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Der Kriegstag im Überblick Kiew: Russische Offensive im Osten gestartet - Raketenangriff auf Lwiw 18.04.2022, 21:42 Uhr

#1 von anne ( Gast ) , 18.04.2022 21:51

Der Kriegstag im Überblick Kiew: Russische Offensive im Osten gestartet - Raketenangriff auf Lwiw
18.04.2022, 21:42 Uhr
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Russland startet offenbar den Versuch, den sich zuletzt abzeichnenden Patt der Kriegsparteien zu durchbrechen. Die Ukraine sieht Anzeichen, dass die Großoffensive im Osten nun gestartet ist. Auch in anderen Landesteilen gehen die Gefechte weiter. Besonders umkämpft bleibt die bereits schwer zerstörte Hafenstadt Mariupol, wo die Ukrainer am Wochenende ein Ultimatum zur Kapitulation verstreichen ließen. Ziel der Angriffe ist aber auch der Westen: In der Stadt Lwiw wurden nach Angaben der Behörden durch russische Raketen mehrere Menschen getötet. Es waren die ersten Toten dort. Der 54. Kriegstag im Überblick.

Ukraine: Russland beginnt im Großangriff im Osten
Munz1804.jpg
Politik 18.04.22 01:17 min
Munz: Offensive beginnt offenbar "Russland meldet Angriffe auf 108 Ziele"

Seit Tagen wird damit gerechnet, nun haben russische Truppen nach Angaben der Ukraine mit dem erwarteten Großangriff im Osten begonnen. Der Generalstab der ukrainischen Armee berichtete am Abend von "Anzeichen des Beginns der Offensive", insbesondere in den Gebieten um die Großstädte Charkiw und Donezk. Nach Angaben des Generalstabs in Kiew werden nun Vorstöße in Richtung Barwinkowe und Slowjansk im Donezker Gebiet erwartet.

Der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, berichtete, dass die Kontrolle über die Kleinstadt Kreminna verloren gegangen sei. Es gebe Straßenkämpfe, eine Evakuierung sei nicht mehr möglich. "Jede Stunde verschlechtert sich die Situation." In Kreminna sollen von 18.000 Einwohnern vor dem Krieg noch etwa 4000 ausharren.

Zahlreiche Tote bei Raketenangriff auf Lwiw

Bei dem Raketenangriff auf Lwiw im Westen des Landes gab es mindestens sieben Tote und zahlreiche Verletzte, darunter nach Angaben des Bürgermeisters auch ein Kind. Berichtet wurde von vier oder fünf Einschlägen. Es sollen Militäranlagen getroffen worden sein, aber auch zivile Gebäude wie ein Reifenservice und ein Hotel. Moskau bestätigte am Abend die Angriffe. Dabei sei auch ein Logistikzentrum mit Waffen aus dem Westen zerstört worden.

Dramatische Lage in umkämpfter Hafenstadt Mariupol

Auch in Mariupol gingen die Kämpfe weiter. Der ukrainische Generalstab berichtete von Raketen- und Bombenangriffen. Dabei kämen auch Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 zum Einsatz. Der Aufforderung zur Kapitulation folgten die Ukrainer nicht. Regierungschef Denys Schmyhal kündigte im US-Sender ABC einen Kampf "bis zum Ende" an. Außenminister Dmytro Kuleba warf Russland vor, Mariupol dem Erdboden gleichmachen zu wollen. Dort sollen sich in einem Stahlwerk mehrere Tausend ukrainische Kämpfer verschanzt haben - und zudem zahlreiche Zivilisten aufhalten.

Klitschko warnt vor russischen Atomwaffen

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, sieht in dem seit mehr als sieben Wochen dauernden Krieg auch eine atomare Bedrohung durch Russland. "Chemische Waffen oder Atomwaffen (...), wir rechnen mit allem. Alles ist möglich", sagte Klitschko gegenüber ntv. Die Ukraine verteidige sich im Krieg nicht nur selbst. "Wir verteidigen nicht nur uns, wir verteidigen euch." Sein Land sei entschlossen, Teil der europäischen Familie zu sein. "Wir schützen unsere gemeinsamen Werte und Prinzipien, die (der russische Präsident Wladimir) Putin gebrochen hat", sagte Klitschko. Die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete der Hauptstadt-Bürgermeister als diplomatischen Fehler. Zugleich lud er Bundeskanzler Olaf Scholz in die ukrainische Hauptstadt ein.

Diskussion um Waffenlieferungen dauert an

In der EU und in Deutschland wird währenddessen weiter über Waffenlieferungen in die Ukraine debattiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appellierte an die EU-Länder: "Für alle Mitgliedstaaten gilt, wer kann, sollte schnell liefern, denn nur dann kann die Ukraine in ihrem akuten Abwehrkampf gegen Russland bestehen", sagte sie der "Bild"-Zeitung.

Bundeskanzler Scholz wird weiter Zögern vorgeworfen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi mahnte mit Blick auf die russische Offensive: "Diejenigen, die von uns benötigte Waffen und Munition haben und ihre Hilfe zurückhalten, müssen wissen, dass das Schicksal dieser Schlacht auch von ihnen abhängt." Deutschland hat bisher Panzerfäuste, Luftabwehrraketen und Maschinengewehre geliefert sowie Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte und Schutzausrüstung. Die Ukraine fordert aber auch schwere Waffen wie Kampfpanzer, Artilleriegeschütze und Kampfhubschrauber. Scholz wird zudem in der eigenen Koalition Zaudern vorgeworfen. Am Freitag hatte die Bundesregierung bekannt gegeben, dass von insgesamt zwei Milliarden Euro für militärische Anschaffungen in Partnerländern mehr als die Hälfte in die Ukraine fließen soll. Die Debatte um Waffenlieferungen beendete das aber nicht.

Keine Fluchtkorridore und keine Verhandlungserfolge

Bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine für eine Beendigung des Krieges waren weiter keine Fortschritte in Sicht. Der Kreml warf Kiew vor, seine Linie oft zu ändern. Gleichwohl werde weiter auf Expertenebene verhandelt. Auch auf Fluchtkorridore für Zivilisten konnten sich die Parteien den zweiten Tag in Folge nicht einigen. Zuletzt waren am Samstag knapp 1500 Menschen über derartige Routen in sichere Gebiete gelangt.

Papst: "Ostern des Krieges"

Papst Franziskus nutzte die Feierlichkeiten rund um das Osterfest, um zu Frieden aufzurufen. "Zwist, Kriege und Streitigkeiten mögen dem Verständnis und der Versöhnung weichen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz in Rom. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar haben nach UN-Angaben mehr als 4,9 der ehemals 44 Millionen Einwohner die Ukraine verlassen. Außerdem wurden mehr als sieben Millionen Menschen im Land vertrieben.

Mehr als 357.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland

Die Bundespolizei registrierte bis Montag mehr als 357.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland. Die tatsächliche Zahl dürfte aber höher liegen. An den Grenzen gibt es keine festen Kontrollen. Menschen mit ukrainischem Pass dürfen 90 Tage lang ohne Visum in der EU bleiben.

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