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Ist eine Reha nach einem Herzinfarkt sinnvoll? Wie erkenne ich eine Herzschwäche? Ist niedriger Blutdruck gefährlich? In einem Leseraufruf konnten Sie Ihre Fragen zu Herzerkrankungen, Schlaganfall und Cholesterin stellen. Drei Experten haben sie nun beantwortet. Hier finden Sie eine Auswahl.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Dennoch fühlen sich viele Patienten angesichts der Vielzahl der verfügbaren Informationen überfordert. Wir haben Sie aufgefordert, uns Ihre Fragen zu Herzerkrankungen, Blutdruck und Cholesterin sowie Schlaganfall zu schicken. Eine Vielzahl von Anfragen hat uns erreicht – wir haben die repräsentativsten an die drei Chefärzte und Experten Dr. med. Christof Wald (Kardiologie), Dr. Uwe Jahnke (Neurologie) und Prof. Götz von Wichert (Innere Medizin) weitergeleitet. Die Antworten der Mediziner lesen Sie hier.
https://www.gesundheits-praemien.de/schlaganfall-vorbeugen/?
af=SEM_G_TG_GAW_ADC_Schlaganfall_vorbeugen&gclid=EAIaIQobChMI24ftzO-g5QIVFrreCh2bRQs3EAEYASAAEgIBIPD_BwE
Innere Medizin – Antworten von Prof. Dr. Götz von Wichert
Prof. Dr. Götz von Wichert ist Chefarzt für Innere Medizin an der Schön Klinik Hamburg Eilbek. Als Internist, Gastroenterologe, Endokrinologe, Diabetologe und Palliativmediziner hat er Ihre Fragen beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)Prof. Dr. Götz von Wichert ist Chefarzt für Innere Medizin an der Schön Klinik Hamburg Eilbek. Als Internist, Gastroenterologe, Endokrinologe, Diabetologe und Palliativmediziner hat er Ihre Fragen zu Blutdruck und Cholesterin beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)
Mein Gesamtcholesterin liegt bei 238 mg/dl, mein HDL bei 71,4 mg/dl und mein LDL/HDL bei 2,08 beziehungsweise LDLDIR 149 mg/dl. Ich ernähre mich gesund und bewege mich viel. Rauche und trinke nicht. Was kann ich tun? Kann es mit der Schilddrüse TSH 0.07 oder D3 Wert 25-OHD 11,8 zu tun haben? (Mandy, 43 Jahre)
Prof. Dr. Götz von Wichert: Liebe Mandy, ein Gesamtcholesterinwert von 238 mg/dl ist für jemanden im Alter von 43 Jahren gar nicht so schlecht – sofern keine Erkrankungen wie Diabetes oder Herzinfarkt vorbestehen. Eine Notwendigkeit für eine medikamentöse Therapie ergibt sich hier unmittelbar nicht. Nicht zu viel zu essen und nicht zu rauchen ist immer hilfreich, wenn es um Gefäßgesundheit geht. In der Tat hat der Schilddrüsenhormonstoffwechsel einen Einfluss auf den Cholesterinspiegel.
Üblicherweise geht man davon aus, dass eine Schilddrüsenunterfunktion einen falsch hohen Cholesterinspiegel und eine Schilddrüsenüberfunktion möglicherweise einen falsch niedrigen Cholesterinspiegel vortäuschen kann. Bei einem TSH-Wert von 0,07 scheint die Schilddrüse eher auf der Überfunktionsseite aktiv zu sein. Ich würde hier empfehlen, die Schilddrüsenhormone zusätzlich zu bestimmen und bei erneutem Hinweis für eine Schilddrüsenüberfunktion eine weitere Abklärung anzustreben. Der Vitamin-D-Spiegel ist mit einem Wert von 11,8 zu niedrig. Hier sollten Sie eine regelmäßige Einnahme von Vitamin D als Nahrungsergänzung erwägen.
