Tödlicher Angriff in Freudenberg: Jugendamt ergreift erste Maßnahmen
Aktualisiert am 15.03.2023, 17:48 Uhr
Nach dem tödlichen Angriff auf die zwölfjährige Luise hat das Jugendamt erste Maßnahmen für die fast gleichaltrigen mutmaßlichen Täterinnen ergriffen. Die beiden zwölf und 13 Jahre alten Mädchen leben demnach vorerst nicht mehr bei ihren Familien. Kontakt mit ihren Eltern hätten sie aber weiterhin.
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Am Tatort in einem abgelegenen Tal an der Grenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren die abgelegten Blumen und Kerzen am Mittwochmorgen wie in eine weiße Decke gehüllt: In der Nacht war Schnee gefallen. Viele Menschen suchten weiterhin Trost in den beiden Kirchen der kleinen Stadt. Auch Kondolenzbücher liegen dort aus.
Viele, die sich dort eintragen, kennen Luise und auch die beiden mutmaßlichen Täterinnen. "Es ist wichtig, nicht allein mit seinen Gefühlen und Gedanken zu hadern, sondern das Gespräch und den Austausch zu suchen mit der eigenen Familie, Freunden, Nachbarn, Vereinskameradinnen und Vereinskameraden", sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke.
Nach der Tötung der zwölfjährigen Luise aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg wollen die Koblenzer Ermittler keine weiteren Informationen zu Motiv, Tathergang oder den beiden tatverdächtigen strafunmündigen Mädchen herausgeben.
Freudenberg
Mädchen gestehen Tötung von zwölfjähriger Luise - Ermittlungen gehen weiter
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Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilte am Mittwoch mit, sie habe mit den Polizeien in Koblenz und Siegen-Wittgenstein "die ihr rechtlich möglichen Informationen abschließend kommuniziert". Weitere Angaben könnten derzeit auch auf Nachfrage nicht veröffentlicht werden.
Das Informationsinteresse der Medien stehe hinter dem Persönlichkeitsschutz der Familie von Luise und den Persönlichkeitsrechten der Tatverdächtigen. Der Vorgang liege mittlerweile der für den Wohnsitz der Tatverdächtigen zuständigen Staatsanwaltschaft Siegen vor.
Jugendamt ergreift erste Maßnahmen für die mutmaßlichen Täterinnen
Wegen ihres Alters sind die beiden Mädchen, die die Tat bei der Polizei gestanden haben, noch nicht schuldfähig und können nicht vor Gericht angeklagt werden. Das Jugendamt ist deshalb nun für die weiteren Maßnahmen verantwortlich.
In einem ersten Schritt seien beide "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht" worden, teilte der Kreis Siegen-Wittgenstein mit. "Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen."
Die Mädchen hätten auch weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. "Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt", teilte der Kreis mit. Auch für die beiden Tatverdächtigen handele es sich um eine "ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert", sagte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.
Ob und wann sie zurück zu ihren Eltern können, sei offen. Es handele sich "um einen sehr komplexen Prozess, der zeitlich nicht eingegrenzt werden kann", betonte eine Sprecherin.
Bei Kindern stehe nicht die Bestrafung, sondern die Erziehung und Entwicklung im Vordergrund, sagte Kriminalpsychologe Rudolf Egg dem WDR. Die Mädchen stünden am Anfang ihres Lebens. "Man muss ihnen jetzt nicht das gesamte Leben verbauen", sagte der langjährige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. "Auch wenn sie moralisch sehr schwere Schuld auf sich geladen haben."
Jugendämter hätten in einem solchen Fall eine Reihe von Optionen. "Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Familien eine Erziehungsbetreuung bekommen", erklärte Egg.
An der Schule des Opfers beginnt jetzt die Aufarbeitung
An der Schule der Getöteten nahmen sich die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte viel Zeit für Gespräche. Normaler Unterricht finde noch nicht wieder statt, sagte Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. "Die Schule ist im Moment der Ort, an dem für die Schülerinnen und Schüler Austausch und Trauer möglich sind."
Die Kinder und Jugendlichen seien den ganzen Schultag mit ihren Klassenlehrern und -lehrerinnen zusammen. "Es gibt Halt, in gewohnter Umgebung mit vertrauten Menschen zusammen zu sein – gerade jetzt, wo andere Gewissheiten zusammengebrochen sind", sagte Söbbeler.
Die zwölfjährige Luise war am Samstag vermisst gemeldet worden, am Sonntag wurde ihre Leiche gefunden. Bei der Obduktion wurden zahlreiche Messerstiche festgestellt. Das Mädchen war nach Angaben der Ermittler verblutet. Zum Motiv für die Tat machten die Ermittlerinnen und Ermittler keine Angaben, von der Tatwaffe fehlt noch jede Spur. (AFP/dpa/the)