Die Kriegsnacht im Überblick Selenskyj droht Moskaus Soldaten mit Strafe - Kiew kritisiert Kanada
11.07.2022, 07:20 Uhr
Nach einem Raketenangriff Moskaus in der Region Donezk bergen Retter 15 Leichen aus einem zerstörten Wohnhaus. Daraufhin droht Präsident Selenskyj den "russischen Mördern" mit Konsequenzen und befiehlt die Rückeroberung besetzter Gebiete im Süden. FDP-Vize Kubicki greift derweil Schröder an.
Selenskyj droht russischen Soldaten mit Strafe
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Politik 09.07.22 03:46 min
Weichert zu Moskaus "Ziel Nr. 1" "Selenskyj setzt sich einem gewissen Risiko aus"
Im Ort Tschassiw Jar im Gebiet Donezk sind ukrainischen Angaben zufolge 15 Menschen tot aus einem eingestürzten Wohnblock geborgen worden. "Die Bestrafung ist für jeden russischen Mörder unvermeidlich", sagte Selenskyj nach dem Raketenbeschuss. Der Angriff auf das Wohngebiet habe einmal mehr gezeigt, dass Russlands Truppen vorsätzlich auch in Wohngebieten töteten. "Nach solchen Angriffen werden sie nicht sagen können, dass sie etwas nicht gewusst oder nicht verstanden haben", sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache in der Nacht. Neben den 15 Toten wurden bis zum späten Sonntagabend auch sechs Verletzte aus dem Gebäude geborgen, wie der stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, mitteilte. Noch immer würden 23 Menschen vermisst.
Kiew ruft Zivilisten zur Flucht auf
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Politik 09.07.22 05:19 min
Kaim: Masse statt Hightech "Geht Russland nicht darum, eigene Opfer zu vermeiden"
Zugleich rief die ukrainische Führung Zivilisten im besetzten Süden des Landes wegen geplanter Armee-Offensiven zur Flucht auf. Einwohner der Gebiete Cherson und Saporischschja sollten dringend ihre Häuser verlassen - notfalls auch in Richtung der bereits seit 2014 von Russland annektieren Schwarzmeer-Halbinsel Krim, sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk. Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte der britischen "Sunday Times", Selenskyj habe dem Militär befohlen, mithilfe westlicher Waffen besetztes Gebiet im Süden zurückzugewinnen. Insbesondere die Küstengebiete seien für die ukrainische Wirtschaft von großer Bedeutung.
Ukraine enttäuscht über Kanadas Regierung
Gegen die geplante Lieferung der gewarteten russischen Nord-Stream-1-Turbine von Kanada nach Deutschland protestiert die Führung in Kiew. Man sei "zutiefst enttäuscht" über die Entscheidung der kanadischen Regierung, in diesem Fall eine Ausnahme von den gegen Russland verhängten Sanktionen zu machen, hieß es in einer Erklärung von Außen- und Energieministerium in Kiew. "Wir fordern die kanadische Regierung auf, diese Entscheidung zu überdenken und die Integrität des Sanktionssystems sicherzustellen."
Blick auf die Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin.
Wirtschaft 11.07.22
Wartungsarbeiten und Lieferstopp Kein Gas aus Ostseepipeline - alles Routine?
Der russische Energiekonzern Gazprom hatte Mitte Juni seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 reduziert. Begründet wird das in Moskau mit der fehlenden Turbine, die nach Wartungsarbeiten sanktionsbedingt nicht aus Kanada zurückgeliefert werden kann. Nun will Kanada die Turbine erst nach Deutschland schicken lassen, statt direkt nach Russland.
Kubicki: Schröder verdreht Tatsachen
Unterdessen zeigte sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki irritiert über Äußerungen von Altkanzler Gerhard Schröder über dessen Kontakt zu Kremlchef Wladimir Putin. "Grundsätzlich ist es natürlich immer besser, auch mit den Führungsspitzen von autoritären Staaten im Gespräch zu bleiben, und niemand kann dies dem Ex-Kanzler verwehren", sagte Kubicki den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wer aber meint, Deutschland hätte eine diplomatische Bringschuld, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, verdreht die Tatsachen."
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Politik 11.07.22
Kontakt zu Kremlchef Putin Kubicki: Schröder verdreht die Tatsachen
Schröder hatte zuvor der "FAZ" gesagt, er wolle trotz des russischen Angriffskriegs seine "Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin" nicht aufgeben. Er glaube nicht an eine militärische [schwarz]Lösung. "Der Krieg ist nur durch diplomatische Verhandlungen zu beenden."
Das wird am Montag wichtig
Für voraussichtlich zehn Tage wurde am Morgen die Gas-Pipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland abgeschaltet. Nach Abschluss der Wartungsarbeiten soll sie laut Betreibergesellschaft am 21. Juli wieder geöffnet werden. Die große Sorge in der Bundesregierung ist jedoch, dass Moskau nach Abschluss der Arbeiten den Gashahn nicht wieder aufdreht.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist auf Besuchsreihe zahlreicher Dienststellen der Bundeswehr. Vor dem Hintergrund der Bedrohungslage an der NATO-Ostflanke will sie sich dabei unter anderem ein Bild von der Einsatzbereitschaft der Stäbe, Einheiten und Verbände machen.
Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.