Lauterbach für EU-weite Empfehlung für vierte Impfung ab 60
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Brüssel. Der Bundesgesundheitsminister führt den Kampf gegen das Coronavirus weiter. In Brüssel warb Karl Lauterbach EU-weit für eine vierte Corona-Impfung für alle ab 60 Jahren. Damit könne die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Archivbild). © Christoph Soeder Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Archivbild).
„Wir dürfen nicht vergessen, dass die Covid-Pandemie nicht zu Ende ist in Europa. Wir haben sehr hohe Fallzahlen, wir haben leider auch sehr hohe Sterbezahlen“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag am Rande von Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Er wolle eine Diskussion anstoßen, „ob wir nicht eine europäische Empfehlung für die vierte Dosis der Impfung bekommen bei den Über-60-jährigen“.
In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden, wie Daten aus Israel ergeben hätten, sagte Lauterbach. Die EU-Kommission solle dazu aufgefordert werden, in Zusammenarbeit etwa mit der europäischen Arzneimittelbehörde eine entsprechende Empfehlung auszusprechen. „Die Lage ist in Europa, was die Pandemie angeht, schlechter als das Gefühl der Menschen“, sagte Lauterbach. Der Ukraine-Krieg ziehe zudem Aufmerksamkeit ab.
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Lauterbach betonte, dass es derzeit viel Impfstoff in Europa gebe, der nirgendwo fehle. Die Abnahme durch einkommensschwächere Länder stocke. „Somit müssen wir befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.“ Infrage für die vierte Dosis - also den zweiten „Booster“ nach einem Grundschutz - komme der Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Die Entwicklung von Impfstoffen, die an neue Corona-Varianten angepasst sind, verzögere sich seiner Kenntnis nach, sagte Lauterbach. Er rechne im Herbst, womöglich im September, mit den neuen Impfstoffen.
In Deutschland wird die vierte Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten empfohlen. Daran ändere sich nichts, sagte Lauterbach. Die Frage sei lediglich, ob die Altersgrenze abgesenkt werde. Für Unter-60-Jährige könne die vierte Dosis dagegen nicht empfohlen werden, weil es dazu keine Daten gebe. Mit Blick auf Deutschland hatte Lauterbach sich bereits vergangene Woche dafür ausgesprochen, offensiver bei Viert-Impfungen vorzugehen. Bisher hätten nur zehn Prozent der Menschen eine vierte Impfung, die dafür in Frage kämen.
Von den Impflücken bei Ukraine-Flüchtlingen geht nach Auskunft Lauterbach keine akute Gefahr für die Bevölkerung in der EU aus. Es bestünden tatsächlich große Lücken beim Impfschutz Geflüchteter nicht nur mit Blick auf Corona, sagte Lauterbach. Die europäische Bevölkerung müsse dennoch nicht in Sorge sein. „Die Impflücken sind da, sie gefährden aber die Flüchtlinge selbst, nicht die Bevölkerung“, sagte der Minister. Dafür seien die Zahl der Ankömmlinge und die Impflücke nicht groß genug. Um die Lücken zu schließen, würden in Deutschland derzeit zunehmend die Impfzentren genutzt.