Das Martyrium des hl. Karl Lwanga: Botschaft für die Kirche – auch für Papst und Bischöfe
25. Juni 2016 0
Heiliger Karl Lwanga, bitte für uns (Internetseite der Philippinischen Bischofskonferenz)
von Wolfram Schrems*
Das Folgende gibt einen Vortrag wieder, den MMag. Wolfram Schrems zur Vorbereitung auf eine Votivmesse zu Ehren des heiligen Karl Lwanga und seiner Gefährten am 7. Juni 2016 auf Einladung von Una Voce Austria im Pfarrsaal der Pfarre St. Karl Borromäus in Wien gehalten hat. Der Text wurde vom Autor selbst bearbeitet.
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Hochwürdige Herren!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!
Ich danke den Veranstaltern für die Einladung zu den ugandischen Märtyrern zu sprechen. Denn erstens ist es immer eine Ehre in diesem Rahmen zu sprechen und zweitens erlaubte mir die Aufgabenstellung eine intensivere Beschäftigung mit Glaubenszeugen, die uns – etwa 150 Jahre später und in einer anderen Weltgegend – vieles zu sagen haben.
Die Biographie Karl Lwangas war mir persönlich nicht näher bekannt. Ich erinnere mich aber an ein Denkmal, das ich 1999 in Fribourg im Vorgarten des Hauses der Weißen Väter gesehen habe. Ich glaube auch, mich an ein Plakat im Schaukasten der Karmeliterkirche meiner Heimatstadt erinnern zu können, als mir der Name das erste Mal unterkam. Es ist daher nicht so, daß der Heilige ein alter Bekannter gewesen wäre oder gar einer, zu dem ich eine besondere innere Beziehung gehabt hätte. Die nähere Beschäftigung eröffnete mir aber eine weitere Facette der Heiligkeit, die in der Kirche existiert. Ein junger Mensch, der schon rein menschlich gesehen, Vorbild für andere war – und der unter dem Einfluß der Gnade zum Heiligen und zum übernatürlichen Vorbild wurde. Sehr eindrucksvoll.
Ich erinnere mich auch dunkel an einen ugandischen Priester, der in Innsbruck studierte. Ich hatte praktisch keinen Kontakt zu ihm. Aber er hatte eine gute Ausstrahlung. Kann man sagen, daß das Martyrium des hl. Karl und seiner Gefährten bis heute in der Kirche Ugandas weiterwirkt? Höchstwahrscheinlich schon! Höchstwahrscheinlich auch weit über die Grenzen Ugandas hinaus. Mit dem heutigen Tag wirkt die Botschaft Karl Lwangas sogar bis Wien.
Von daher danke ich dem Veranstalter für diese sehr spezifische Horizonterweiterung einerseits, für die Möglichkeit als Multiplikator einer wichtigen und erhabenen Botschaft dienen zu können, andererseits.
Noch einmal andererseits bedaure ich allerdings, im Zuge der folgenden Überlegungen auch Kritik üben zu müssen: Kritik an einer Hierarchie, die seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus neuerdings auch von ganz oben Glauben und Moral untergräbt und für profunde Verwirrung sorgt. Kritik ist nie erfreulich und nie Selbstzweck. Sie muß aber als discretio spirituum, als Unterscheidung der Geister, fallweise geübt werden, um Glaubende in der Wahrheit zu bestärken, Zweifelnden Halt zu geben und Suchende in ihrer Suche nach der Wahrheit zu helfen. Vielleicht sogar, um die Irrenden oder die Böswilligen zur Umkehr zu bewegen. Denn, daß diejenigen, die als Hirten und Lehrer der Kirche Irrlehren verbreiten, ihre Seelen in Gefahr bringen, ist ganz offenkundig.
Sagen wir so: Hätten sich die ugandischen Märtyrer am Relativismus von Papst Franziskus und Kardinal Schönborn orientiert, wäre es höchstwahrscheinlich gar nicht zum Martyrium gekommen. Sie hätten Kompromisse geschlossen. Oder sie wären gleich überhaupt erst gar nicht Christen geworden.
Das ist auch die Grundaussage meiner Betrachtungen: Die ugandischen Märtyrer sind Zeugen der Gebote Gottes, die man heute in der Hierarchie der Kirche auf unsägliche Weise relativiert. Das betrifft vor allem das Erste Gebot und das betrifft die Lehre vom in sich Bösen, vom intrinsece malum. Johannes Paul II. hat in seiner Enzyklika Veritatis Splendor von 1993 über die Moraltheologie besonders beklagt, daß die Moraltheologen kein intrinsece malum mehr anerkennen. Wie man an den Aussagen Kardinal Schönborns zur „Gradualität“ sieht, ist diese Haltung tief in die Kirchenhierarchie eingedrungen. Das ist zwar schon länger so, aber unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben sich viele noch nicht offen zu äußern gewagt.
Die heiligen ugandischen Märtyrer sind durch ihr Zeugnis daher auch eine Anklage an eine verwirrte, feige oder apostasierte Hierarchie.