Mein Gesamtcholesterin liegt immer bei 230-250, wobei das sogenannte gute Cholesterin sehr hoch ist. Die letzte Herzkatheteruntersuchung hat keine relevanten Verkalkungen zu Tage gebracht. Dennoch hatte ich 2010 einen Schlaganfall und seit 2016 ist Vorhofflimmern bekannt. Ich trage seitdem ein ICD-Implantat und nehme den Blutverdünner Eliquis und einen leichten Betablocker. Wie schnell kommt es zu Verkalkungen? Ist ein Cholesterinsenker erforderlich? (62 Jahre)
In Ihrem spezifischen Fall ist es ohne genauere Untersuchungsergebnisse schwer zu beurteilen, ob der Schlaganfall aus dem Jahr 2010 Folge eines damals schon kurzzeitig bestehenden Vorhofflimmerns ist oder Zeichen einer eigenständigen Gefäßerkrankung. Üblicherweise wird man einem Patienten mit Schlaganfall und erhöhtem Cholesterin die Einnahme eines Statins empfehlen. Insbesondere da auch das Vorhofflimmern Zeichen einer strukturellen Herzerkrankung (zum Beispiel auf dem Boden einer microvaskulären Problematik) sein könnte.
Die Verkalkungen – sogenannte Plaques – in den Gefäßen entstehen über viele Jahre. Aber auch bei älteren Patienten, auch jenseits des 70. Lebensjahrs, lohnt sich die Therapie mit einem Statin noch, da die positiven Effekte der Statine bereits nach wenigen Jahren zum Tragen kommen können.
Ich nehme seit Jahren Cholesterinsenker (Simvastatin 40 mg/täglich). Atorvastatin schlägt bei mir nicht an. Trotzdem ist es nicht möglich, meinen Cholesterinspiegel auf Normalwerte zu senken – trotz cholesterinarmer Ernährung. Was kann ich noch tun, um den Wert zu senken? Zudem habe ich einen instabilen Blutdruck, der innerhalb von Sekunden auf einen Wert von 180/110 steigt und danach innerhalb von circa einer Minute auf 90/50 abfällt. Alle möglichen Untersuchen wurden schon beim Kardiologen durchgeführt. Ich werde zurzeit mit Amiodaron und Metoprolol behandelt, aufgrund von Herzschwäche und Vorhofflimmern.
Neben der medikamentösen Therapie mit Statinen gilt die Lebensstilintervention als wichtiger Eckpfeiler der cholesterinsenkenden Therapie. Hier sollten Sie sich gegebenenfalls noch einmal in einer professionellen Ernährungsberatung Tipps geben lassen. Darüber hinaus ist natürlich regelmäßiger Sport ein ganz wichtiger Faktor.
Neben den Statinen gibt es aber auch weitere Medikamente, die den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen können. Hier sind insbesondere hochaufgereinigtes Fischöl, Fibrate, Ezetimib und in seltenen Fällen sogar Antikörper (PCSK9-Hemmer) therapeutische Optionen. Ob diese Medikamente bei Ihnen notwendig sind, ist aber nur in einer sehr detaillierten Analyse durch einen Spezialisten zu klären.
Wegen Bluthochdruck nehme ich morgens Lercanidipin 10 mg und Bisoprolol 2,5 mg. Der BD ist dann auf circa 115. In unregelmäßigen Abständen (circa drei bis sechs Wochen) steigt der Blutdruck abends plötzlich bis 170-180. Woher kommen diese Blutdruckspitzen? (71 Jahre)
Es sind oft ganz unterschiedliche und aus der Ferne nur schwer nachvollziehbare Mechanismen, die den Blutdruck steuern. Häufig ist es einfach nur Stress und Ärger. Gelegentlich kann eine Veränderung des Zeitpunktes der Tabletteneinnahme Veränderung schaffen. Wenn Ihr Blutdruck immer abends erhöht ist, könnten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Sie gegebenenfalls einen anderen ACE-Hemmer ausprobieren, der zweimal täglich eingenommen wird. So könnte man Blutdruckspitzen am Abend unterdrücken.
Sind episodische Blutdruckanstiege wie beim sogenannten Weißkittelsyndrom langfristig schädlich? (29 Jahre)
Bei der sogenannten Weißkittelhypertonie handelt es sich um eine "Nervositätshypertonie", also eine normale körperliche Reaktion auf eine möglicherweise unangenehme Situation. Diese Art von Hypertonus verschwindet spontan und hat keinen Krankheitswert. Zum Aufdecken und Abgrenzen anderer Ursachen kann eine Langzeit-Blutdruckmessung helfen.
Ist niedriger Blutdruck gefährlich?
