Trümmer im All Russland bestätigt Satellitenabschuss
Stand: 16.11.2021 14:44 Uhr
Nachdem sich die ISS-Besatzung wegen Trümmern im All in Sicherheit bringen musste, hat Russland den Abschuss eines Satelliten bestätigt. Vorwürfe der USA, wonach Satellitenteile die ISS gefährdeten, wies Moskau zurück.
Nach einer zwischenzeitlichen Räumung der Raumstation ISS wegen Trümmerteilen im All hat das russische Verteidigungsministerium den Testabschuss eines Satelliten bestätigt. Den US-Vorwurf einer Gefährdung für Raumfahrer wies das Ministerium aber zurück. In einer Mitteilung hieß es, Russlands Militär habe "erfolgreich einen Test durchgeführt", in dessen Folge der ausgediente Satellit "Zelina-D" getroffen wurde.
Nach Angaben des Ministeriums befand sich "Zelina-D" seit 1982 im All. Die Trümmerteile des zerstörten Satelliten "stellten und werden keine Bedrohungen für Raumstationen, Raumflugkörper und Weltraumaktivitäten darstellen", betonte das Ministerium.
Nach Russlands Abschuss eines alten Satelliten: USA sehen Gefahr für ISS
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Nach Russlands Abschuss eines alten Satelliten: USA sehen Gefahr für ISS
Verena Bünten, ARD Washington, tagesschau 17:00 Uhr, 16.11.2021
NATO kritisiert Testabschuss
Die US-Regierung hatte Russland zuvor vorgeworfen, durch den Test der Anti-Satelliten-Rakete Weltraumschrott hinterlassen zu haben, der die Sicherheit von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS gefährde. US-Außenminister Antony Blinken verurteilte "Russlands rücksichtslosen Test".
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warf der Regierung in Moskau ein "rücksichtsloses" Verhalten vor, das auch die Sicherheit der internationalen Raumstation ISS gefährde. "Das hat viel Schaden angerichtet", sagte Stoltenberg in Brüssel. "Es zeigt, dass Russland neue Waffensysteme entwickelt."
ISS | REUTERS
16.11.2021
Satelliten-Trümmer im All USA werfen Russland Gefährdung der ISS vor
Mit einem Raketentest habe Moskau die Besatzung der Raumstation in Gefahr gebracht.
Lawrow: Vorwürfe "Heuchelei"
Den Vorwurf, Moskau gefährde die friedliche Nutzung des Weltraums, nannte Russlands Außenminister Sergej Lawrow "Heuchelei". Es gebe dafür keinerlei Belege. Stattdessen treibe das Pentagon selbst "auf aktivste Art und Weise" ein Wettrüsten im All voran, kritisierte Lawrow - etwa durch Tests von Angriffswaffen.
In einer Erklärung der russischen Weltraumbehörde Roskosmos hieß es: "Nur die gemeinsamen Anstrengungen aller Weltraummächte können eine Koexistenz im Weltraum mit höchstmöglicher Sicherheit garantieren." Die "Hauptpriorität" Russlands sei immer die Sicherheit der ISS-Crew. Auf die US-Vorwürfe ging Roskosmos in der Erklärung nicht direkt ein.
Die Besatzung nach der Ankunft auf der Internationalen Raumstation (ISS) | dpa
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Mehrfach musste der Start verschoben werden, aber dann lief der All-Flug des deutschen Astronauten Maurer reibungslos.
"Erhebliches Risiko für Raumfahrtaktivitäten"
Das Weltraumkommando (Space Command) der US-Streitkräfte teilte mit, der Testabschuss habe bislang mehr als 1500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert.
Vermutlich würden diese Teile letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und "über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben". Dies bedeute "ein erhebliches Risiko für die Besatzung der Internationalen Raumstation und andere bemannte Raumfahrtaktivitäten sowie für die Satelliten mehrerer Länder".
Das computergenerierte Bild der European Space Agency (ESA) zeigt Weltraummüll früherer Weltraummissionen, der neben intakten Satelliten um die Erde kreist | dpa/ESA
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Nasa beobachtet Trümmerfeld
Zuvor musste die ISS wegen einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott zweimal kurzzeitig geräumt werden. Die sieben Raumfahrer hätten sich zwei Mal in zwei an der Station angedockten Raumschiffen in Sicherheit gebracht, sagte der Kosmonaut Pjotr Dubrow der russischen Staatsagentur Tass zufolge. Der deutsche Astronaut Matthias Maurer wechselte laut der Europäischen Weltraumorganisation Esa in die "Crew Dragon". Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so schnell zur Erde zurückfliegen können.
Kurze Zeit später gab es jeweils Entwarnung. Die Raumfahrer konnten wieder in die Station zurückkehren. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos teilte mit, das Trümmerfeld habe sich wieder von der ISS entfernt. "Die Station befindet sich in der grünen Zone." Nach Angaben der US-Raumfahrbehörde Nasa dürfte die Gefahr für die ISS noch ein paar Tage anhalten und so die Arbeit der ISS-Besatzung unterbrechen. Man verfolge den Flug des Trümmerfeldes im All.
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Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. November 2021 um 12:00 Uhr.