Was macht Putin jetzt mit seinem Goldschatz?
Von Christian Siedenbiedel
-Aktualisiert am 09.04.2022-10:37
Schon in der Vergangenheit ließ Putin sich nicht nur gern mit Bären oder beim Eisbaden abbilden - sondern auch beim Begutachten der russischen Goldbarren.
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Schon in der Vergangenheit ließ Putin sich nicht nur gern mit Bären oder beim Eisbaden abbilden - sondern auch beim Begutachten der russischen Goldbarren. Bild: REUTERS
Russland hatte vor dem Krieg einen Goldschatz von knapp 2300 Tonnen aufgebaut. Das berichtet die Branchenorganisation World Gold Council. Jetzt kauft die russische Zentralbank im Inland weiter Gold – der Verkauf im Ausland aber ist zumindest nicht leicht.
Russland ringt um den Einsatz seiner gewaltigen Goldvorräte, die es in den vergangenen Jahren aufgebaut hatte. Die Notenbank kauft weiter im Inland Gold. Der Verkauf im Ausland ist für das Land aber durch die Sanktionen kompliziert geworden. Das berichtet die Branchen-Organisation World Gold Council (WGC). „Da die russische Zentralbank internationalen Sanktionen unterliegt, wäre ein Goldverkauf außerhalb Russlands schwierig, wenn nicht gar unmöglich“, sagte Shaokai Fan, der Zentralbanken-Fachmann der Organisation.
Christian Siedenbiedel
Redakteur in der Wirtschaft.
Russland hatte seine Goldvorräte in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt. Die Rede war von der „größten Goldspekulation des 21. Jahrhunderts“. Noch 2007 verfügte die russische Zentralbank nur über rund 400 Tonnen Gold, bis Kriegsbeginn stieg das Volumen laut World Gold Council auf 2298,5 Tonnen im Wert von rund 140 Milliarden Dollar.
Rechnerisch kaufte Putin also jeden Monat etwa 10 Tonnen Gold, die jetzt in Hochsicherheitstresoren in Sankt Petersburg und Moskau lagern. Ähnlich wie in China wurde als Grund genannt, dass man sich von Devisenreserven in Dollar unabhängiger machen wolle – eine Vorbereitung also genau für Fälle wie diesen.
Putins Goldschatz ist damit fast fünfmal so groß wie das sagenumwobene Zarengold von Nikolaus II., dessen Spur sich 1919 irgendwo am Baikalsee verlor.
Festpreis der Notenbank für den Goldankauf
Am 25. März veröffentlichte die russische Zentralbank, dass sie für den Zeitraum vom 28. März bis 30. Juni Gold gegen Rubel kaufe, und zwar zu einem Festpreis von 5000 Rubel je Gramm Gold. Daraufhin machte in den sozialen Netzwerken die Spekulation die Runde, Russland binde seine Währung ans Gold und schaffe damit einen Goldstandard wie einst die Vereinigten Staaten im Währungssystem von Bretton Woods.
Das stellte sich aber als Gerücht heraus: Die Notenbank kauft zwar Gold zu einem festen Preis in Rubel – sie bietet aber umgekehrt nicht die Möglichkeit, Gold zu einem festen Preis in Rubel zu erwerben. Das wäre für einen Goldstandard notwendig.
Die russische Notenbank begründete den Schritt damit, den „inländischen Edelmetallhandel ausgleichen“ und ein „Funktionieren der Goldproduktion ermöglichen“ zu wollen. In Russland hatte mit dem Angriff auf die Ukraine und den Sanktionen ein regelrechter Ansturm von Privatleuten auf Goldbarren und -münzen eingesetzt, weil diese um die Zukunft des Rubels fürchteten. Der Wechselkurs des Rubels war zunächst eingebrochen, hatte sich dann aber, auch aufgrund unterschiedlicher Eingriffe, wieder etwas erholt.
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Die Londoner Edelmetallbörse hat russisches Gold aus dem Handel verbannt, und auch Amerika setzte es unter Embargo.
Vom libysche Diktator Muammar al-Gaddafi wird berichtet, er habe seinerzeit seine Militärs direkt mit Gold bezahlt. Eine Alternative wäre Analysten zufolge ein Verkauf von Gold nach Indien und China, möglicherweise auch über die Goldbörse in Schanghai. Der Goldmarkt gilt allerdings als nicht unbegrenzt liquide, so dass ein Verkauf größerer Mengen durchaus Einfluss auf den Preis haben könnte.