Krieg in der Ukraine Anzeichen für Beginn russischer Offensive in der Ostukraine – Nach Gräueltaten: Putin ehrt Brigade von Butscha
Ermittlungen von Kriegsverbrechen in Butscha
In Butscha dauern die Ermittlungen zu Kriegsverbrechen an (Foto vom 11. April)
© Carol Guzy / Zuma Press Wire / DPA
18.04.2022, 21:18 Uhr
1 Min. Lesezeit
Mehrere Raketen haben am Montag Lwiw im Westen der Ukraine getroffen und sechs Menschen getötet. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko befürchtet derweil den Einsatz von Atom- und Chemiewaffen. Die Entwicklungen im stern-Liveblog.
Das Wichtigste zum Ukraine-Krieg am Ostermontag, 18.April, im Überblick:
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Ukrainische Schulkinder
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Die wichtigsten Meldungen im Überblick:
Ukraine: Anzeichen für Beginn der Großoffensive im Osten
Nach Gräueltaten: Putin ehrt Brigade von Butscha
Klitschko rechnet auch mit Atomwaffen-Einsatz Russlands
Zweiter Tag in Folge ohne Fluchtkorridore in umkämpften Gebieten
Fünf Raketen treffen Lwiw im Westen der Ukraine
Mehr als 1100 Mediziner haben sich in Deutschland für einen Einsatz in der Ukraine gemeldet
Wolodymyr Selenskyj hat die Verzögerung bei den Waffenlieferungen an die Ukraine erneut kritisiert
Live Blog
Tag 54 des russischen Krieges in der Ukraine
21:18
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Fragebogen für einen EU-Beitritt seines Landes dem Botschafter der Europäischen Union in Kiew überreicht. Dies teilte Botschafter Matti Maasikas mit. Der Diplomat aus Estland sprach auf Twitter von einem "weiteren Schritt der Ukraine auf dem Weg in die EU". Selenskyj hatte den Fragebogen erst diesen Monat bei einem Besuch der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew erhalten. Das Papier gilt als Grundlage für Beitrittsgespräche.
21:07
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Die USA wollen Russlands Rüstungsindustrie angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter unter Druck setzen. "Die nächste Phase unserer Arbeit wird darin bestehen, Russlands Kriegsmaschinerie Stück für Stück zu zerlegen, indem wir den militärisch-industriellen Komplex und seine Lieferkette zerstören", kündigte Vize-Finanzminister Wally Adeyemo am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungfonds (IWF) in Washington an.
Mit Hilfe weiterer Sanktionen und Exportkontrollen solle verhindert werden, dass das russische Militär seine Vorräte aufstocke. Die Strafmaßnahmen zielten daher besonders auf Schlüsselsektoren wie Luft- und Raumfahrt und Elektrotechnik.
20:17
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Das gesunkene russische Kriegsschiff "Moskwa" ("Moskau") hatte nach Einschätzung der US-Regierung keine Atomwaffen an Bord. "Wir haben keine Hinweise darauf, dass sich zum Zeitpunkt des Untergangs Atomwaffen an Bord der "Moskwa" befanden", sagte ein hoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Zum Schicksal der Besatzung machte er keine genauen Angaben. Es gebe Hinweise darauf, dass einige Matrosen überlebt hätten. Es habe aber sehr wahrscheinlich auch Todesopfer gegeben.
19:58
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nähe der westukrainischen Stadt Lwiw ein großes Waffendepot zerstört, in dem aus dem Westen gelieferte Waffen gelagert worden sein sollen. Russische Flugzeuge hätten am Morgen einen Angriff auf ein Logistikzentrum der ukrainischen Streitkräfte ausgeführt, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow.
Das Logistikzentrum sowie dort gelagerte "große Chargen ausländischer Waffen, die in den vergangenen sechs Tagen von den USA und europäischen Staaten in die Ukraine geliefert wurden", seien bei den Angriffen zerstört worden, sagte Konaschenkow weiter.
Die Ukraine hatte am Montag mindestens sieben Tote durch russische Raketenangriffe in Lwiw gemeldet.
Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
19:30
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Die Europäische Union hat "willkürliche" Bombenangriffe Russlands in der Ukraine angeprangert. "Die EU verurteilt die fortgesetzten willkürlichen und illegalen Bombardements auf Zivilisten und zivile Infrastruktur durch die russischen Streitkräfte", erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. "Kriegsverbrechen dürfen nicht ungestraft bleiben", betonte er.
