Gesund werden ohne Antibiotikum
Am Anfang steht ein harmloser Husten, am Ende ein Rezept für ein Antibiotikum. Was jeder selbst tun kann, damit es nicht so weit kommt
VON SONJA GIBIS, 14.01.2019
Familie
Keime im Anflug: Wenn kalte Winde wehen, muss man sich vor Erkältungsviren hüten
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Mir kann nur noch was Stärkeres helfen. So denken viele, wenn nach ein paar Tagen Teetrinken die Nase noch immer läuft, der Hals unvermindert kratzt. Der Weg führt dann meist zum Hausarzt in der Hoffnung, dass er etwas verschreibt.
In der Praxis von Professor Jörg Schelling im Landkreis München erhalten Patienten mit Atemwegsinfekten zuerst ein "Infozept", das die wirksamsten Mittel auflistet: Ruhe, viel trinken, frische Luft und der Verzicht aufs Rauchen. Eine Grafik zeigt den typischen Verlauf von Atemwegsinfekten. "Die Leute sehen: Das kann auch mal ein paar Tage dauern", sagt Schelling. Die Infozepte sind Teil eines Modellprojekts – und ein Versuch, die Verschreibungszahlen von Antibiotika zu reduzieren. Etwa 40 Millionen Rezepte werden jährlich in deutschen Praxen ausgestellt – viele noch immer zu sorglos, kritisieren Experten.
"Es ist eine unheilige Mischung aus Patientenerwartung und Handlungsdruck bei den Ärzten", erklärt Schelling. Doch je öfter Antibiotika zum Einsatz kommen, desto eher verlieren sie ihre Wirkung. Zudem gibt es häufig andere Wege. Mit etwas Geduld und der richtigen Unterstützung aus der Apotheke heilen viele Infekte folgenlos aus. Die wichtigsten Tipps im Überblick.
Atemwege befreien
Manche Patienten sind alarmiert, sobald ihre Nase läuft. Sie wissen: Wenn sie nicht aufpassen, folgt nach ein paar Tagen ein drückender Schmerz im Bereich von Stirn und Nase. Aus dem Schnupfen ist eine Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung geworden. Da diese meist durch Viren ausgelöst wird, bewirken Antibiotika dann nichts.
"Wichtig ist es, für gute Belüftung zu sorgen", betont die Weilheimer Apothekerin Iris Hundertmark. Dabei hilft ein abschwellendes Nasenspray, das aber nicht länger als sieben Tage verwendet werden sollte. Sonst droht eine Gewöhnung.
Zudem rät die Apothekerin zu einem pflegenden Wirkstoff wie Dexpanthenol sowie zu Nasenspülungen mit isotonischer Salzlösung. Unterstützend wirken Myrtol und Cineol zum Einnehmen. Ein altes, laut Mediziner Schelling aber unterschätztes Hausmittel: Inhalieren. Ob man ätherische Öle verwendet, Ingwer oder nur Wasser: "Man sollte sich unbedingt die Zeit dafür nehmen." Am besten einen Inhalator aus der Apotheke verwenden. Vielen Patienten hilft zudem Wärme. Bei Fieber sowie starken oder anhaltenden Schmerzen sollte man allerdings einen Arzt aufsuchen.
Druck aus dem Ohr nehmen
Fieber, Klopfgeräusche plus stechende Ohrenschmerzen: Diese Beschwerden deuten auf eine Mittelohrentzündung hin. Früher verschrieben Ärzte dann fast immer ein Antibiotikum. "Heute ist man hier zurückhaltender", sagt Schelling. Auch Mittelohrentzündungen werden meist von Viren verursacht, gegen die Antibiotika machtlos sind.
Laut Studien waren mit Antibiotika in den ersten 24 Stunden nicht mehr Kinder schmerzfrei als ohne. Vor allem bei Säuglingen unter sechs Monaten sollte man allerdings sofort zu einem Antibiotikum greifen. Das gilt auch für Kinder unter zwei Jahren und wenn beide Ohren entzündet sind, das Fieber 39 Grad übersteigt oder eitriger Ausfluss auftritt. In allen anderen Fällen genügt es, erst einmal die Schmerzen mit Paracetamol oder Ibuprofen zu lindern – und abzuwarten.
Wichtig: Das Sekret, das schmerzhaft von innen gegen das Trommelfell drückt, muss abfließen. Dabei helfen Nasensprays, Inhalationen und Ölkapseln zum Einnehmen. Weitere Tipps: den Kopfteil des Bettes etwas höher stellen oder einen Kaugummi kauen.
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