Von einer Hypotonie spricht man wenn der RR-Wert unter 100/60 mmHG liegt. Oftmals sind junge, schlanke Frauen davon betroffen, dort ist eine Hypotonie jedoch ungefährlich. Handlungsbedarf besteht erst, wenn die Hypotonie Beschwerden wie zum Beispiel Schwindel oder Kollapsneigung bereitet und/oder die Ursache einer Herzschwäche ist.
Was bedeutet eine größere Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck als 40 mmHg (Druckverlust durch Verengungen in den Adern, Herzklappenfehler, Verkrampfungen ...)? Und was ist die Ursache von zu niedrigem systolischen Blutdruck über mehrere Tage (90/55)? (Peter, 79 Jahre)
Die Differenz zwischen systolischem und diastolischem RR-Wert bezeichnet man als Pulsdruck oder Blutdruckamplitude. Er gibt Auskunft über die Dehnbarkeit der Gefäße beziehungsweise der fehlenden Elastizität bei Arteriosklerose oder über die Pumpfunktion des Herzens. Durch weitere apparative Diagnostik (Herz-Ultraschall, 24-Stunden-Blutdruckmessung, Ergometrie etc.) kann Ihr Arzt die Ursache genauer eruieren und eine passende Therapie einleiten.
Eine Hypotonie über Tage kann verschiedene Ursachen haben: Sind die Medikamente richtig eingestellt oder vielleicht zu hoch dosiert? Wurde zu wenig getrunken, lag eine Durchfallerkrankung oder ein anderer Infekt vor, liegt eine bekannte Herzschwäche vor? Handlungsbedarf besteht erst, wenn die Hypotonie Beschwerden macht und/oder die Ursache einer Herzschwäche ist.
Blutdruck messen: Wann und wie oft ist das sinnvoll?
Herzkrankheiten: Vorhofflimmern ist häufig Vorbote eines Schlaganfalls
Kardiologie – Antworten von Dr. med. Christof Wald
Dr. med. Christof Wald ist Chefarzt im Fachzentrum Kardiologie der Schön Klinik Düsseldorf. Als Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und spezielle internistische Intensivmedizin hat er Ihre Fragen zu Herzerkrankungen beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)Dr. med. Christof Wald ist Chefarzt im Fachzentrum Kardiologie der Schön Klinik Düsseldorf. Als Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und spezielle internistische Intensivmedizin hat er Ihre Fragen zu Herzerkrankungen beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)
Ist es erforderlich, nach einem Herzinfarkt eine Reha zu machen? (61 Jahre)
Dr. med. Christof Wald: Kurz gefasst liegt der Sinn einer Rehabilitationsmaßnahme nach einem Herzinfarkt in dreierlei Gebieten: 1. der "psychosozialen Krankheitsbewältigung", 2. der Balance zwischen der erforderlichen körperlichen Betätigung und den eigenen Fitnessgrenzen und 3. der gemeinsam mit Ihrem Arzt stattfindenden Erörterung der Herzinfarkt-Risikofaktoren und deren Minimierung. Insofern ist grundsätzlich nach einem Herzinfarkt zur Durchführung einer Rehamaßnahme zu raten.
Ich habe vor zwei Jahren einen Herzinfarkt (NSTEMI, RIVA) erlitten. Ich möchte moderat zum Kraftsport (zweimal pro Woche) zurückkehren – neben meinem Ausdauer- und Kardiosport. Inwieweit ist dies möglich? Laut Kardiologen EF wieder über 60 Prozent. (Andrees, 47 Jahre)
Auch nach einem Herzinfarkt, insbesondere einem sogenannten NSTEMI mit erhaltener linksventrikulärer Funktion, ist für die körperliche Fitness durchaus eine Mischung aus Ausdauer/Kardiosport und einem moderaten Kraftsport zweimal wöchentlich empfehlenswert. Der Kraftsport dient dabei dem Erhalt des muskulären Korsetts und Training der Statomotorik, das heißt der Aufrechterhaltung des Muskel- und Skelettapparates und dessen Mobilität auch in höherem Lebensalter.
Mein Vater hat die Herzerkrankung rechtsventrikuläre Dysplasie. Ich gehe jährlich zur Kontrolle zum Arzt. Reicht das aus oder was kann ich noch tun? Raten Sie mir zu einem Gentest, um zu wissen, ob ich auch an dieser Erkrankung leide?