Da wir jetzt nur etwa vierzig Minuten Zeit haben, bitte ich um Verständnis, daß ich mich in etwas komprimierter Form fassen muß.
Der Plan der Ausführungen ist daher folgender:
Erstens eine kurze Darstellung des Lebens von Karl Lwanga und Gefährten. Zweitens eine moraltheologische Erklärung zum intrinsece malum, ausgehend von Veritatis Splendor, und deren Kontrastierung mit dem geschwätzigen Text von Amoris Laetitia. Und drittens möchte ich einige überraschende Beobachtungen zum Kampf der Modernisten gegen den Begriff der Sünde überhaupt auswerten. Denn die Schönbornsche Anwendung der Gradualität auf das in sich Schlechte, das intrinsece malum, ist nicht neu.
Es ist die alte Irrlehre der Gnostiker.
Gehen wir daher zum ersten Punkt.
1. Zum Leben und Martyrium von Karl Lwanga
Meine Internetrecherchen zeigen die wesentlichen Ereignisse des Lebens des Heiligen1, wenngleich mir manche Details nicht ganz klar scheinen. Ich rekonstruiere die Ereignisse aus Dictionary of African Christian Biography und Wikipedia:
Karl Lwanga wurde 1860 oder 1865 im Königreich Buganda, dem südlichen Teil des heutigen Staates Uganda, in eine heidnische Familie und eine heidnische Gesellschaft geboren. Seine gewinnende Persönlichkeit war der Grund dafür, daß er 1884 für alle königlichen Pagen in der Großen Audienzhalle von König Mwanga II. verantwortlich wurde. Dabei gewann er das Vertrauen und die Sympathie seiner ihm Anvertrauten. Sein unmittelbarer Vorgesetzter, der künftige Märtyrer Joseph Balikuddembe Mukasa, ein Katechist, verließ sich mehr und mehr auf Lwanga in der Ausbildung und Führung der Pagen. Er verließ sich auch darauf, daß Lwanga sie von den bösen Einflüssen am Hof beschützte. Der König hatte viele Frauen, verging sich aber auch an den Pagen. Hier zeigt das Heidentum seine unbeherrschte Maßlosigkeit – Macht und Lust, die Versuchungen des Teufels für die Skrupellosen.
Karl Lwanga und Gefährten
Das will man angesichts irrealer Afrika-Romantik in unseren Tagen nicht wahrhaben. Es ist unfaßbar, wie Afrika-Veranstaltungen in Wien explosionsartig zugenommen haben. Alle sind sie heidnisch, alle sind sie implizit oder explizit offen für das Böse (so beim Afrika-Fest auf der Donauinsel vor etwa drei oder vier Jahren, bei der ein Tänzer „die Schönheit des Satans“ darzustellen vorgab). Der Rückfall in das Heidentum ist hier besonders tragisch, da die Verkündigung der Wahrheit in Afrika relativ rezent ist (von Ägypten und Äthiopien abgesehen) und teilweise auch nicht tief gegangen ist. Seit dem Konzil ist man auch innerhalb der Kirche dazu geneigt, das Heidentum zu romantisieren und zu beschönigen. Dignitatis humanae des II. Vaticanums bot dazu die ideologische Grundierung. Das ist natürlich Verrat am Auftrag Jesu Christi.
Aber zurück zu den Ereignissen:
Führer der ugandischen Katholiken war der gerade genannte Laienkatechist Joseph Balikuddembe Mukasa, Majordomus des Königs. Joseph kritisierte den König wegen der Ermordung anglikanischer Christen. Daraufhin ließ ihn der König enthaupten und ernannte Karl Lwanga zum Nachfolger von Joseph Mukasa als Vorsteher der Pagen. Das war am 15. November 1885. Am selben Tag gingen Karl Lwanga und andere königliche Diener, deren Leben in Gefahr war, weil sie Katechumenen waren, zur Katholischen Mission und wurden von Pater Simeon Lourdel getauft (andere Internetinformationen sagen es war Père Giraud). Am nächsten Tag versammelte der König, der vor den Christen Angst hatte, weil er meinte, die Missionierung wäre eine Strategie der Europäer, sein Königreich zu unterwandern, alle Pagen und forderte sie unter Todesdrohungen auf, ihren christlichen Glauben zu bekennen. Alle, und zwar Katholiken und Anglikaner, außer drei, taten das. König Mwanga war von diesem Mut überrascht und zögerte noch. Mehrfach versuchte der König, die Pagen einzuschüchtern. Katholische und anglikanische Missionare versuchten vergeblich, auf den König Einfluß auszuüben (ein Anglikanischer „Bischof“2, James Hannington, war bereits der Mordlust des Königs zum Opfer gefallen). Karl Lwanga erklärte dem König gegenüber seine Loyalität (und wies die Unterstellungen, er würde die Weißen begünstigen, zurück).
