Freunde sie besuchten, fragten sie: "Wie geht’s Henry, dem Mistkerl?" Sofort war die Tür zu einem Gespräch offen. Wohl keiner hätte sich getraut zu fragen: "Hey Janine, was macht dein Krebs?" Humor überwindet Hürden und schafft einen emotionalen Raum, um zu lachen. Oder zu weinen.
Humor lässt sich erlernen
Trotz all dieser Erkenntnisse: Vielen Schwerkranken dürfte einfach nicht nach Scherzen zumute sein. Erst einmal ist das nur natürlich. Doch Barbara Wild betont: "Humor lässt sich trainieren." In speziellen Gruppen hilft sie Menschen, den verschütteten Schalk in sich wiederzufinden. Denn Humor, das steht für die Psychiaterin fest, hat jeder. Nur ist er teils vergraben.
Sie arbeitet mit einem geprüften Acht-Stufen-Programm. Zum Training gehören Kinderspiele und Übungen aus dem Improvisationstheater. Zudem gibt es Hausaufgaben: Im Alltag sollen die Teilnehmer darauf achten, wo ihnen Doppeldeutiges begegnet. "Es geht darum, dem Gehirn die Erlaubnis zu geben, in diese Richtung zu denken", sagt Wild. Sogar skeptische Patienten ließen sich mit der Zeit oft gewinnen. Denn: Humor ist hochinfektiös.
Platz für Scherze sieht Wild auch in der Psychotherapie. Am Anfang geht sie dabei sehr vorsichtig vor. "Es muss zuerst eine Beziehung zwischen Patient und Therapeut da sein." Humor sei eine Sache des Vertrauens. Und des Geschmacks. Ein Witz sei deshalb immer ein Versuchsballon. Funktioniert er nicht, müsse man das eben heiter nehmen. "Oft bringen die Patienten einem aber selbst Humor entgegen", erzählt Wild. Der Arzt muss sich dann nur trauen, ihn aufzunehmen. In Seminaren zeigt sie anderen Psychotherapeuten, wie das gelingen kann.
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