Wo Tolkien zur Messe ging...
Das Oratorium von Birmingham in England hat liturgische Änderung angekündigt. In Zukunft wird die Sonntagsmesse der Gemeinschaft wieder im überlieferten Ritus gefeiert.
Das Oratorium ist eine vom hl. Philipp Neri (1515-1595) gestiftete Weltpriestergemeinschaft. Der Name stammt vom Lateinischen „orare“, d.h. beten.
Aus einer Gebetsgruppe des hl. Philipp entstand ein Gemeinschaftsleben von Klerikern, das in seiner Vorbildlichkeit bald über den römischen Wirkungskreis des milden Heiligen herausstrahlte.
Die Lebensweise der Oratorianer wurde später auch von Gemeinschaften in anderen Ländern übernommen. Heute gibt es weltweit 81 Hausgemeinschaften, so genannte „Kongregationen“ des Oratoriums, die in einer losen Föderation verbunden sind.
Das Oratorium von Birmingham wurde von keinem Geringeren als dem seligen Kardinal John Henry Newman (1801-1890) gegründet, der 1845 vom Anglikanismus zur katholischen Kirche konvertierte. 1847 empfing er in Rom die Priesterweihe und führte bald darauf die Lebensweise des hl. Philipp Neri in England ein.
Newman gründete „sein“ Oratorium in Birmingham, der zweitgrößten Stadt Englands, um dort unter den Katholiken in der Diaspora wirken zu können. Nach seiner Erhebung zum Kardinal 1879 wurde das Haus mit der schönen Kirche auch das „Oratorium des Kardinals“ genannt.
Das Oratorium von Birmingham hatte durch viele Jahrzehnte eine große Ausstrahlung auf die Katholiken in Großbritannien.
Aus der eigenen Internatsschule gingen zwei große Schriftsteller hervor, nämlich Hilaire Belloc (1870-1953 und J.R.R. Tolkien (1892-1973).
Die Rückkehr zur alten Liturgie ist ein hoffnungsvolles Zeichen.
Der berühmteste Zögling des Birmingham-Oratory: John Ronald Reuel Tolkien, Professor für englische Sprache an der Oxford-University und Verfasser des "Herr der Ringe"- Epos.
Dem katholischen Glauben, dessen Grundlage im Oratory gelegt worden war, blieb er zeitlebens treu. In einem Interview, das Tolkien kurz vor seinem Tode gab, betonte er noch einmal seine enge Verbundenheit mit der Kirche: „Ich bin ein überzeugter römisch-katholischer Christ.“
Sein ältester Sohn, John Francis Reuel (1917–2003), wurde am 10. Februar 1946 zum katholischen Priester geweiht und las bei der Beerdigung seines Vaters die Messe.
Interessant ist eine kurze Begebenheit aus seinem Leben, welche den Anstoß gab, die Trilogie von dem wundersamen Ring zu schreiben.
Tolkien las im Rahmen einer altenglichen Literaturvorlesung das Werk "Crist" des angelsächsischen Dichters Cynewulf (9. Jahrhundert). Es ist eine Sammlung religiöser Dichtung, wie der Name schon anzeigt. Zwei Zeilen des Gedichtes waren ihm die zündende Idee seiner Geschichte von Mittelerde:
"Eala Erandel engla beorhtast
ofer middangeard monnum sended"
Heil dir Earendel, strahlendster Engel,
über Mittelerde den Menschen gesandt
Mit "middangeard", übersetzt als "Mittelerde" meint der christliche Verfasser die Welt der Menschen. Tolkien beschreibt die Wirkung, welche diese Zeilen auf ihn machten:
"I felt a curious thrill, as if something had stirred in me, half wakened from sleep. There was something very remote and strange and beautiful behind those words, [...] far beyond ancient English."
Leider gibt es immer wieder Katholiken, welche die Phantasiegeschichte von Tolkien mit perversen Schriften wie Harry Potter oder ähnlichem in einen Topf werfen. "Pervers" ist hier im wörtlichen Sinn gemeint, "pervertiert", "verkehrt". Denn bei Harry Potter verwendet der Held der Erzählung all das, was in jedem Märchen nur die Bösen tun: Hexensprüche, Zaubertränke, Verfluchungen usw. Ja, er besucht sogar ein okkultes College, Hogwards. Das ist die Umkehrung einer Märchenerzählung, von der Kinoindustrie subtil-kinderfreundlich verfilmt.
Für Interessenten empfehlen wir zum Einstieg das Buch von Gabriele Kuby: "Harry Potter - Der Herr der Ringe. Unterscheidung tut not".
Diese kurzen Anmerkungen zu "Herr der Ringe" beziehen sich nicht auf die Verfilmung. Diese ist aufgrund von Peter Jacksons (der im Horrorfilm-Genre tätig war) Realismus für das Böse bestimmt nicht für Kinder geeignet.