Karl Lwanga schützt die anderen Pagen
Nach einem Brand im königlichen Palast am 22. Februar 1886 verlegte König Mwanga seine Residenz in sein Jagdhaus am Victoriasee. Karl Lwanga schützte auch hier die Pagen vor den homosexuellen Aufdringlichkeiten des Königs und bereitete sich auf das mögliche Martyrium vor. Zu dieser Zeit hat Mwanga die Zustimmung seiner Fürsten für ein Massaker an den Christen erhalten. In der Zwischenzeit taufte Karl Lwanga fünf von den vielversprechendsten Katechumenen. Am 26. Mai betraten die Pagen den königlichen Hof, um ihr Urteil zu erhalten. Sie wurden wiederum aufgefordert ihren Glauben zu bekennen. Das taten sie auch und erklärten, sie wären eher bereit zu sterben, als ihren Glauben zu verleugnen. König Mwanga befahl, daß alle, 16 Katholiken und 10 Anglikaner, in Namugongo lebendig verbrannt werden sollten. Der Missionar Lourdel war verzweifelt und wartete vergeblich auf eine Audienz. Er bemerkte die Ruhe der Todeskandidaten und vor allem ihre freudige Disposition angesichts des Todes.
Weitere Interventionen katholischer und anglikanischer Missionare blieben fruchtlos.
Am 3. Juni wurde Karl Lwanga vor den anderen Märtyrern hingerichtet. Er wurde in eine Schilfmatte gewickelt und bekam ein Joch um den Hals gespannt. Um ihn mehr zu quälen, wurden erst seine Beine völlig verbrannt, bis man das Feuer den Rumpf erreichen ließ. Dem spottenden Henker antwortete Karl: „Du verbrennst mich, aber es ist, wie wenn du Wasser über meinen Leib gießt. Bekehre dich und werde auch ein Christ.“ Dann betete er ruhig weiter. Kurz vor dem Ende rief er laut „Mein Gott!“
Einige Tage nach seinem Tod wurden die anderen Verurteilen verbrannt.
Lwanga wurde mit 21 anderen Märtyrern von Papst Benedikt XV. 1920 seliggesprochen. Alle 22 wurden dann von Papst Paul VI. 1964 kanonisiert. 1969 legte Paul VI. den Grundstein für das Heiligtum in Namugongo, wo das Martyrium stattgefunden hatte. Das Heiligtum wurde am Todestag des Heiligen, am 3. Juni 1975, von einem päpstlichen Legaten, Kardinal Sergio Pignedoli, eingeweiht.
Soweit zur Biographie des Märtyrers.
Damit zum zweiten Punkt:
2. Das Zeugnis der Ugandischen Märtyrer für die Wahrheit
Karl Lwanga und Gefährten sprechen mit ihrem Martyrium heute in eine dunkle Zeit hinein. Denn heute ist es nicht so wie zu ihren Lebzeiten, daß es einfach heidnische Königreiche gab, die von Jesus Christus nichts wußten – und auch nichts wissen wollten. Heute ist die Situation viel schlechter. Denn wir haben es mit dem Phänomen der Apostasie zu tun. Der Abfall vom Glauben ist klarerweise viel schlimmer und schändlicher als der Zustand dessen, der nie geglaubt hat. Das betrifft nicht nur die Individuen, sondern auch die Nationen. Und es betrifft die Hierarchie der Kirche.
Der Petersdom in Rom
Wie angekündigt soll hier auf die Enzyklika Veritatis Splendor von Papst Johannes Paul II. zurückgegriffen werden, um die moralische und moraltheologische Krise der Kirche zu behandeln. Dabei ist es nicht so, daß das Pontifikat von Johannes Paul II. unter jeder Rücksicht sehr glücklich gewesen wäre. Doktrinäre Unschärfen (einschließlich die interreligiösen Treffen von Assisi und der berüchtigte Korankuß) und personalpolitisches Zögern sowie die Nicht-Umsetzung der Botschaft von Fatima lassen dieses Pontifikat ambivalent erscheinen – ungeachtet vieler Verdienste des polnischen Papstes. Zu diesen gehört eben die Enzyklika von 1993. Auch diese ist nicht schlechthin perfekt, vor allem die Anknüpfung an Dignitatis Humanae des II. Vaticanums erscheint gezwungen und von Wunschvorstellungen inspiriert zu sein. Aber es ist ein tiefsinniger, spiritueller und theologisch aussagekräftiger Text. Leider stieß er im deutschen Sprachraum auf haßerfüllte Ablehnung. Davon bin ich aus Innsbrucker Tagen Ohrenzeuge.3
Johannes Paul stellt für seine Zeit eine Krise um die Wahrheit fest (32). Damit wird auch das ursprüngliche Verständnis des Gewissens aufgegeben, das Gewissen in eine autonome Instanz der Normgebung umgelogen. So ist es ja auch heute üblich.
