Höchster Wert seit 1975
Inflation im Juni bei 8,7 Prozent: Teuerung erfasst immer mehr Bereiche
Der Preisauftrieb hält auch zu Beginn des Sommers an. Allein gegenüber dem Vormonat Mai stiegen die Verbraucherpreise um 1,4 Prozent
1. Juli 2022, 11:05
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Nach den Energie- und den Nahrungsmittelpreisen ist die Teuerungswelle der Statistik Austria zufolge nun auch in der Gastronomie angekommen.
Foto: APA
Die Inflation hat in Österreich im Juni weiter Fahrt aufgenommen. Gemäß einer Schnellschätzung der Statistik Austria sind die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,7 Prozent emporgeschnellt. Das ist der höchste Wert seit September 1975, also seit fast 47 Jahren. Im Mai war die Teuerung noch bei 7,7 Prozent gelegen.
"Der starke Preisauftrieb des heurigen Jahres hat sich im Juni 2022 weiter beschleunigt", sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. "Mittlerweile hat die Teuerung in nahezu allen Bereichen Fahrt aufgenommen. Neben neuerlichen Anstiegen der Treibstoff- und Heizölpreise sehen wir auch in den Restaurants und im Lebensmittelhandel deutliche Preissteigerungen."
Starker Anstieg gegenüber Mai
Allein gegenüber dem Vormonat betrug der Preisauftrieb im Juni 1,4 Prozent. Auch nach der harmonisierten EU-Berechnungsmethode ist die Inflation hierzulande im Juni auf 8,7 Prozent gestiegen, gab die Statistik Austria am Freitag bekannt. Laut einer Schnellschätzung von Eurostat sind die Preise in der Eurozone im Juni um 8,6 Prozent gestiegen, nach 8,1 Prozent im Mai.
Im Gegensatz zu Österreich hat sich der Preisauftrieb in Deutschland im Juni etwas verlangsamt. Waren und Dienstleistungen kosteten laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich nur noch 7,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Mai war die Teuerungsrate mit 7,9 Prozent so hoch ausgefallen wie seit dem Winter 1973/74 nicht mehr, als der erste Ölpreisschock im Zuge des Jom-Kippur-Kriegs eine Inflationswelle ausgelöst hatte.
Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Datenbestand, der etwa 80 bis 90 Prozent der für die Inflationsberechnung nötigen Preise umfasst. Es kann daher noch zu Abweichungen kommen: Für Mai betrug die Schnellschätzung der Teuerung zunächst 8,0 Prozent, der Wert wurde später auf 7,7 Prozent nach unten revidiert. Die endgültigen Inflationsdaten für Juni werden am 19. Juli bekanntgegeben.
Zinserhöhung im Juli
Angesichts der enormen Teuerungswelle in der Eurozone will die Europäische Zentralbank (EZB) nun früher als ursprünglich geplant auf die geldpolitische Bremse treten. Nachdem die Anleihenkaufprogramme bereits ausgelaufen sind, soll bei der nächsten Sitzung des EZB-Rats am 21. Juli die erste Zinserhöhung seit elf Jahren erfolgen. Derzeit liegt der Leitzins noch bei null Prozent, Banken müssen für Einlagen bei der Notenbank einen Strafzins von minus 0,5 Prozent berappen. Beide Sätze sollen um je einen Viertelprozentpunkt angehoben werden. Im September ist ein weiterer Zinsschritt vorgesehen.
"Die Politik der EZB ist sehr zaghaft", sagte IHS-Chef Klaus Neusser am Donnerstag bei der Vorstellung der Sommerprognose. Die bisher von der EZB angestrebten zwei Prozent seien in den nächsten Jahren nicht zu erreichen. "Wir müssen froh sein, wenn wir auf vier Prozent kommen." (aha, 1.7.2022)
Dieser Bericht wurde mehrmals aktualisiert.
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