Da die erbliche Voraussetzung für eine sogenannte ARVC vielfältig und eine vorbeugende Maßnahme bedauerlicherweise nicht möglich ist, würde ein Gentest für Sie individuell keine Änderung mit Bezug auf etwaige Maßnahmen beinhalten. Insofern ist er grundsätzlich entbehrlich. Allerdings ist in der Tat eine engmaschige Überwachung Ihrer Person durch einen spezifisch geschulten Kardiologen in jedem Falle erforderlich. Denn die Beurteilung einer rechtsventrikulären Dysplasie ist durchaus kompliziert.
Auch anderweitige Bildgebungsmethoden neben der sogenannten Echokardiographie (EKG), wie beispielsweise eine Herz-Kernspintomographie, sind großzügig und frühzeitig zu überlegen. An diese würde sich auch eine engmaschige Überwachung des Herzrhythmus anschließen.
Wie erkenne ich eine Herzschwäche? Sind Wassereinlagerungen ein Zeichen dafür? Wenn ich keine entwässernden Tabletten nehme, sind sofort wieder Wassereinlagerungen vorhanden. Ist das ein Hinweis auf eine Herzschwäche? (Regina, 56 Jahre)
Wassereinlagerungen, insbesondere in den Beinen, das haben Sie so nicht ausgeführt, gelten primär grundsätzlich als Verdacht auf eine zugrunde liegende Herzschwäche, sodass diesbezüglich eine kardiologische Abklärung in jedem Falle indiziert ist. Allerdings gibt es auch anderweitige Ursachen für Wassereinlagerungen, wie beispielsweise "Venenschwäche" oder auch spezielle Formen einer Nierenschwäche, sodass gerade in dem Ihrerseits angegebenen Alter von 56 Jahren eine Abklärung durch einen Kardiologen, einen Angiologen und einen Nephrologen (Herz/Gefäß/Nierenspezialist) anzuraten ist.
Nach einem schweren Hinterwandinfarkt war ich sechs Wochen krank und sechs Wochen in Wiedereingliederung, danach wieder normal in Vollzeit. War dies eventuell zu kurz? (51 Jahre)
Zur umfassenden Beantwortung der Frage wäre allerdings erforderlich zu wissen, welche Folgen der Ihrerseits genannt "schwere" Herzinfarkt am Herzmuskel hinterlassen hat, wie Sie sich derzeit körperlich fühlen und welcher Arbeit Sie nachgehen. Insofern ist unter Berücksichtigung Ihrer Angaben eine Krankheitszeit von sechs Wochen mit anschließender Wiedereingliederung über nochmalig sechs Wochen nicht grundsätzlich zu kurz.
Wichtig als Hintergrund Ihrer Frage wäre, ob Sie sich unter den gegebenen Bedingungen Ihrer gegenwärtig ausgeübten Tätigkeit wieder vollständig gewachsen fühlen. Ich möchte davon ausgehen, dass Ihr Kardiologe Ihre gegenwärtige berufliche Vollzeittätigkeit, gestützt durch seine Untersuchungen, befürwortet.
Habe seit 1992 Herzrhythmusstörungen und nehme dafür eine Tablette Dociton 10 pro Tag ein. Seit 2017 kam eine Schilddrüsenüberfunktion dazu. Dafür brauche ich jetzt nur noch jeden zweiten Tag eine halbe Carbimazol nehmen. Werte sind im normalen Bereich. Habe aber oft Aussetzer, gefühlt, wenn ich mich bücke oder nach dem Essen. Puls ist im Durchschnitt bei 84. Woran liegt das beziehungsweise was könnte die Ursache sein? (Michaele, 60 Jahre)
Grundsätzlich führt eine Schilddrüsenüberfunktion häufig zu verschiedenen Formen von Herzrhythmusstörungen. Sie berichten allerdings darüber, dass die letztgenannten bereits 15 Jahre vor Auftreten der Schilddrüsenüberfunktion bestanden, sodass dieser Zusammenhang eher nicht wahrscheinlich ist. Zu klären wäre nun, welche Herzrhythmusstörung wirklich zugrunde liegt.
Sie berichten über sogenannte Aussetzer – ob diese aus der Herzvor- oder der Herzhauptkammer kommen, ist bei dieser Frage von entscheidender Bedeutung. Hier stellt sich dann auch die Frage, ob das eingenommene Dociton nicht möglicherweise durch ein anderes Präparat ersetzt werden sollte. Auffällig ist der Ihrerseits geschilderte Puls von 84/Minute, ich gehe davon aus, dass dies in Ruhe vorliegt.