Die Angriffe auf Lwiw und andere Städte der Westukraine verdeutlichten, "dass kein Teil des Landes von den sinnlosen Angriffen des Kreml verschont bleibt", erklärte Borrell. Großstädte, darunter auch Charkiw im Nordosten der Ukraine, würden "weiterhin wahllos angegriffen". Dies führe zu einer "Zerstörung zivilen Lebens und ziviler Infrastruktur".
19:20
Daniel Wüstenberg
Daniel Wüstenberg
Die USA wollen das ukrainische Militär im Umgang mit Haubitzen ausbilden. Das Training solle in den kommenden Tagen beginnen und außerhalb der Ukraine stattfinden, sagte ein hoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Es handele sich dabei um ein "Train-the-Trainer-Programm", bei dem ukrainische Ausbilder von den USA angelernt würden. Der Pentagon-Vertreter wollte keine weiteren Details nennen und machte keine Angaben dazu, wo das Training stattfinden werde. Die USA hatten in der vergangenen Woche neue Waffenlieferungen für die Ukraine angekündigt - darunter 18 Feldhaubitzen vom Typ 155mm mit 40 000 Artilleriegeschossen.
19:04
DieterHoss
DieterHoss
Russland hat nach Angaben des ukrainischen Generalstabs mit der erwarteten Offensive im Osten des Nachbarlands begonnen. "Es werden Anzeichen des Beginns der Offensive in der Östlichen Operationszone festgestellt", teilte der Generalstab am Abend in Kiew mit. Hervorgehoben wurden dabei die Gebiete Charkiw und Donezk. Von Isjum im Gebiet Charkiw aus werden demnach Vorstöße in Richtung Barwinkowe und Slowjansk im Donezker Gebiet erwartet.
Auch der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach von russischen Angriffen. "Gerade ist die Kontrolle über die Stadt Kreminna verloren gegangen. Es finden Straßenkämpfe statt." Es sei keine Evakuierung der Kleinstadt mehr möglich. "Jede Stunde verschlechtert sich die Situation." In Kreminna sollen von 18.000 Einwohnern vor dem Krieg noch etwa 4000 ausharren. Schwere Kämpfe gebe es auch um die Städte Rubischne und Popasna.
18:34
DieterHoss
DieterHoss
Russlands Präsident Wladimir Putin hat jener Brigade, der die Ukraine "Kriegsverbrechen" und massenhafte Tötungen in der Stadt Butscha vorgeworfen hat, einen Ehrentitel verliehen. Putin unterzeichnete am Montag nach Angaben des Kreml ein Dekret, mit dem die 64. motorisierte Infanteriebrigade den Ehrentitel einer "Garde" erhält. Die Auszeichnung wird mit "Heldentum und Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut" der Mitglieder begründet. "Das geschickte und entschlossene Vorgehen des ganzen Personals (der Brigade) während der militärischen Spezialoperation in der Ukraine" seien "Vorbild für die Ausführung der militärischen Pflichten, für Mut, Entschlossenheit und große Professionalität", erklärte Putin. Die Brigade habe das "Mutterland und staatliche Interessen" verteidigt.
17:24
DieterHoss
DieterHoss
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), verlangt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine klare Positionierung, wie er die Ukraine unterstützen will. "Mehr Geld ist noch nicht die Lösung, aber ein sehr wichtiger Schritt, weil das für Kiew die Voraussetzung für den Kauf schwerer Waffen ist", sagte sie der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" mit Blick auf die geplante Erhöhung der Militärhilfe für Kiew. Nun müsse Scholz "blitzschnell mit der Ukraine die nötigen Absprachen treffen".
"Schön wäre es, er würde dann sein Schweigen brechen und erklären, was er eigentlich will", fügte Strack-Zimmermann hinzu. Sie kritisierte, "dass die Kommunikation gegenüber der Ukraine, gegenüber unseren Verbündeten, aber auch ins eigene Land hinein überschaubar ist".
Lesen Sie dazu auch unsere Analyse: Olaf Scholz – das laute Schweigen des Kanzlers
17:02
DieterHoss
DieterHoss
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sieht sein Land auch einem möglichen russischen Atombomben-Angriff ausgesetzt: "Wir rechnen mit allem: Chemischen Waffen, Atomwaffen. Wir haben schon einen Genozid gesehen“, sagte er im Interview mit RTL/ntv Der Ex-Schwergewichtsboxer äußerte sich in Kiew nach einer Übergabe von acht Löschzügen aus Deutschland.