Ich zitiere in diesem Zusammenhang aus Nummer 32:
Nachdem die Idee von einer für die menschliche Vernunft erkennbaren universalen Wahrheit über das Gute verloren gegangen war, hat sich unvermeidlich auch der Begriff des Gewissens gewandelt; das Gewissen wird nicht mehr in seiner ursprünglichen Wirklichkeit gesehen, das heißt als ein Akt der Einsicht der Person, der es obliegt, die allgemeine Erkenntnis des Guten auf eine bestimmte Situation anzuwenden und so ein Urteil über das richtige zu wählende Verhalten zu fällen; man stellte sich darauf ein, dem Gewissen des Einzelnen das Vorrecht zuzugestehen, die Kriterien für Gut und Böse autonom festzulegen und dementsprechend zu handeln. Diese Sicht ist nichts anderes als eine individualistische Ethik, aufgrund welcher sich jeder mit seiner Wahrheit, die von der Wahrheit der anderen verschieden ist, konfrontiert sieht. In seinen äußersten Konsequenzen mündet der Individualismus in die Verneinung sogar der Idee einer menschlichen Natur.
Aus der Analyse der Krisensymptome kommt der Papst zur klaren Weisung, daß die Moraltheologen selbstverständlich an der Lehre vom intrinsece malum festzuhalten haben.
Es gibt Taten, die in sich böse und daher nicht zu rechtfertigen sind. Sie können auch nicht „gerettet“ werden, indem man dem Täter gute Motive unterstellt.
Der Papst bekräftigt die Lehre vom Naturrecht. Diese ist den progressiven Theologen, die sich mentalitätsmäßig der Freimaurerei und deren absurdem Eigendünkel verpflichtet fühlen (übrigens ist das auch eine der giftigen Früchte Kants), erfahrungsgemäß nur einen verächtlichen Lacher wert. Das Naturrecht ist aber eine Einrichtung der Weisheit Gottes und ist jedem Menschen ins Herz geschrieben (nach Röm 2,15).
Das Naturrecht läßt erkennen, daß das Leben des anderen, seine Sexualität und sein Eigentum zu schützen ist. Es läßt auch erkennen, daß die Wahrheit unbedingte Forderungen an den Menschen stellt und die Lüge immer etwas verwerfliches ist. Das Naturrecht hat im 20. Jahrhundert in den Personen von Johannes Messner und – besonders wichtig, da leicht zu popularisieren – von C. S. Lewis (Abolition of Man) wichtige Verteidiger gefunden. In unserem Jahrhundert hat Wolfgang Waldstein mit seinem Werk Ins Herz geschrieben einen nicht zu überschätzenden Beitrag geleistet. Papst Benedikt XVI. hat es mehrfach zitiert.
Johannes Paul sagt in den einschlägigen Paragraphen seiner Enzyklika zum in sich Schlechten (in Auszügen):
80. Nun bezeugt die Vernunft, daß es Objekte menschlicher Handlungen gibt, die sich »nicht auf Gott hinordnen« lassen, weil sie in radikalem Widerspruch zum Gut der nach seinem Bild geschaffenen Person stehen. Es sind dies die Handlungen, die in der moralischen Überlieferung der Kirche »in sich schlecht« (intrinsece malum), genannt wurden: Sie sind immer und an und für sich schon schlecht, d.h. allein schon aufgrund ihres Objektes, unabhängig von den weiteren Absichten des Handelnden und den Umständen. Darum lehrt die Kirche – ohne im geringsten den Einfluß zu leugnen, den die Umstände und vor allem die Absichten auf die Sittlichkeit haben –, daß »es Handlungen gibt, die durch sich selbst und in sich, unabhängig von den Umständen, wegen ihres Objekts immer schwerwiegend unerlaubt sind«. (…) »Was zum Leben selbst in Gegensatz steht, wie jede Art von Mord, Völkermord, Abtreibung, Euthanasie und auch der freiwillige Selbstmord; was immer die Unantastbarkeit der menschlichen Person verletzt, wie Verstümmelung, körperliche oder seelische Folter und der Versuch, psychischen Zwang auszuüben; was immer die menschliche Würde angreift, wie unmenschliche Lebensbedingungen, willkürliche Verhaftung, Verschleppung, Sklaverei, Prostitution, Mädchenhandel und Handel mit Jugendlichen, sodann auch unwürdige Arbeitsbedingungen, bei denen der Arbeiter als bloßes Erwerbsmittel und nicht als freie und verantwortliche Person behandelt wird: all diese und andere ähnliche Taten sind an sich schon eine Schande; sie sind eine Zersetzung der menschlichen Kultur, entwürdigen weit mehr jene, die das Unrecht tun, als jene, die es erleiden. Zugleich sind sie in höchstem Maße ein Widerspruch gegen die Ehre des Schöpfers«.
(…) »Wenn es auch in der Tat zuweilen erlaubt ist, ein sittliches Übel hinzunehmen, in der Absicht, damit ein größeres Übel zu verhindern oder ein höheres sittliches Gut zu fördern, ist es doch nicht erlaubt, nicht einmal aus sehr schwerwiegenden Gründen, das sittlich Schlechte zu tun, damit daraus das Gute hervorgehe (vgl. Röm 3, 8), d.h. etwas zum Gegenstand eines positiven Willensaktes zu machen, was an sich Unordnung besagt und daher der menschlichen Person unwürdig ist (…).