Zusammenfassend ist in jedem Falle eine nähere Einordnung der Herzrhythmusstörungen beispielsweise durch ein Langzeit-EKG oder gegebenenfalls auch durch einen Ereignisrecorder (rhythmusaufzeichnendes Gerät), das als kleines System vor dem Herzen unter die Haut verpflanzt wird, erforderlich. Hiervon hängt dann das weitere Vorgehen auch im Sinne einer möglichen Medikationsänderung ab. Ferner ist selbstredend eine kardiologische Untersuchung anzuraten. Ich gehe allerdings davon aus, dass diese bereits stattgefunden hat.
Meine 16-jährige Tochter hat in unterschiedlichen Abständen immer wieder Herzrasen. Sie hat dann meist aus Ruhepositionen heraus (nach dem Schlafen etwa) plötzlich einen sehr hohen Puls von bis zu 138. Ein Langzeit-EKG über 24 Stunden hat kein Ergebnis gezeigt. Sie ist noch Schülerin und normalgewichtig. Was könnte dahinter stecken und ist es auf Dauer schädlich?
Gerade das aus der Ruhe heraus geschilderte Auftreten von hohen Herzfrequenzen, Sie berichten über 138/Minute, ist in jedem Falle abklärungsbedürftig im Sinne der Frage, ob nicht eine spezifische Supraventrikuläre Tachykardie (SVT) vorliegt. Um dies zu beantworten, ist eine weiterreichende Schilderung der Zusammenhänge und des Verlaufs des Herzrasens erforderlich. Sollten diese Episoden, wie geschildert, wiederholt und auch objektivierbar durch Pulstasten oder möglicherweise sogar durch eine verfügbare Smartphone-Applikation messbar sein, ist zur definitiven Klärung in aller Regel eine elektrophysiologische Untersuchung erforderlich.
Das Genannte gilt umso mehr, je weniger Zusammenhang zwischen einer solchen Episode und äußeren Einflussfaktoren wie emotionalen Sonderzuständen oder auch körperlichen Belastungen besteht. Das Ihrerseits geschilderte Auftreten in Ruhephasen bei Gelassenheit legt diesen Gedanken nahe.
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Neurologie – Antworten von Dr. Uwe Jahnke
Dr. Uwe Jahnke ist Chefarzt für Neurologie und Klinische Neurophysiologie an der Schön Klinik Neustadt. Er hat Ihre Fragen zu neurologischen Beschwerden beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)Dr. Uwe Jahnke ist Chefarzt für Neurologie und Klinische Neurophysiologie an der Schön Klinik Neustadt. Er hat Ihre Fragen zu neurologischen Beschwerden beantwortet. (Quelle: Schön Klinik)
Meine Mutter hatte einen Schlaganfall und mehrere Herzinfarkte, obwohl sie nicht rauchte und kein Alkohol getrunken wurde. Sie ist zu früh gestorben, mit 73 Jahren. Ich bin die Tochter und leide an Migräne. Habe nun große Angst, dass ich es auch bekomme. Ich rauche und trinke auch nicht. (57 Jahre)
Dr. Uwe Jahnke: Schlaganfälle können mehrere Ursachen haben. Hier spielen neben denen von Ihnen genannten Risikofaktoren wie Nikotin und Alkohol insbesondere Bluthochdruck, mangelnde Bewegung, aber auch zum Beispiel Herzerkrankungen eine Rolle. Für eine individuelle Risikoabschätzung sollten Sie mit Ihrem Hausarzt oder Neurologen sprechen.
Hallo, ich habe seit zehn Jahren Tinnitus – pulssynchronen Tinnitus sowie erhöhten Blutdruck, der gut eingestellt ist. Im Januar wurde ein Schädel-MRT gemacht, ohne Befund. Öfter fängt aber mein Herz an zu rasen, tagsüber, nachts. Das Pulsrauschen wird dadurch stärker und unerträglich. Habe Angst, dann einen Herzinfarkt oder Ähnliches zu erleiden. Mir wurde schon oft gesagt, da kann man nichts machen. Was würden Sie raten? (Petra, 57 Jahre)
Die von Ihnen genannten Beschwerden lassen sich nicht sicher mit einer Erkrankung in Verbindung bringen. Sie sollten mit Ihrem Hausarzt eine weitere Diagnostik besprechen. Insbesondere sollte eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße durchgeführt werden.