Zur Ausladung des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sagte Klitschko: "Es war ein diplomatischer Fehler. In dieser Zeit müssen wir Einigkeit demonstrieren.“ Bundeskanzler Olaf Scholz lud er ein, Kiew zu besuchen. In den letzten Wochen hatten bereits zahlreiche westliche Staatschefs der ukrainischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet. Auf die Frage, ob die Ukraine schwere Waffen brauche, antwortete Vitali Klitschko ausweichend: "Ich bin kein Waffenexperte, aber wir brauchen Panzer und Flugzeuge." Sein Bruder Wladimir Klitschko fügte hinzu: "Mit Fäusten kann man sich nicht schützen, wir brauchen Waffen. Mit Waffen wird auch ermordet, auch während wir gerade reden. (…) Natürlich brauchen wir Waffen, um uns zu verteidigen.“
14:28
DieterHoss
DieterHoss
Ukrainische und russische Truppen haben den zweiten Tag in Folge keine Fluchtkorridore für Zivilisten in den umkämpften Gebieten vereinbaren können. "Aus Sicherheitserwägungen wurde heute die Entscheidung getroffen, keine humanitären Korridore zu eröffnen", teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Montag mit. Es seien am Vortag lange Verhandlungen ohne Ergebnis geführt worden. Sie warf der russischen Seite den Beschuss von Fluchtrouten vor.
14:11
DieterHoss
DieterHoss
Bei den russisch-ukrainischen Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges sind nach Kremlangaben weiter keine Fortschritte in Sicht. Die Dynamik lasse zu wünschen übrig, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Die Ukraine ändere ihre Position oft und lasse keine besondere Konstanz bei Abstimmungsfragen erkennen. Gleichwohl gebe es weiter Kontakte, werde weiter auf Expertenebene verhandelt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte weitere Verhandlungen zuletzt vom Schicksal der Soldaten abhängig gemacht, die in der weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol durchhalten. Die "Vernichtung unserer Jungs in Mariupol (...) könnte einen Schlussstrich unter jede Form von Verhandlungen setzen", hatte er vor zwei Tagen in einem Interview mit örtlichen Internetmedien gesagt.
11:57
Max Seidenfaden
Max Seidenfaden
Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter beharrt auch nach der Zusage weiterer finanzieller Militärhilfe für die Ukraine auf der Lieferung schwerer Waffen. "Die Aufstockung der Militärhilfe ist gut und richtig", sagte er der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). "Aber sie kann die schnelle Lieferung auch schwerer Waffen nicht ersetzen."
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte am Freitagabend mitgeteilt, im Bundeshaushalt werde die sogenannte Ertüchtigungshilfe - eine Initiative zur Stärkung der Sicherheit ausländischer Partner - auf zwei Milliarden Euro angehoben. "Die Mittel kommen weit überwiegend der Ukraine zugute", schrieb er auf Twitter. Hofreiter mahnte in der "Rheinischen Post", es sei entscheidend, dass die Mittel "sehr schnell ausgezahlt" würden.
11:36
Max Seidenfaden
Max Seidenfaden
Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in der Nacht mehr als 100 Ziele beschossen, an denen ukrainische Militärtechnik und Truppen konzentriert waren. "Die Heeresflieger haben acht Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge vernichtet sowie bis zu einer Kompanie an Mannstärke", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montag mit.
Seinen Angaben zufolge haben die russischen Luftabwehrkräfte zudem drei ukrainische Kampfflugzeuge, zwei MiG-29 nahe der Stadt Isjum und eine Su-25 nahe Awdijiwka, abgeschossen. Russische Iskander-Raketen hätten derweil vier militärische Zeughäuser vernichtet. Diese Angaben konnten unabhängig nicht überprüft werden.
11:33
Max Seidenfaden
Max Seidenfaden
Wegen anhaltender Angriffe der russischen Streitkräfte können nach ukrainischen Angaben den zweiten Tag in Folge keine Menschen aus umkämpften und belagerten Städten evakuiert werden. "Für heute, den 18. April, wird es leider keine humanitären Korridore geben", teilte die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk am Montag im Messengerdienst Telegram mit. Die Verhandlungen über die Korridore mit der russischen Armee seien "langwierig und komplex", insbesondere in Bezug auf die verwüstete Stadt Mariupol, die größtenteils unter der Kontrolle Moskaus steht.
Kiew musste die Evakuierung über Fluchtkorridore bereits mehrmals unterbrechen, zuletzt am Sonntag. Die ukrainischen Behörden haben die Menschen in der südöstlichen Donbass-Region aufgefordert, nach Westen zu fliehen, um einer befürchteten groß angelegten russischen Offensive zur Einnahme der Region zu entgehen.