81. Wenn die Kirche das Bestehen »in sich schlechter« Handlungen lehrt, greift sie die Lehre der Heiligen Schrift auf. Der Apostel stellt kategorisch fest: »Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben« (1 Kor 6, 9-10).4
Daraus geht ohne weiteres hervor, daß die heiligen Märtyrer von Uganda richtig gehandelt haben, als sie den Götzendienst ihrer heidnischen Umgebung verließen und Christen geworden sind. Sie haben auch richtig gehandelt, als sie die homosexuellen Übergriffe des Königs kritisiert und letztlich in eigener Person abgewiesen haben. Es gibt hier nichts zu diskutieren.5 Das Gebot Gottes ist, wie es ist. Es gilt für jeden. Wer es übertritt, beleidigt die Ehre Gottes und schadet sich selbst. Der Sühnetod Christi wird dann am einzelnen unwirksam, wenn der einzelne sich nicht durch sein Handeln der Erlösung würdig erweist.
Dem steht das uferlose Geschwätz, das derzeit aus Rom und schon gut fünfzehn Jahre aus dem erzbischöflichen Palais in Wien kommt, radikal entgegen. De facto haben Papst Franziskus und Kardinal Schönborn, die bei einigen stilistischen Unterschieden doch Geistesverwandte sind, eine relativistische Situationsethik eingeführt, mit der man praktisch alles rechtfertigen kann.
Ist es nicht verwunderlich, daß lediglich elf Jahre nach dem Tod von Johannes Paul II. von Kardinal Schönborn, immerhin einst Redaktionssekretär des Katechismus der Katholischen Kirche unter demselben Johannes Paul, die positiven Anteile von dessen Erbe völlig verspielt worden sind? Denn in den letzten Jahren sagt er das Gegenteil von dem, was er früher gesagt hat. Es ist auch bekannt, daß er gegenüber „frommen Leuten“, „Fans“ und Seminaristen ganz anders spricht als in der Öffentlichkeit. Diese Zerrissenheit muß ihm schwer zu schaffen machen. Ab und zu kommt das auch durch. Aber das ist ein anderes Thema.6
Daher noch einmal zu Veritatis Splendor, wo Johannes Paul II. klar formulierte:
Die Kirche legt das Beispiel zahlreicher Heiliger vor, die die sittliche Wahrheit gepredigt und bis zum Martyrium verteidigt oder den Tod einer einzigen Todsünde vorgezogen haben. Indem die Kirche sie zur Ehre der Altäre erhob, hat sie ihr Zeugnis bestätigt und ihre Überzeugung für richtig erklärt, wonach die Liebe zu Gott auch unter den schwierigsten Umständen die Einhaltung seiner Gebote und die Weigerung, sie zu verraten – und sei es auch mit der Absicht, das eigene Leben zu retten – verbindlich einschließt (91).
Keine Rede von Gradualität und Kompromissen! Wir müssen allerdings auch darum beten, nicht in die Versuchung einer solchen Situation geführt zu werden.
Auch ohne blutiges oder feuriges Martyrium kann man aber unter Druck gesetzt werden. Vielen von uns ist das ja aus eigenem Erleben vermutlich schon bekannt. Weil aber die jetzige Hierarchie unverantwortlich an der Morallehre herumpfuscht, bekommt das Böse Oberhand. Oder der Böse.
Amoris Laetitia bringt dagegen eine gefährliche Relativierung der überlieferten Lehre mit sich, einfach schon durch den Wortwust und die vielen, gezielt eingesetzten Zweideutigkeiten. Folgende Stelle ist etwa sehr gefährlich:
304. Es ist kleinlich, nur bei der Erwägung stehen zu bleiben, ob das Handeln einer Person einem Gesetz oder einer allgemeinen Norm entspricht oder nicht, denn das reicht nicht aus, um eine völlige Treue gegenüber Gott im konkreten Leben eines Menschen zu erkennen und sicherzustellen. (…) Es ist wahr, dass die allgemeinen Normen ein Gut darstellen, das man niemals außer Acht lassen oder vernachlässigen darf, doch in ihren Formulierungen können sie unmöglich alle Sondersituationen umfassen. Zugleich muss gesagt werden, dass genau aus diesem Grund das, was Teil einer praktischen Unterscheidung angesichts einer Sondersituation ist, nicht in den Rang einer Norm erhoben werden kann. Das gäbe nicht nur Anlass zu einer unerträglichen Kasuistik, sondern würde die Werte, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden müssen, in Gefahr bringen.
Das ist ein gefährliches Geschwätz!7 Leider können wir das hier nicht genauer analysieren. Jedenfalls hätte es aber Karl Lwanga nicht motivieren können. Denn er hätte sich darauf hinausreden können, daß es König Mwanga ja eh irgendwie gut meint, zumal dieser ja auch (irgendwie) mit Gott in Verbindung steht.
Sehr subversiv ist auch der nächste Paragraph:
305. Daher darf ein Hirte sich nicht damit zufrieden geben, gegenüber denen, die in „irregulären“ Situationen leben, nur moralische Gesetze anzuwenden, als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft. Das ist der Fall der verschlossenen Herzen, die sich sogar hinter der Lehre der Kirche zu verstecken pflegen, »um sich auf den Stuhl des Mose zu setzen und – manchmal von oben herab und mit Oberflächlichkeit – über die schwierigen Fälle und die verletzten Familien zu richten«.