Hallo, meine rechte Hand fühlt sich seit einigen Wochen immer mal wieder taub und kribbelig an, so als ob sie eingeschlafen ist. Heute geht das Gefühl gar nicht mehr weg. Was kann ich tun? (Angelika, 51 Jahre)
Die Beschwerden, die Sie schildern, können durch sowohl harmlose als auch schwerwiegende Erkrankungen begründet sein. Sie sollten daher mit Ihrem Hausarzt in Kontakt treten und das weitere Vorgehen besprechen. Zum Beispiel sollte auch ein Karpaltunnelsyndrom ausgeschlossen werden.
Ich wurde vor einigen Jahren mit Verdacht auf Schlaganfall (Taubheitsgefühl linke Seite, Schmerzen linke Seite Kiefer, starre linke Pupille) ins Krankenhaus eingeliefert, dort aber nach wenigen Stunden ohne MRT oder CT, Konsultation eines Neurologen oder weiterer Diagnostik nach Hause geschickt. Nach zwei Jahren entwickelte sich auf dieser Seite eine Trigeminusneuralgie, 2. Ast, ohne Nerv-Gefäßkontakt. Besteht hier ein Zusammenhang und lässt sich nach sieben Jahren noch feststellen, ob ein Schlaganfall vorlag? (weiblich, 39 Jahre)
Eine Trigeminusneuralgie kann sich, insbesondere zu Beginn, natürlich vielfältig äußern. Ob es hier einen Zusammenhang gibt oder gab, lässt sich aber nicht sicher sagen. In einer MRT können allgemein gesagt auch zurückliegende Läsionen gesehen werden.
Ich nehme wegen zu hoher Cholesterinwerte Tabletten. Sonst nichts. Habe kein Übergewicht. Rauche nicht, kein Alkoholiker. Trotzdem habe ich meistens einen Puls von 90 bis 102. Blutdruck zwischen 110 und 138 obere, untere zwischen 65 und 80. Leide daher unter starkem Druck im Kopf. Wo liegt mein Problem? Ist es eine Erkrankung? Was kann ich tun? War noch nicht beim Arzt. (Peter, 70 Jahre)
Sie sollten mit Ihren Beschwerden zunächst den Hausarzt aufsuchen. Hilfreich ist sicherlich ein Protokoll über die letzten Messungen, gegebenenfalls auch wann der Kopfdruck aufgetreten ist, um hier eine mögliche Verbindung herzustellen.
Mein Schlaganfall Anfang August 2019 kam für mich sehr überraschend, denn ich lebe gesund und treibe viel Sport. Mit 63 Kilogramm bin ich nicht übergewichtig und trotz meiner 81 Jahre in gutem Allgemein- und Ernährungszustand. Und trotzdem bemerkte ich seit Längerem eine sich steigernde Kurzatmigkeit, mein Hausarzt stellte einen nicht zufriedenstellenden LDL-Wert fest. Das alles begann rückblickend vor drei Jahren nach einem Kriebelmückenstich im Ellbogenbereich, den der Arzt mit Antibiotika zu behandeln ablehnte. Nach diesem Stich war mein Urlaub von ständig erhöhtem Puls gestört, Monate danach verliefen die Nächte mit sehr kurzen Schlafzeiten. Noch heute verspüre ich Kribbeln und Jucken an dieser Stelle. In der letzten Woche wurde ich nach einem Schlaganfall mit Sprachstörung aus dem Krankenhaus entlassen und nehme jetzt Betablocker und Blutverdünnungsmittel. Es sind weitere Kontrollen der Herzfrequenz und kardiologische Kontrollen der mittelgradigen Mitralklappeninsuffizienz angeordnet. Für mich bleibt die Frage offen: Besteht ein Zusammenhang zu dem nicht behandelten Mückenstich vor drei Jahren? (Anneliese)
Die Frage kann ohne genaue Kenntnisse der Befunde nicht hinreichend beantwortet werden. Sie sollten dies zunächst mit Ihrem Hausarzt näher erörtern und dann gegebenenfalls gemeinsam weitere Schritte einleiten.
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