Maieröffnung in Vallendar-Schönstatt
Eröffnet wurde die Feier in der Pilgerkirche mit einer ruhig und besinnlich gestalteten Anbetungszeit. Die von Schwester M. Tabea Platzer an der Orgel begleiteten Anbetungslieder halfen, den Stress des Tageshinter sich und sich auf die ganz andere Welt Gottes einzulassen. „Wende deine barmherzigen Augen uns zu.“ Dieser Gebetsruf aus dem „Salve Regina“ prägte sich ein. Es wurde für alle gebetet, die vor den Kriegen und vor Gewalt auf der Flucht sind; für solche, die den Namen Gottes schänden, dass Gottes Liebe sie erreicht; für solche, die Gott aus der Öffentlichkeit verbannen, für die Menschen mit Behinderung, für die guten Samariter unserer Tage, für diejenigen, die zu Zeugen der Liebe Gottes werden in dieser Welt.
In seiner Predigt zeigte Pater Antonio Bracht auf, dass hinter der Bitte: „Wende uns deine barmherzigen Augen zu“ eine Erfahrung stehe, die Menschen im Urheiligtum und allen Schönstattheiligtümern machen könnten, nämlich, „dass die Gottesmutter jeden von uns anschaut“. Anders als an anderen großen Wallfahrtsorten sei Maria in Schönstatt nie erschienen oder gesehen worden, vielmehr wende Maria ihren Blick den Menschen zu, die zu ihr ins Heiligtum kommen. „Wenn wir im Heiligtum erscheinen, nimmt sie uns auf mit mütterlich warmem Blick und führt uns zum Vater.“ Im Blick Mariens würden wir den Blick Gottes erfahren. Durch sie schaue er als Mutter auf uns.
In seinem neuesten Schreiben „Amoris Laetitia“ greife Papst Franziskus diesen ersten Blick Gottes auf, so Pater Bracht. Gott erschuf die Welt und jedes Mal, wenn er wieder etwas neues erschaffen hatte, hielt er inne und schaute es sich an und sah, „dass es sehr gut war!“ Am letzten Tag, als er den Menschen erschuf und die Gehilfin, die ihm entsprach, feierte er diesen Blick mit einem Du. Der erste Blick, der einen Menschen treffe, wäre normalerweise der Blick seiner Mutter und seines Vaters, lange bevor er selbst sprechen könne.
Lichterprozession (Foto: Pilgerzentrale)
Wie Blicke wirken
Pater Bracht erläuterte wie unterschiedlich Blicke wirken würden. Der Blick des Arztes wäre sehr genau, um die Diagnose zu finden. Der Blick des Künstlers sehe – wie Michelangelo – durch den Marmorblock schon die zu behauende Gestalt, der Blick zwischen Mutter und Kind beinhalte Liebe, Vertrauen und Wärme und die Blicke Verliebter sprächen Bände. Im „Gebet zum Jahr der Barmherzigkeit“ zeige Papst Franziskus, wie Jesu Blick Magdalena, Zachäus, den Schächer am Kreuz und andere Personen zum Guten hin verändert und deren Herzen verwandele.
Wenn ein Blick zum Programm wird
„Maria schaut weit, auf viele Menschen. Das ist für uns Programm. Wenn sie uns ihre barmherzigen Augen zuwendet, dann werden unsere Herzen weit, voller Frieden und Frühling“, betonte Pater Bracht und schloss mit der Bitte an Maria: „Liebe Mutter, wende dem heutigen Menschen deine barmherzigen Augen zu und tu es auch durch meine Augen!“
Das Urheiligtum war innen von der Schönstatt-Mannesjugend mit farbigem Licht ausgeleuchtet (Foto: Brehm)
Zur Pforte der Barmherzigkeit
Mit einer Lichterprozession von der Pilgerkirche zum Urheiligtum ging die Feier ihrem Höhepunkt entgegen. Auf dem Pilgerweg zur Pforte der Barmherzigkeit und beim Urheiligtum selbst wurde durch Gebetstexte deutlich, dass die Pforte eine Tür ist, die wirklich allen offensteht und dass drei besondere Gaben der Barmherzigkeit beim Gehen durch die Pforte auf jeden einzelnen warten: die Gabe, im barmherzigen Vater Gott daheim sein zu dürfen, die Gabe, zur Barmherzigkeit befähigt und gewandelt zu werden und die Gabe, durch das eigene Leben andere Menschen mit der Barmherzigkeit Gottes in Berührung bringen zu können.
Zum Abschluss der Maieröffnungsfeier konnten alle Pilger und Besucher nach dem Durchschreiten der Pforte der Barmherzigkeit noch einen persönlichen Segen im Urheiligtum erhalten. Wer wollte war anschließend zur Begegnung und zum Teilen einer „süßen Gabe“ eingeladen, was trotz mäßig wonniger Temperaturen von vielen wahrgenommen wurde.
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