Man fragt sich, in welcher Welt der Papst lebt. Die moralische Verkündigung ist ohnehin weitestgehend zusammengebrochen. Niemand wirft Felsblöcke. Kaum jemand verkündigt die Wahrheit. Wie man sich „hinter der Lehre der Kirche verstecken“ kann, bleibt schleierhaft. Karl Lwanga hat diese Lehre jedenfalls trotz seiner kurzen Zeit in der Kirche verstanden und – wenn man so will – sich „hinter ihr versteckt“. Die Lehre der Kirche war ihm die Lehre Gottes.
Der Papst hat aber offenbar noch eine Lehre hinter der Lehre in der Hinterhand.
Kardinal Schönborn kommentierte Amoris Laetitia offiziell im Auftrag des Papstes. In unserem Zusammenhang ist nur die vielleicht berüchtigtste Stelle aus dem Text zu zitieren. Berüchtigt ist diese Stelle, weil die katholische Auffassung von regulär und irregulär verworfen wird. Die angeblich biblische Begründung ist ein Mißbrauch der Bibelstelle. So wie der Kardinal argumentiert, ist es eigentlich klassisch lutherisch: Jeder sündigt sowieso immer, also sündigen wir tapfer weiter – und glauben noch tapferer.
Schönborn sagte also folgendes, man beachte auch die typisch euphorisierte Formulierung am Anfang:
Meine große Freude an diesem Dokument ist, dass es konsequent die künstliche, äußerliche, fein säuberliche Trennung von „regulär“ und „irregulär“ überwindet und alle unter den gemeinsamen Anspruch des Evangeliums stellt, gemäß dem Wort des Hl. Paulus: „Er hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen“ (Röm 11,32).8
Wenn Karl Lwanga sich von diesem Gedankengang bestimmen hätte lassen, hätte er sich den Feuertod sparen können. Denn wenn ohnehin immer alle sündigen, hätte er den König ruhig handeln lassen können, wie es ihm beliebte.
Wir sehen also wiederum, daß eine gefährliche Verwirrung in der kirchlichen Hierarchie Platz gegriffen hat. Karl Lwanga und seine Gefährten hätten dagegen protestiert. Und auch wenn sie die genaue Argumentation mangels einschlägiger theologischer Bildung nicht hätten entfalten können, hätten sie doch gemerkt, daß etwas faul ist, daß etwas stinkt.
Damit möchte ich zum letzten Teil überleiten:
3. Die Leugnung der Sünde als vermeintliche Befreiung von ihr
Es gibt eine untergründige Tradition, die dem Menschen einzureden versucht, es gäbe gar keine Sünde. Wenn wir die Worte der Schlange im Paradies als Anfang dieser Tendenz und Tradition ansetzen wollen, dann handelt es sich eben um eine teuflische Versuchung. Es gibt so viele Möglichkeiten, die Sünde und damit die Anklage durch das Schlechte Gewissen wegzuerklären, zu rationalisieren: Klassische Beispiele dafür sind Psychoanalyse, Darwinismus und Atheismus. Die ganze Psychoanalyse beruht darauf, in geschäftstüchtiger Absicht den Leuten gleichsam die Absolution zu verkaufen. Die Leute sind nie schuldig – und um das zu hören, bezahlen sie gerne große Summen an den Analytiker.
Dahinter steckt eine bestimmte Geisteshaltung:
In der Parabel vom Großinquisitor in den Brüdern Karamasow läßt Dostojewski den Großinquisitor sagen, daß er und seine Verbündeten den Menschen die Last der Freiheit und der Verantwortung abnehmen werden. Dafür würden sie von den Menschen geliebt werden. Der Großinquisitor wirft dem wiedergekehrten Christus vor, Er würde die Menschen überfordern mit Seinem Appell an den guten Willen, an die sittliche Einsicht und an die freie, eigenmotivierte und belastbare Liebe zu Gott. Daher werde er darauf hinarbeiten, den Menschen die Freiheit von dieser Überforderung zu ermöglichen.
Es läuft dann darauf hinaus, daß ein totaler Sozialstaat ohne persönliche Freiheit und ohne die Würde des sittlichen Subjekts errichtet wird. Der Großinquisitor beruft sich dabei auf den „mächtigen und klugen Geist in der Wüste“, der (nach Mt 4) dem Herrn die richtigen Vorschläge gemacht hätte. Man müsse den Leuten eben Brot und Spiele bieten und dürfe sie nicht mit der Verehrung Gottes und dem Aufruf zu richtigem Handeln überfordern.
Dostojewski meinte diese nicht ganz leicht zu deutende und komplizierte Parabel höchstwahrscheinlich als Anklage gegen die Katholische Kirche. Da aber Iwan Karamasow der Erzähler ist, ist die Parabel vermutlich nicht ganz die Meinung von Dostojewski. Aljoscha, der jüngere Bruder von Iwan, weist Iwan ja auch zurecht und relativiert die antikatholischen Spitzen. Als antikatholische Parabel ist sie auch unwahrhaftig und ungerecht.
Was aber richtig gesehen ist, ist, daß die Diener des Teufels über das Gewissen der Menschen Macht ausüben. Sie helfen den Menschen nicht, ihr Gewissen zu schärfen und in Freiheit und Wahrheit das Gute zu tun, sondern erlauben den Menschen zu sündigen – allerdings unter ihren Vorgaben.
Der Großinquisitor sagt zum Beispiel zum wiedergekehrten Christus:
Weißt Du, daß die Menschheit in einigen Jahrhunderten durch den Mund ihrer Weisen und Gelehrten verkünden wird, es gäbe kein Verbrechen, gäbe also auch keine Sünde, sondern es gäbe einzig und allein Hungrige? ((Zit. nach: Dostojewski, Der Großinquisitor, neu übersetzt und herausgegeben von Wolfgang Kasack, Insel, Frankfurt am Main und Leipzig, 2003))
Erinnert uns das nicht an das berühmte Brechtsche Dictum Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral? Ist bei Brecht nicht schon die Entwürdigung des Menschen einkalkuliert: Fressen ist bekanntlich ein Ausdruck aus der Tierwelt. Die Moral ist also nur die Draufgabe für die Satten?
Der Großinquisitor sagt auch:
Doch der Freiheit des Menschen bemächtigt sich nur derjenige, der ihr Gewissen beruhigt.
und
Haben wir etwa die Menschheit nicht geliebt, die wir in solcher Demut ihre Schwäche erkannten, in Liebe ihre Last erleichterten und ihrer willensschwachen Natur erlaubten, sogar auch zu sündigen, allerdings mit unserer Genehmigung?
Wie gesagt: Die Parabel bedarf der Erklärung. Was aber klar ist, ist folgendes:
Die in der Parabel dargestellten Tendenzen sind tatsächlich in die Kirche eingedrungen. Sie wurden dann besonders manifest, als etwa der Jesuitenorden sich unter dem Generaloberen Pedro Arrupe dem Marxismus zuwandte: Brot für die Armen, neue Strukturen in der Politik, Partizipation, Räte – von Sünde, Hölle, Bekehrung und Heiligung ist nicht mehr die Rede. Die Befreiungstheologie ist auch in mehreren Gestalten eine Art Entlastung des Gläubigen vom Gewissen, weil die Individualmoral massiv hinter die Sozialmoral zurücktritt – und diese wird ja in Komitees und Räten ausgeheckt.9
Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß die Jesuiten und mit ihnen andere Orden und weite Teile der Hierarchie die Sünde quasi geleugnet oder auf wenige Themen beschränkt haben.10 Damit haben sie zu einer falschen (und daher unwirksamen) Gewissensberuhigung vieler beigetragen – und zu deren geistlichem Ruin.
Daher also jetzt noch einmal:
De facto ist es jetzt so, daß Schönborns Gradualität auch im Schlechten noch Gutes – vermeintlich – finden läßt. Die Irrlehre Schönborns liegt darin, daß das intrinsece malum, das niemals gerechtfertigt werden kann, jetzt plötzlich eine Art unvollkommener Verwirklichung eines (ohnehin kaum erreichbaren und somit doch obsoleten) Ideals wäre. Die Gradualität, die im Guten tatsächlich existiert und sinnvollerweise untersucht werden kann, kann aber nicht auf das Schlechte ausgedehnt werden! Ehebruch, Konkubinat, Homosexualität sind nicht unvollkommene Vorstufen eines Ideals, sondern radikal abzulehnende Sünde!
Jetzt plötzlich so zu tun, als könnte man dort wichtige Elemente des Guten finden, ist absurd. Daher ist es auch absurd, eine Unterscheidung von regulären und irregulären Situationen abzulehnen. Man fragt sich, welcher Dämon einen Papst reitet, der genau diese Ablehnung durchführt!
Geistesgeschichtlich geht das auf die Gnosis zurück – und auf Martin Luther, der bekanntlich auch eine Unterscheidung von Gut und Böse praktisch unmöglich macht. Geistesgeschichtlich ordnet sich Kardinal Schönborn hier bei den Gnostikern ein. Die alten Feinde der Kirche werden zufrieden sein.
Resümee
Das Martyrium der ugandischen Märtyrer, auch der nicht-katholischen, ist ein Zeugnis für die Wahrheit der Gebote Gottes. Als solches verdient es unseren höchsten Respekt. Karl Lwanga und Gefährten traten gegen den heidnischen König für das Erste Gebot und gegen dessen sexuelle Verirrungen für die Wahrheit der menschlichen Sexualität ein. Hier gibt es keine „Gradualität“, keine Vermischung von „regulären“ und „irregulären“ Situationen – und keinen Kompromiß mit dem Bösen.11
Die ugandische Regierung wurde in den letzten Jahren vom Westen kritisiert, weil sie Keuschheitskampagnen zur Eindämmung von AIDS lanciert hatte. Wie man Internetquellen entnehmen konnte, durchaus mit gutem Erfolg.12 Die ugandische Gesetzgebung sah auch in jüngster Zeit massive Strafen für praktizierte Homosexualität vor, wobei meinem Kenntnisstand nach die ganz radikalen Vorschläge nicht umgesetzt wurden. Man darf hier auch nicht das Kind mit dem Bad ausschütten – allerdings ist es Aufgabe des Staates, die Öffentlichkeit rein zu halten und besonders die Kinder und Jugendlichen zu schützen.13
Man wird nicht fehl gehen, wenn man die positiven Erscheinungen in der ugandischen Kirche und Gesellschaft dem anhaltenden Einfluß der heroischen jungen Leute von 1886 zuschreibt. Das Martyrium war klarerweise nicht umsonst.
Johannes Paul II. dazu in Veritatis Splendor:
92. Als Bekräftigung der Unverbrüchlichkeit der sittlichen Ordnung kommen im Martyrium die Heiligkeit des Gesetzes Gottes und zugleich die Unantastbarkeit der persönlichen Würde des nach dem Abbild und Gleichnis Gottes geschaffenen Menschen zum Leuchten: Es ist eine Würde, die niemals, und sei es auch aus guter Absicht, herabgesetzt oder verstellt werden darf, wie auch immer die Schwierigkeiten aussehen mögen. Mahnend gibt uns Jesus mit größter Strenge zu bedenken: »Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?« (Mk 8,36).
(…)
93. Das Martyrium ist schließlich ein leuchtendes Zeichen der Heiligkeit der Kirche: die mit dem Tod bezeugte Treue zum heiligen Gesetz Gottes ist feierliches Zeugnis und missionarischer Einsatz usque ad sanguinem, auf daß nicht der Glanz der sittlichen Wahrheit in den Gewohnheiten und Denkweisen der Menschen und der Gesellschaft um seine Leuchtkraft gebracht werde. Ein solches Zeugnis bietet einen außerordentlich wertvollen Beitrag, damit man – nicht nur in der bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch innerhalb der kirchlichen Gemeinschaften – nicht in die gefährlichste Krise gerät, die den Menschen überhaupt heimsuchen kann: die Verwirrung in bezug auf Gut und Böse, was den Aufbau und die Bewahrung der sittlichen Ordnung der einzelnen und der Gemeinschaften unmöglich macht. (…) Durch [der Märtyrer] hervorragendes Zeugnis für das Gute sind sie ein lebendiger Vorwurf für all jene, die das Gesetz überschreiten (vgl. Weish 2, 12 ), und lassen in ständiger Aktualität die Worte des Propheten neu erklingen: »Weh euch, die ihr das Böse gut und das Gute böse nennt, die ihr die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis macht, die ihr das Bittere süß macht und das Süße bitter« (Jes 5,20).
Die heiligen Märtyrer von Uganda klagen die Hierarchen der Kirche der Gegenwart an. Ihr Zeugnis widerlegt das widersprüchliche, verdrallte und häresieverdächtige Geschwätz, das derzeit aus dem Vatikan zu uns dringt und das in der Person von Kardinal Schönborn einen einflußreichen Multiplikator besitzt.
Es ist die afrikanische Kirche, deren Sinn für das Heilige, so unausgereift dort manches auch sein mag, die dekadente Kirche des Westens beschämt – und auch ein völlig verunglücktes Pontifikat. Der Mut afrikanischer Hirten trug wesentlich dazu bei, daß die konspirativ angelegte Doppelsynode zu Ehe und Familie nicht den geplanten bischöflichen Zuspruch zu einer subversiven Agenda brachte, sondern im Gegenteil die glaubenstreuen Katholiken und – kann man anfügen – andere Menschen guten Willens alarmierte.
Wer hätte noch vor einer Generation gedacht, daß Afrika uns missionieren wird? Nicht alles, was von dort kommt, wird uns immer helfen, aber der Glaubenssinn vieler Priester und Bischöfe kann uns Vorbild sein. Denken wir nur an Kardinal Robert Sarah und an die nigerianischen Bischöfe.
Denken wir eben auch an die schon erwähnte Kampagne der ugandischen Regierung zur AIDS-Prävention durch Keuschheit und ehelicher Treue – gegen die kriminelle Energie von Weltbevölkerungsplanern. Wir können annehmen, daß das Zeugnis des hl. Karl Lwanga und seine Fürsprache die Kultur Ugandas nachhaltig geprägt hat. Das ist schön. Möge es auch das derzeitige Rom prägen. Und Wien auch.
Bitten wir jetzt in der hl. Messe die ugandischen Märtyrer um ihre Fürsprache. Ich glaube, sie werden uns gerne helfen, wenn wir unseren Beitrag leisten.
http://www.katholisches.info/2016/06/25/...-und-bischoefe/
Danke.
*MMag. Wolfram Schrems, katholischer Theologe und Philosoph, Katechist, reiche Erfahrung im interkonfessionellen Austausch.
Bild: CBCP/Catholic Saints/Wikicommons